Asyl:Von Zeichen und Wundern

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Recht zufrieden mit der neuen Containeranlage in Inning zeigen sich Landrat Karl Roth und Bürgermeister Walter Bleimaier am Dienstagnachmittag. (Foto: Nila Thiel)

Auch wenn nicht alle den Bürgern bekannten Flüchtlinge in Inning wieder einziehen können - eine syrische Familie kommt doch zurück

Von Astrid Becker, Inning

Für Beatrice Bourcier muss es ein schönes Weihnachten sein. Zumindest ein recht besonderer Wunsch geht für sie in Erfüllung: Die syrische Familie, die die 40-Jährige im Sommer in der Notunterkunft kennenlernte und der sie ein Buch widmete ("Mein Sommer mit den Flüchtlingen"), wird in die am Dienstag übergebene neue Containeranlage in der Ammerseegemeinde einziehen. Insofern ist das eine erstaunliche Nachricht, weil die Regierung von Oberbayern dem Wunsch vieler Inninger, die Flüchtlinge, mit denen sie in Kontakt stehen, wieder zurückzuholen, nicht entsprechen kann.

Geäußert hatten viele Bürger dieses Anliegen während der Informationsveranstaltung am 27. November. Landrat Karl Roth versprach daraufhin, sich persönlich dafür einzusetzen, dass genau diese Asylbewerber in die damals noch im Bau befindliche Anlage beziehen dürften. Doch die Regierung lehnte dies aus logistischen Gründen ab, die Liste der Inninger war wohl zu lang.

Umso erfreuter zeigte sich nun auch Roth, als er beim Tag der offenen Tür in der neuen Containeranlage am Dienstagnachmittag wenigstens von der Rückkehr der syrischen Familie erfuhr. Die Familie, um die es geht, hat drei Kinder, ein viertes soll im März geboren werden. Eine der Töchter hat bei einem Bombenangriff schwere Verbrennungen erlitten. Ihr will Bourcier mit den Einnahmen aus ihrer Buchveröffentlichung helfen. Dass dies nun für sie einfacher wird, weil das Mädchen in Inning leben wird, hat sie ihrer Mutter zu verdanken: "Sie hat die Regierung so lange genervt, bis diese nachgegeben hat."

Die Familie wird nun eine der 16 neuen Wohneinheiten in der Containeranlage beziehen, möglicherweise bereits noch im Laufe des Mittwoch - bis Redaktionsschluss erwartet das Landratsamt die ersten 53 Bewohner dort. Es handelt sich dem Vernehmen nach um Menschen aus Afghanistan, Syrien, Somalia, Irak und aus Nigeria. Wie es heißt, werden es sich wohl alleinstehende Flüchtlinge, aber auch um ganze Familien sein. 15 davon ziehen aus Steinebach nach Inning um, weil ihre Unterkunft in der Hauptstraße sich als nicht bewohnbar erwiesen hatte. Die Wände in den Zimmern wurden feucht und schimmelten, Nachbesserungen sind dort dringend vonnöten.

In der neuen Containeranlage direkt gegenüber der Mehrzweckhalle, die in diesem Jahr zwei Mal als Notunterkunft für etwa 200 Flüchtlinge gedient hatte, ist hingegen alles für die Ankunft der neuen Bewohner fertiggestellt. Und auch das Interesse der Bürger, wie diese Menschen untergebracht werden, ist groß. Mindestens 100 Inninger haben die Anlage am Dienstagnachmittag besichtigt und zeigten sich damit zufrieden. Zwar stießen sich manche zunächst an der Farbgebung - mintgrün für die Wohncontainer, terracottarot für die Sozialbauten -, mussten jedoch dann zugeben, dass die Alternative steriles Weiß auch nicht gerade hübsch gewesen wäre. Kleinere Nachbesserungen sollen dort ebenfalls noch geschehen: Da ist ein Fenster, das sich schlecht verriegeln lässt und von Roth höchstpersönlich bemängelt wurde, und da sind auch noch die Müllcontainer, auf die Spaziergänger und Autofahrer direkt blicken müssen. Dieser Anblick soll nun mit einer Hecke oder mit Büschen verschönert werden.

© SZ vom 24.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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