Ateliertage Berg/Icking:Rätselhafte Geschichten

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Juschi Bannaski und Roman Wörndl präsentieren bei den Ateliertagen Berg/Icking an den kommenden beiden Wochenenden Malerei und Videoinstallationen zu aktuellen Themen, ohne dem Betrachter ein schlechtes Gewissen zu vermitteln.

Von Ute Pröttel, Berg

Sie leben ihre Kunst. Das Künstlerehepaar Juschi Bannaski und Roman Wörndl führt ein offenes Haus, in dem nicht nur Kunstschaffende herzlich willkommene Gäste sind. Die eine Seite ihres Domizils nimmt ein lichtdurchflutetes Atelier auf zwei Ebenen ein, dass an den kommenden beiden Wochenenden wieder zum Ausstellungsraum wird. "Dieses Jahr werde ich nix aufräumen", hat die Malerin Juschi Bannaski beschlossen. Alles wird so bleiben, wie es auch das Jahr über ist.

Drei Tage vor den Ateliertagen sind noch die Teilnehmer von Bannaskis Malschule zu Gange. Sie arbeiten selbständig. Nur einmal pro Woche unterrichtet die in Madrid und München ausgebildete Künstlerin. Im oberen Teil des Ateliers steht Bannaskis schwenkbare Staffelei, auf der ihre vielschichtigen Bilder entstehen. In den letzten Jahren waren das praktisch ausschließlich Hinterglasbilder. Sie zeichnen sich durch eine besonders leuchtende Strahlkraft aus. Bannaski liebt kräftige Farben. Und noch viel mehr liebt sie deren Herstellung: Der Tisch neben der Staffelei ist überfüllt mit Gläsern und Plastikschälchen, die in allen vorstellbaren Farben leuchten.

Roman Woerndl und Juschi Bannaski mit Hund Beppo bereiten sich auf die Ateliertage am kommenden Wochenende vor. (Foto: Arlet Ulfersel)

So recht will die Malerin aber das Geheimnis ihrer Farben nicht lüften. Nein, Acrylfarben sind es nicht, die sie verwendet. Sie mischt die Farben selber, malt erst figürliche Szenen und gießt dann Farben darüber, die sie mithilfe ihrer schwenkbaren Staffelei fließen lässt oder abrupt stoppt, wieder abtupft, neue Szenen hinein malt oder ritzt. So entstehen Schichten und Strukturen, die Geschichten erzählen oder ein Rätsel bilden. Wie zwei Bilder, die Bannaski inspiriert vom diesjährigen Motto der Ateliertage "Vergessenes" gemalt hat: Es sind bildnerische Dokumente zweier Filme, in denen etwas vergessen wurde.

Film und bewegte Bilder sind die gemeinsame Leidenschaft von Bannaski und Ehemann Roman Wörndl. Für das Fünf Seen Filmfestival organisieren sie seit einigen Jahren den Wettbewerb "Video-Art". Gerade war der diesjährige Gewinner Ascan Breuer, ein junger Dokumentarfilmer aus Wien, bei ihnen zu Gast. Wörndls Video-Installation "Herbei" (2:50 Minuten), die er erstmals bei den Ateliertagen zeigt, ist unverkennbar von Breuers Arbeit "Paradise Later" beeinflusst.

Wörndl verbindet darin ein Prosa-Gedicht mit einer in einem Take durchgedrehten Aufnahme eines wogenden Ozeans. "Wir greifen natürlich aktuelle Themen auf", sagt Wörndl. "Was wir aber nicht wollen, ist dem Betrachter ein schlechtes Gewissen zu vermitteln." So schwimmt in Wörndls Video dann auch nicht - wie vielleicht erwartbar - der Plastikmüll durchs Video. Vielmehr verbinden sich in seinem Werk Bild und Text im Rhythmus des Meeres.

Auch Bannaskis Arbeit "Vergessene Schwestern", das verschiedene Sorten von Bienen zeigt, nimmt Bezug auf das aktuelle Phänomen des Bienensterbens, verzichtet aber auf den didaktischen Zeigefinger. Wortwörtlich nimmt Wörndl dagegen das Thema "Vergessenes" mit der zweiten Arbeit, die er zu den diesjährigen Ateliertagen ausstellt: Eine aus 45 Teilen bestehende Collage aus dem Jahr 1992, die er lange Zeit vergessen hatte. Sie entstand im Nachgang zu einer Reise nach Argentinien im Jubiläumsjahr 500 Jahre nach der Entdeckung Amerikas. Anders als sonst üblich stellt dieses Jahr allerdings kein Gastkünstler im Atelier Bannaski/Wörndl aus, "sonst hätte ich doch noch aufräumen müssen", meint lachend Juschi Bannaski.

Atelier Martinsholzer Straße 16, Aufkirchen. Geöffnet am Samstag und Sonntag, 22./23. und 29./30. September, jeweils von 12 bis 18 Uhr

© SZ vom 20.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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