Asyl:Schlüssel zur Integration

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Mario Kuri übergibt vor der Starnberger Unterkunft symbolisch den Schlüssel an Farahnaz Nejadensan. Mit dabei: Mehmet Pekince, Katja Herzum, Andrea Betz. (Foto: Nila Thiel)

Innere Mission übernimmt Flüchtlingsbetreuung und kritisiert Vorgabe, dass ein Berater für 260 Menschen zuständig ist

Von Manuela Warkocz, Starnberg

Der Empfang für die neuen Flüchtlingsbetreuer im Landkreis fiel am Dienstag kurz, aber warmherzig aus: "Herzlich willkommen und vielen Dank, dass Sie die Aufgabe übernommen haben", begrüßte Mario Kuri, Unterkunftskoordinator der Regierung von Oberbayern, die Mitarbeiter der Inneren Mission. Vor der lindgrünen Gemeinschaftsunterkunft an der Petersbrunner Straße in Starnberg überreichte er im Beisein von Andrea Betz einen symbolischen Schlüssel.

Betz leitet die Abteilung Flüchtlinge, Migration und Integration der Inneren Mission in München. Sie will mit zehn Mitarbeitern, darunter etlichen in Teilzeit, eine möglichst dezentrale Flüchtlingsbetreuung im Landkreis aufbauen - mit kurzen Wegen für die 1500 Betroffenen und die ehrenamtlichem Helfer an 14 Standorten. Das evangelische Hilfswerk hat kurzfristig die Aufgaben des Vereins "Hilfe von Mensch zu Mensch" (HVMZM) übernommen. Der Verein kümmerte sich seit 2014 um Flüchtlinge, ist aber im Dezember im Landkreis an Finanzierungsfragen gescheitert. "Die Anfrage bekamen wir kurz vor Weihnachten, jetzt starten wir", umreißt Andrea Betz beim Gespräch im kargen Büro-Container den knappen Vorlauf.

Ein Mitarbeiter und zwei Mitarbeiterinnen legen mit Betz los, haben an diesem Dienstag ihren ersten Arbeitstag in Starnberg: Mehmet Pekince, Fahranaz Nejadensan und Katja Herzum. Letztere war schon für den vorherigen Träger HVMZM tätig und wurde von der Inneren Mission übernommen. Die Soziologin kennt sich mit der jeweiligen Situation in den einzelnen Unterkünften gut aus. Sie weiß, dass etwa für die Leute aus der Unterkunft Starnberg II in Percha die Beratung problemlos weiter in der Petersbrunner Straße angeboten werden kann. Die erfahrene Flüchtlingsberaterin ist auch ein bekanntes Gesicht für die Koordinatoren der ehrenamtlichen Helferkreise. Mit ihnen habe die Zusammenarbeit zuletzt "sehr gut" geklappt, so Herzum. Als zum Jahresende das Aus für den Verein HVMZM bekannt geworden sei, "war da Entsetzen". Inzwischen überwiege wieder Zuversicht, weil mit der Inneren Mission ein neuer Träger hauptamtlich für die Betreuung zuständig ist.

Mit Herzum arbeitet Fahranaz Nejadensan als Flüchtlingsberaterin, ebenfalls Soziologin und aus dem Iran stammend. Sie ist seit sieben Jahren für die Innere Mission tätig; der Politologe Mehmet Pekince seit eineinhalb Jahren. Alle Mitarbeiter habe das Innenministerium als Fachpersonal genehmigt, hebt Betz hervor.

Das Innenministerium ist es auch, das den Personalschlüssel stark gekürzt hat. War früher ein Mitarbeiter für 150 Flüchtlinge zuständig, was laut Herzum "auch schon sehr viel war", muss sich seit 1. Januar 2018 mit Inkrafttreten der bayerischen Beratungs- und Integrationsrichtlinie einer um etwa 260 Menschen kümmern. Für den Landkreis sind sieben Vollzeitstellen genehmigt. "Wir müssen schauen, wie wir aus diesem Schlüssel das Beste machen und nah an den Menschen sind", sagt Betz, die das Team sukzessive aufbauen wird.

Demnächst würden alle Standorte besucht, um zu entscheiden, wo zum Beispiel welche Beratungszeiten angeboten werden. Das Landratsamt werde alle ehrenamtlichen Koordinatoren zu einem Treffen einladen, um die Mitarbeiter des neuen Trägers vorzustellen. Die Flüchtlingsberater haben ein ganzes Paket an Aufgaben zu stemmen: Sie sind unter anderem für alle Fragen rund um Asylverfahren zuständig, vermitteln Deutschkurse und Kenntnisse über das deutsche Bildungs- und Gesundheitswesen, betreiben Konfliktmanagement in den Unterkünften, helfen anerkannten Flüchtlingen bei der Wohnungssuche und bei der Integration in Schule und Beruf.

© SZ vom 16.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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