Ballett:Traumhafte Märchenwelt

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Die Schüler der Musikschule Gilching nehmen die Zuschauer in der Aula des Gymnasiums mit auf eine spannende Reise. Mit zum Erfolg des Ballettstücks von "Peterchens Mondfahrt" hat die Choreografie von Hannelore Husemann-Sieber beigetragen

Von PAtrizia Steipe, Gilching

Der kleine Maikäfer Sumsemann hat sein sechstes Beinchen verloren. Er versucht es mit Hilfe der Kinder Anneliese und Peter in einer Reise voller Abenteuer vom Mond zurückzuholen. Aus dem Kinderbuchklassiker von Gerdt von Bassewitz hat Hannelore Husemann-Sieber, Leiterin der Ballettabteilung der Musikschule Gilching, 1995 die Choreografie für ein Märchenballett "Peterchens Mondfahrt" geschrieben. Das Besondere daran ist, dass alle Kinder - von den Anfängern bis zu den Solotänzerinnen - integriert werden können. Die Musik komponierte Wolfgang Zoubek im Auftrag des Kunstforums Gilching. Zum Gedenken an den 2007 verstorbenen Musiker, gab es eine Neuauflage des Balletts.

In monatelangen Proben hatten die Ballettschüler das abendfüllende Stück einstudiert, doch dann kam Corona. Um während der Gilchinger Kulturwoche auftreten zu können, musste das Ganze gekürzt und auf eine Stunde verdichtet werden. Für das Ballettensemble war dies ein unglaublicher Kraftakt. Er hat sich gelohnt.

Von der ersten Sekunde an gelang es der Balletttruppe in der Aula des Gymnasiums die Zuschauer in eine zauberhafte Märchenwelt zu entführen. An erster Stelle Peter (Anton Guntz), Anneliese (Elisabeth Aumiller) und Alaina Kocialkowski als entzückender Maikäfer Sumsemann begleitet vom Sandmann (Christina Holy). Die durchgehenden Einsätze und Tänze bewältigten sie hochkonzentriert und dennoch mit einer spielerischen Leichtigkeit.

Eine Wiese mit diesen Sternenkindern kann wirklich verzaubern, vor allem in Kombination mit sphärischen Klängen. (Foto: Arlet Ulfers)

Ein großer Teil des Erfolgs der Aufführung gebührt auch dem JumbleX-Orchester (Jugendensemble für Neue Musik Bayern) unter der Leitung von Johannes Schachtner. Die geheimnisvollen und poetischen Melodien, die Wechsel von Tempi und Tonarten orientierten sich einfühlsam an den Bewegungen der Tänzer und ließen die Musik dadurch sichtbar werden. Ein gleichlautendes Motiv in der Musik von Zoubek zog sich beispielsweise wie ein roter Faden durch das Stück - quasi ein Erkennungszeichen für die Kinder und ihre Begleiter.

Eines der bezauberndsten der insgesamt sieben "Bilder" war die Sternenwiese. Die kleinen in goldene Kleidchen und Sternenkopfschmuck gewandeten Sternenkinder in Kombination mit glockenhellen Xylofon- und Klaviergeklimper sowie einem tiefen Grundbass wirkten sphärenhaft. Mit bemerkenswerter Präzision bewältigten die Kinder den langen Tanz. Überhaupt überzeugten die Gruppentänzerinnen - von den zarten Tautropfen mit dem quirligen Taumariechen (Elena Engelhardt) bis zu den luftigen Schneeflocken mit Schneekönigin (Sarah Abele) - mit fließenden und synchronen Bewegungen.

Maikäfer Sumsemann (Alaina Kocialkowski) hält kurz inne. (Foto: Arlet Ulfers)

In vielen Solopartien konnten die fortgeschrittenen Ballerinnen der Musikschule ihr tänzerisches Können unter Beweis stellen und in die Spitzenschuhe schlüpfen. Da gab es eine Blitzhexe (Eva Michl) und Wolkenfrau (Lisa Brandt), ein Holländermädchen als Frau Holle (Marie-Sophie Langer), Windliese (Veronika Zormaier), Sturmriese (Elisabeht Pabst), Regenfritz (Elena Krall) und Eismax (Raphaela Hutter), den Milchstraßenmann (Pauline Tropchug) und den bösen Mondmann (Ellen Papelitzky). Die Rolle der Mutter und Nachtfee tanzte Julia Biehler.

Kaum sattsehen konnte man sich an den farbenprächtigen Kostümen von Bühnenbildnerin Christiane Weber. So war Mara Bauer als Morgenröte anfangs noch in ein schwarzes Cape gehüllt, das sie dann abwarf, um begleitet vom Crescendo der Musik in einem rot- goldenen Sonnenkleid den Morgenbeginn zu interpretieren.

Am Schluss sieht man Peter und Anneliese wie anfangs schlafend in ihren Betten. War alles doch nur ein Traum?

Tosender Applaus ließ die kontrollierten Gesichtszüge aus der Vorstellung einem Strahlen über das ganze Gesicht weichen. Als Hannelore Husemann-Sieber an der Hand der Maikäfertänzerin auf die Bühne kam, brandete ein gigantischer Beifall für die Grande Dame der Gilchinger Ballettszene auf.

© SZ vom 19.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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