Arbeitsmarkt in Starnberg:Wie Unternehmer Auszubildende umgarnen

Lesezeit: 2 min

Brot und Not: Bäckereien tun sich mit dem Nachwuchs schwer, einige von ihnen haben die Suche nach Lehrlingen schon aufgegeben. Andere Unternehmen wiederum ködern Azubis mit dem Grundnahrungsmittel: Sie bieten ihren Mitarbeitern frisches Brot und Obst an, eine Joghurt-Flat und Getränke. (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Weil sie keine Lehrlinge mehr finden, locken Starnberger Arbeitgeber junge Leute mit besonderen Vergünstigungen.

Von Paula Rentzsch, Starnberg

Das Ausbildungsjahr beginnt, doch viele der Lehrstellen sind unbesetzt. Für einige Unternehmen scheint die Lage so gut wie aussichtslos zu sein, denn pro Bewerber gibt es fast drei vakante Stellen, so die Zahlen der Agentur für Arbeit. Demnach müssen sich die Unternehmen immer mehr einfallen lassen, um potenzielle Lehrlinge für sich zu gewinnen.

"Kein einziger hat eine Bewerbung geschickt, was soll man da sonst noch sagen", sagt die Besitzerin einer Bäckerei, die nicht namentlich genannt werden möchte. Anderen scheint es ähnlich zu gehen: Viele Arbeitgeber sind frustriert und wissen nicht mehr weiter, einige scheinen aufgegeben zu haben. Aktuell sind noch 216 Stellen im Landkreis Starnberg unbesetzt. Spitzenreiter der Negativliste: Handel, Vertrieb, kaufmännische Dienstleistungen und Tourismus mit 114 freien Plätzen. 46 Auszubildende fehlen alleine im Verkauf.

Bei den weiblichen Aspiranten sind vor allem die Ausbildung zur Kauffrau und zu medizinischen Fachangestellten beliebt. Von den jungen Männern gingen die meisten Bewerbungen für Kfz-Mechatroniker und Verkäufer ein. Aber selbst in diesen Branchen gibt es keinen Überschuss an Anwärtern.

Einige der Betriebe haben auf den Bewerbermangel reagiert und Ideen entwickelt, um ihre Unternehmen attraktiver zu machen. Die Rezepte fallen allerdings sehr unterschiedlich aus. Betriebe wie die Zimmerei Gansneder in Pöcking zum Beispiel setzten vor allem auf individuelle Betreuung, andere Unternehmen werben mit sogenannten "Azubi-Benefits". Anton Gansneder ist es wichtig, "die Auszubildenden nicht alle über einen Kamm zu scheren". Jeder bekomme da Unterstützung, wo er sie brauche, wie er sagt. Zum Beispiel können Auszubildende, die leistungsschwach in der Schule sind, zusätzliche Kurse absolvieren. Auch bestehe meist die Möglichkeit, die Firmenwerkstatt für eigene Arbeiten zu nutzen.

Prämien

1 / 2
(Foto: Robert Michael/dpa)

Einige Unternehmen fördern ihre Lehrlinge mit Prämien und anderen Zuschüssen. Bei Elektro Saegmüller in Starnberg bekommen die Azubis mit einem besonders guten Abschluss eine Prämie von bis zu 750 Euro. Außerdem kann das Gehalt nach dem zweiten Lehrjahr um bis zu 30 Prozent aufgestockt werden. Auch bei der Firma Trane in Krailling gibt es leistungsbezogene Azubiprämien. Mitarbeitergewinnung wird ebenfalls belohnt. prt

Smartphone

Smartphones werden dienstlich wie auch privat benötigt. Einige Firmen bieten ihren Auszubildenden Diensthandys an, die sie auch privat nutzen dürfen. Bei der Firma Saegmüller erhalten sie die Geräte nach der abgeschlossenen Probezeit. Trane gibt sie an die technischen Auszubildenden weiter, also diejenigen, die im Außendienst arbeiten. Mit Zuzahlung können die Mitarbeiter auch sehr hochpreisige Modelle bekommen. prt

Sport

2 / 2
(Foto: Britta Pedersen/dpa)

Sport ist in vielen Firmen mittlerweile unverzichtbar. Saegmüller in Starnberg bietet den Mitarbeitern einen Lauftreff und einmal wöchentlich Yoga an. Trane in Krailling fördert die Mitgliedschaft in Fitnessstudios und Sportvereinen. Außerdem haben Mitarbeiter die Möglichkeit, monatlich ein Dienstrad zu mieten. Der Tarif: ein Prozent des Kaufpreises. Beide Betriebe haben das Ziel, Teams beim Landkreislauf an den Start zu schicken. prt

Unternehmen wie Elektro Saegmüller in Starnberg und der Klima- und Kältespezialist Trane in Krailling bieten den Auszubildenden eine Reihe von Vergünstigungen an. Ihnen sei der Kontakt mit den Auszubildenden aber auch sehr wichtig, so werden die "Azubi-Benefits" zum Beispiel in Abhängigkeit von Pünktlichkeit und schulischen Leistungen gewährt. Eine Sprecherin von Saegmüller betont aber, dass es keineswegs nur um die Noten gehe. Außerdem unterstützt die Firma unter anderem die Azubis, die mehr als 20 Kilometer vom Unternehmen entfernt wohnen, bei den Fahrtkosten. Leistungsprämien gibt es zum Beispiel in Form von Lohnerhöhungen. Das Gehalt der Lehrlinge, die ihre erste Gesellenprüfung nach dem zweiten Lehrjahr mit 2,0 oder besser ablegen, wird um 30 Prozent aufgestockt, bei denjenigen, die ein Ergebnis von 3,0 oder besser haben, wird um 15 Prozent erhöht.

Wie geht es aber nach der Ausbildung weiter? Oft müssen sich die Auszubildenden neue Stellen suchen, da die Betriebe nicht alle Lehrlinge übernehmen können. "Wir bilden aus, um zu übernehmen", meint indes Gaby Hennen, Personalleiterin von Trane. Auch bei Saegmüller müssen sich Auszubildende keine Sorgen machen. 2018 seien alle übernommen worden, so soll es auch in Zukunft sein.

Vorausschauender Lebensstil, Sport und gesunde Ernährung sind heutzutage fast schon ein Muss - um auf dem Arbeitsmarkt attraktiv zu sein, sollten die Unternehmen also auch in diesem Bereich punkten. Die Firmen verfolgen dabei verschiedene Strategien. Saegmüller beispielsweise versorgt seine Mitarbeiter mit frischem Obst, Getränken, Brot und einer "Joghurt-Flat". Was den Sport angeht, macht die Firma vor allem Angebote, die sich auf Veranstaltungen beziehen. Trane unterstützt auch private Aktionen und gewährt Zuschüsse für die Beitragszahlungen.

© SZ vom 30.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: