Bayerischer Hof:Drei Experten, zwei Meinungen

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Das denkmalgeschützte Hotel Bayerischer Hof bleibt weiterhin geschlossen, ein staatlich geprüfter Gutachter soll den Zustand des Hauses beurteilen. (Foto: Nila Thiel)

Ein weiterer Fachmann glaubt, dass das Hotel in Starnberg zu retten ist. Das Verwaltungsgericht München lehnt eine Wiedereröffnung ab

Von Peter Haacke, Starnberg

Die Diskussion um das seit Dezember geschlossene Hotel Bayerischer Hof nimmt nun richtig Fahrt auf: Einen Hinweis darauf, dass das 1865 erbaute Haus möglicherweise in besserem Zustand ist als gedacht, liefert ein Fachmann aus Ebersberg: Georg Wust, Nachweisberechtigter für Standsicherheit und Technischer Berater beim Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmerhandwerks. Er kommt in einer Expertise zum Ergebnis: Eine Einsturzgefährdung des Gebäudes sei in keiner Weise gegeben, die Standsicherheit sei - ungeachtet der im Einzelnen notwendigen Maßnahmen - gewährleistet. "Aus den gegebenen Umständen ist eine komplette Schließung des Hotelbetriebs nicht begründet", erklärt Wust. Das Hotel bleibt dennoch geschlossen: Das Verwaltungsgericht München hat einen Eilantrag des Pächters auf Wiedereröffnung abgelehnt, die Nutzungsuntersagung für das Haus bleibt somit weiter bestehen.

Die neue Expertise zum Zustand des Bayerischen Hofes dürfte Stadtrat und Stadtverwaltung bei ihrer Entscheidungsfindung weiter unter Druck setzen. Bürgermeister Patrick Janik ist die emotionale Verbundenheit der Starnberger zum historischen Gebäude am Bahnhofsplatz bewusst, eine Sanierung scheint nun die erste Wahl zu sein. Fünf Stadtratsfraktionen - CSU, FDP, Grüne, UWG und SPD - haben ihre Überlegungen zum Bayerischem Hof und zur Villa Bayerlein skizziert. Hinzu kommen Ideen des ehemaligen Kreisbaumeisters Helmut Rauscher, des Naturschützers Hans-Jochen Iwan sowie unzähliger Bürger, die sich ans Rathaus wandten.

Diplom-Ingenieur und Zimmerermeister Georg Wust, den die ehemalige BLS-Stadträtin Marion Berger auf eigene Kosten engagierte, hatte den Bayerischen Hof am 7. April inspiziert. Er richtete sein Augenmerk auf die Dachkonstruktion und die angeblich einsturzgefährdete Decke über dem "Café Prinzregent". Eine akute "Gefährdungslage für Leib und Leben" durch Einsturzgefahr, wie es Bürgermeister Patrick Janik im Dezember formulierte, vermochte Wust nicht zu erkennen.

Zwar seien mindestens zwei Deckenbalken durch Hausbockbefall geschädigt und müssten ersetzt werden; ohnehin sollten alle Deckenbalken überprüft werden. Doch "eine Einsturzgefahr besteht derzeit keinesfalls", so Wust. Das Gleiche gelte für die Konstruktion über dem Café: Trotz starker Verformungen "ist die Decke offensichtlich noch standsicher, Schäden an der unterseitigen Stuckdecke sind nicht erkennbar", heißt es. Bei der Ortsbesichtigung gab es eine Art Belastungstest: Neben dem vorhandene Mobiliar im darüber liegenden Zimmer befanden sich "teilweise fünf Personen auf der Decke, wobei bei entsprechend intensiver Begehung keine erkennbaren außergewöhnlichen Schwingungen zu beobachten waren", erklärt Wust. Sollte das Zimmer unbenutzt bleiben, "würde aus sicherheitstechnischen Gründen der Nutzung des darunterliegenden Café Prinzregent nichts im Wege stehen".

Wusts Beurteilung deckt sich mit der Einschätzung des Zimmerermeisters Franz Sailer aus Berg, der das Haus im Februar untersucht und ebenfalls keine Gefährdungslage erkannt hatte. Ganz im Gegensatz zu Statiker Ernst Schilcher, der im Dezember ein erhebliches Gefährdungspotenzial geltend gemacht hatte, woraufhin das Landratsamt die Nutzung des Bayerischen Hofs untersagte. Hotelpächter Nicolas Schrogl erhob dagegen Klage beim Verwaltungsgericht München, sein Eilantrag auf Wiedereröffnung des Hauses sei aber vergangene Woche abgelehnt worden, teilte ein Landratsamtssprecher mit. Das Gericht werde einen staatlich geprüften Fachmann beauftragen, eine Entscheidung soll im Hauptklageverfahren fallen; ein Termin steht noch nicht fest. Schrogl behält sich weitere juristische Schritte vor, darunter gegen die Kündigung des Pachtvertrags durch die Stadt zum 31. August.

Der Bauausschuss befasst sich am Donnerstag, 22. April (Beginn: 18 Uhr), in öffentlicher Sitzung mit der Thematik, am Montag, 26. April, debattiert der Stadtrat über den Bayerischen Hof.

© SZ vom 21.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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