Kommunalwahl in Andechs:Vize-Landrat will Bürgermeister werden

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Kurz vor Fristende präsentiert die Andechser CSU den Biobauern Georg Scheitz als Bürgermeisterkandidaten. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Eigentlich wollte er kommunalpolitisch kürzer treten: Doch nun kandidiert Georg Scheitz in Andechs. Der frühere Bewerber war aus Krankheitsgründen abgesprungen.

Von Christine Setzwein, Andechs

Zweite Wahl zu sein, bedeutet in aller Regel nichts Gutes. Für die Andechser CSU könnte sie zum Glücksfall werden. Sie schickt nun Georg Scheitz ins Rennen um das Bürgermeisteramt, nachdem der ursprüngliche Bewerber Stefan Diebl seine Kandidatur aus Krankheitsgründen zurückgezogen hatte. Scheitz hat nicht nur in Andechs einen Namen, als Vize-Landrat habe er sich im ganzen Landkreis großes Ansehen erarbeitet, sagte der noch amtierende Landrat Karl Roth, ebenfalls Andechser, am Mittwoch bei der Nominierungsversammlung in Frieding. Dass Scheitz antritt, löste bei Roth ein Lächeln "bis zu den Ohrwascheln" aus.

Nach 24 Jahren im Gemeinderat Andechs - davon sechs als Vize-Bürgermeister -, nach zwölf Jahren im Kreistag und sechs Jahren als Vize-Landrat wollte Scheitz kommunalpolitisch eigentlich ein bisschen kürzer treten. Auf der CSU-Gemeinderatsliste für die Kommunalwahl am 15. März tritt er nur noch auf dem letzten Platz an, auf der CSU-Kreistagsliste belegt er immerhin Platz fünf. Bürgermeister von Andechs wollte er gar nicht werden. Diese Wahl hatte er schon einmal verloren: 2008 gegen Anna Neppel von der Bürgergruppe. Zu gern würde Georg Scheitz wieder mehr auf seinem Biohof arbeiten. Er war einer der ersten, der auf ökologischen Landbau umgestellt hat. Auf dem Tannhof in Erling hält der 52-Jährige 300 Ziegen und 200 Schweine. Umwelt und Natur sind Themen, die ihn beschäftigen und begeistern. Am Tag nach seiner Nominierung hält er im Landtag einen Vortrag über Landwirtschaft und Umwelt. Karl Roth beschreibt seinen Parteifreund so: "Schorsch ist von uns Schwarzen der Grünste."

Warum jetzt doch die Bürgermeisterkandidatur? Weil einiges passiert ist in den vergangenen Wochen. Da ist zum einen der Rückzug von Stefan Diebl. Der Sprecher des Landratsamts Starnberg wollte als Parteifreier, unterstützt von CSU und Grünen, Andechser Gemeindechef werden. Nach zwei Krankenhausaufenthalten zog der 50-Jährige seine Bewerbung zurück. Zum "Grundverständnis der Demokratie" gehört für Georg Scheitz aber eine echte Wahl, also eine Alternative zum Kandidaten der Bürgergruppe. Die CSU musste handeln, denn am diesem Donnerstag endete die Frist zur Abgabe von Wahlvorschlägen.

Scheitz überlegte - und fragte seine Familie. Sohn Georg, 24, beendet im Juli die Landwirtschaftsschule, ist dann Agrarbetriebswirt und kann den Betrieb übernehmen. Von Ehefrau Evi bekam er schließlich die "Greencard", sagt Scheitz. Ganz besonders motiviert habe ihn die Stimmung bei der Aufstellungsversammlung der CSU-Gemeinderatskandidaten. Der Elan der jungen Bewerber - "ich bin mit 52 der Älteste auf der Liste" - habe ihn mitgerissen, da sei er zu dem Schluss gekommen: "Da will ich dabei sein."

Die 18 stimmberechtigten CSU-Mitglieder wollen das auch. Einstimmig wurde Scheitz zum Bürgermeisterkandidaten gewählt, mit dem kräftigen Applaus hatte er wohl selber nicht gerechnet. Als Bürgermeister von Andechs möchte Scheitz die Identität der kleinen Ortsteile bewahren, ein offenes modernes Rathaus, solide Finanzen, die Bauernschaft und das Gewerbe stärken. Mit den Menschen reden, sich ihre Sorgen und Nöte anhören, sei ihm besonders wichtig.

Die Andechser Grünen wurden am Donnerstag überrascht von Scheitz' Nominierung. Ob sie den CSU-Mann auch unterstützen werden, "kann ich nicht sagen", so Ortsvereinssprecher Peter Schmaderer. Für Diebl hätten sich sie ja nur stark gemacht, weil er als Parteifreier antrat. Wie die Grünen mit einem Parteikandidaten umgehen, müsse erst diskutiert werden, sagte Schmaderer.

© SZ vom 24.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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