Hobby und Freizeit:Leidenschaft für Ostereier

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Hochwertige Kunst wird beim Ostereiermarkt verkauft, "keine Basteleien". (Foto: privat)

Gertrud Weiss richtet seit 30 Jahren den Ostereiermarkt in Andechs aus. Wie die Allgäuerin dazu kam und welche Ansprüche sie an die internationalen Aussteller stellt.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Andechs

Eier von Wachteln, Fasanen, Gänsen, Hühnern, Enten, Schwänen oder Straußen werden mit Bohrmustern geschmückt, vergoldet oder bemalt. Dazu gibt es Klosterarbeiten aus Zinn oder Wachs, und die Besucher können den Künstlern bei der Arbeit zusehen: Der Andechser Ostereiermarkt ist einer der größten in der Region und weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Von Freitag bis Sonntag, 8. bis 10. März, findet er in diesem Jahr zum 30. Mal statt.

Wie jedes Jahr treffen sich im Andechser Florianstadl etwa 45 Aussteller aus Deutschland und den Nachbarländern. Eine Frau der ersten Stunde ist Gertrud Weiss. Obwohl sie nicht in Andechs wohnt und selbst keine Eierkunst herstellt, ist der Ostereiermarkt ihr Baby. Denn seit seinem Bestehen organisiert sie die Veranstaltung, sorgt für ein breit gefächertes, niveauvolles Angebot und hält die teilnehmenden Künstler zusammen. "Wir sind wie eine große Familie", sagt Weiss, die aus München stammt und im Allgäu wohnt.

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Zum Ostereiermarkt kam sie aus Zufall. Weiss hat Betriebswirtschaft studiert, aber nicht gearbeitet. Ihr sei langweilig gewesen, sie habe eine Aufgabe gesucht, meint sie rückblickend. Freunde hatten ihr geraten, das Projekt Ostereiermarkt in Angriff zu nehmen. Auch der Standort Andechs war eine glückliche Fügung. Jedes Mal, wenn sie ihre Heimatstadt München besuchte, machte sie auf dem Nachhauseweg Station im Andechser Bräustüberl. Dort kam sie mit einem Pater ins Gespräch, dem sie erzählte, dass sie einen schönen Saal suche für einen Ostereiermarkt. Der Pater schlug ihr den Fürstentrakt im Kloster vor. Das Vorhaben war von Anfang an ein so großer Erfolg, dass die Veranstaltung schon bald aus Platzgründen in den Florianstadl verlegt wurde. Denn der Markt zieht nicht nur Aussteller aus nah und fern an, auch die Besucher kommen zum Teil von weit her.

Gertrud Weiss richtet seit 30 Jahren den Ostereiermarkt in Andechs aus. (Foto: privat)

Weiss erklärt den großen Andrang mit der breiten Palette des Angebots und der strengen Auswahl der Aussteller. "Man muss die Qualität hochhalten, aber auch für jeden Besucher soll etwas dabei sein", erklärt sie ihr Konzept. Es müsse hochwertige Kunst sein, "keine Basteleien", betont sie.

Wie sie erzählt, sind Aussteller früher bis aus Russland und der Ukraine gekommen. Dort habe die Eierkunst eine lange Tradition. Allerdings hat sie schlechte Erfahrungen gemacht, weil die Einreisebedingungen sehr kompliziert gewesen seien und sie für die Künstler persönlich bürgen musste. Als ein russischer Aussteller verschwand, habe sie viele Probleme bekommen. Seither verpflichtet sie nur noch Künstler aus Osteuropa, die in Deutschland leben.

Die Aussteller müssen sich an die "zehn Gebote" halten

Weiss hat zwar selbst keinen Stand, ist aber Ansprechpartnerin während der Veranstaltung. Jeder kann zu ihr kommen. Es gibt bei ihr strenge Regeln, an die sich die Aussteller halten müssen. Weiss nennt sie "die zehn Gebote". So kann sie Eifersüchteleien verhindern und es herrsche eine harmonische Atmosphäre. Streng verboten ist beispielsweise, dass am Stand gegessen wird. Im Gegenzug stellt sie die Verpflegung zur Verfügung. Dafür hat sie einen eigenen Mitarbeiter für die Küche verpflichtet. Drei weitere sorgen für den Standaufbau und -abbau oder stehen an der Kasse.

Da sie seit 15 Jahren ein Restaurant in der Nähe von Isny betreibt, hat die Allgäuerin Erfahrung mit Mitarbeiterführung. Zudem hat sie eine Eventagentur gegründet, um das ganze Jahr über Kontakt mit den Ausstellern zu halten und - was noch wichtiger ist - die Werbetrommel für die Veranstaltung zu rühren. Es komme nicht von ungefähr, dass Besucher aus Berlin und Südtirol anreisen, erklärt sie stolz. Das sei harte Arbeit. Weiss ist inzwischen 74 Jahre alt, aber ans Aufhören denkt sie noch lange nicht. "Es ist mein Hobby", sagt sie, auch wenn sie den Markt über Standgebühren und Eintritte selbst finanzieren muss.

Der Ostereiermarkt ist am Freitag von 14 bis 18 Uhr geöffnet, am Samstag und Sonntag jeweils von 10 bis 17 Uhr.

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