Ammersee:Rostiger Kiosk

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Der umstrittene Neubau in den Dießener Seeanlagen geht am Samstag in Betrieb

Von Armin greune, Dießen

Hoffentlich ist das kein übles Omen für die Saison: Bei acht Grad und Nieselregen hat Christine Gottschalk am Mittwoch offiziell den gerade fertiggestellten Kiosk in den Dießener Seeanlagen übernommen. Auch zur Eröffnung am Samstag um 10 Uhr sind die Wetteraussichten eher düster. Um so heller und freundlicher präsentiert sich ihr neuer Arbeitsplatz: Nach vier Jahren im beengten Container-Provisorium kann die Pächterin Kunden und Gäste künftig aus einem geräumigen Küchen- und Ladenbereich heraus bedienen.

Was lange währte, wird endlich gut: Im Gegensatz zur Planung verlief die Bauphase des markanten Kiosks den Winter über störungsfrei und der Betrieb kann, wie beabsichtigt, mit Beginn der diesjährigen Seenschifffahrt aufgenommen werden. Auch der Kostenplan von 405 000 Euro ist eingehalten worden: "Das wird wohl eine Punktlandung", meint Gustav Arnold vom Bauamt. Gottschalk lobt die gute Zusammenarbeit mit dem Rathaus und dem Architektenbüro von Torsten Kiefer, dessen Planung noch leicht abgeändert werden konnte, um ihr und ihren Mitarbeitern optimale Arbeitsbedingungen zu bieten. So wurde das Schiebefenster vor der Ausgabe vergrößert und aus Glas gefertigt. Auch der rückwärtige Raum des 37 Quadratmeter großen Kioskbereichs, in dem ein Teil von Küche und Lager untergebracht ist, erhielt Fenster zur Lüftung und Belichtung.

Aus Brotteig ist der symbolische Schlüssel, den Bürgermeister Herbert Kirsch Christine Gottschalk übergibt. (Foto: Nila Thiel)

Die minimalen Eingriffe nehmen dem Bauwerk nichts von seiner optischen Wirkung. Die Fassade aus angerostetem Rohstahl mit perforiertem Waldmuster gab zwar Anlass zum Spott - von "Rostlaube" und "KZ-Denkmal" war schon die Rede - doch der Kiosk ist ohne Zweifel als entschiedenes architektonisches Statement eine Attraktion für die Uferpromenade und den gesamten Ort. Auch die zunächst weniger auffällige Deckenkonstruktion mit diagonaler Kerbe im flach geneigten Dach verdient Beachtung.

Mit seiner Planung konnte Kiefer beim Architektenwettbewerb unter 163 Bewerbern den zweiten Platz belegen. Der Gemeinderat zog seinen Entwurf im Herbst 2017 dem der Juryfavoriten Christian Weinmann und Maximilian Koch vor, nachdem das Gremium 2015 schon einstimmig einen Bau mit drei asymmetrischen Satteldächern ausgewählt hatte. Doch ein Bürgerentscheid im März 2016 machte diese Pläne zur Makulatur: Fast 80 Prozent votierten für einen Baustopp und einen Wettbewerb, knapp 35 Prozent der Dießener hatten sich am Entscheid beteiligt.

Coffee to Go wird von Samstag an nur noch in Pfandbechern ausgeschenkt. (Foto: Nila Thiel)

So konnte am Mittwoch Bürgermeister Herbert Kirsch erst drei Jahre später als zunächst beabsichtigt den Schlüssel überreichen: "mit dem Wunsch, dass Sie weiter so viel Freude am Betrieb haben wie bisher". Gottschalk führt die Geschäfte im Kiosk bereits, seit der Vorgängerbau 2014 ausgebrannt war. Im Herbst wählte sie der Gemeinderat unter einem guten Dutzend Mitbewerber wieder für weitere fünf Jahre als Pächterin aus. Zu ihrem neuen Konzept gehört auch die Ausgabe von Pfandbechern für Coffee to Go.

Sie kann an drei Tischen an der Südseite des Kiosks 18 Gäste bewirten, an der Front bieten eine Bank und Sitzwürfel Platz. Nach dem täglichen Betriebsschluss - bei gutem Wetter um 22 Uhr - kann dieses Mobiliar hinter der verschiebbaren Stahlfassade untergebracht werden. Außer Gottschalk und ihrem Lebensgefährten Marco Maurer sind viele 450-Euro-Kräfte beschäftigt. Der Dienstplan für die Osterferien steht schon.

© SZ vom 11.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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