Berg:Die Frist läuft

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Genz muss den schwarz gebauten Mörserturm bis Anfang April abreißen, das Landratsamt bereitet sich auf Abbruch vor.

Sabine Bader

Diesen Tag dürften sich sowohl Landrat Karl Roth als auch Siegfried Genz im Kalender rot anstreichen: 8.April 2011. Bis dahin nämlich muss der schwarz gebaute Mörserturm auf dem Gelände des Berger Kaufmanns abgerissen sein. Ende Januar hat das Landratsamt Starnberg Genz dies per Bescheid mitgeteilt und die Ersatzvornahme, wie es im Beamtendeutsch heißt, für den Fall angedroht, dass der Unternehmer den Turm nicht freiwillig beseitigt.

Berg Genz feiert Sonnwend Berg Siegfried Genz feiert Sonnwend 2003, hier der Mörserturm (Foto: STA)

Ganz wohl dürfte also auch Roth und seinen Baufachleuten nicht zumute sein, wenn sie an jenes Datum denken. Zumal nicht unbedingt zu erwarten ist, dass Genz den Turm innerhalb der nächsten zwei Monate freiwillig einreißen lässt. Schließlich hat er in den Vergangenheit keine Kosten und Mühen gescheut, seinen Schwarzbau zu retten. Durch alle Instanzen stritt er sich vor Gericht. Und als das nichts half, kamen seine ehemaligen Anwälte auf die Idee, den Bau zur Sternwarte umzufunktionieren. Das Justizspektakel begann von Neuem, bis der Verwaltungsgerichtshof in München im November vergangenen Jahres auch der Sternwarte-Idee eine Absage erteilte. Eine Revision gegen das Urteil der höchsten bayerischen Verwaltungsrichter ist nicht zugelassen. Genz hat allerdings seine rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft und sich über die Nichtzulassung beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig beschwert. Über die Beschwerde ist noch nicht entschieden.

Fast zeitgleich hat Genz' Ehefrau Verena den Bau eines Museumsturms bei der Gemeinde Berg beantragt. Das Gremium lehnte einstimmig ab, auch das Landratsamt sagte Nein. Ein Votum, das nicht überrascht: Hatten es die Behörden doch bereits zuvor mehrfach abgelehnt, den 1996 ohne Genehmigung errichteten Turm nachträglich zu sanktionieren - weder in seiner Eigenschaft als Aussichtsturm mit einer Sammlung Apothekermörsern im Inneren noch als Sternwarte.

Der neuerliche Antrag aus dem Hause Genz hat nach Auskunft des Landratsamtes keine aufschiebende Wirkung. Das bedeutet, die Behörde muss sich vorsorglich darauf vorbereiten, den Abriss des Mörserturms zu erzwingen. Da muss nicht nur ein Abbruchunternehmer für die groben Arbeiten gefunden werden. Es geht auch um Kostenschätzungen und die Meinungen von Juristen, Gutachtern und Sachverständigen. "Einen Fall wie diesen hat es meines Wissens im Landkreis noch nie gegeben", sagte gestern Amtssprecher Stefan Diebl. Landrat Karl Roth ist dennoch nicht verzagt. "Der Verwaltungsgerichtshof hat uns ganz massiv den Rücken gestärkt. Wir sind es den anderen Landkreisbürgern schuldig, hart zu bleiben und den Schwarzbau zu beseitigen", sagt Roth.

© SZ vom 09.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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