Aldi-Pläne in Gilching:Hightech-Firmen fühlen sich verraten

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Aldi will sich im Gilchinger Gewerbegebiet niederlassen - doch die neuen Nachbarn sehen das gar nicht gerne. Sie fühlen sich vom "großen Konzern erdrückt".

Christian Deussing

Um sein zentrales Warenlager erweitern zu können, hat Aldi Süd nach günstigen und geeigneten Flächen in der Region gesucht. Vor sieben Wochen kaufte der Konzern 12,5 Hektar Ackerland neben dem Gewerbegebiet Gilching Süd. Für die Aldi-Manager ein idealer Standort unweit der Lindauer Autobahn für die An- und Auslieferungen der Waren zu den 37 Filialen zwischen Dachau und Garmisch. Das Logistikzentrum, das in Eichenau zu klein geworden ist, soll 49.000 Quadratmeter groß werden, täglich würden insgesamt 200 Lastwagen anrollen und abfahren.

Einkaufen kann man bereits bei Aldi in dem Gewerbegebiet. Nun will der Konzern nebenan auch ein gigantisches Warenlager bauen. (Foto: DPA)

Doch die Pläne des Konzerns, an das Gewerbegebiet anzudocken, haben etliche Firmen aufgeschreckt, die sich dort noch ansiedeln wollen und bereits Gewerbeflächen erworben haben. Und dies sicher nicht zu Aldi-Preisen. Der Discount-Riese hat dagegen landwirtschaftliches Areal erworben, das jetzt erst in gewerbliche Flächen umgewandelt werden soll - wenn der Gilchinger Gemeinderat mitspielt.

"Dieses Gewerbegebiet ist uns als Hightech-Standort für mittelständische Unternehmen verkauft worden" und sei als Konzept schlüssig gewesen, sagte gestern auf Anfrage Nicolas Freiherr von Wolff, Chef der Firma Pro-Beam in Planegg. Diese hat ein 15.000 Quadratmeter großes Grundstück an der Dornierstraße erworben.

Doch nun ist der Unternehmer ernüchtert. Denn das große Aldi-Warenlager samt Lieferverkehr sei eine andere Branche und trage "sicher nicht weiter zur Wertsteigerung bei", äußerte sich von Wolff skeptisch. Dessen Firma ist einer der größten Anbieter für Elektronenstrahl-Technik und will in Gilching 100 Mitarbeiter beschäftigen. Von Wolff trifft sich am heutigen Mittwoch mit Aldi-Managern, die derzeit die Wogen glätten wollen und um Vertrauen werben. Denn nach deren Ansicht sind die Bedenken der Firmen und Gilchinger Gemeinderäte unberechtigt.

Davon scheint aber auch die Geschäftsleitung von Ultratronik aus Herrsching keineswegs überzeugt. Sie fühlt sich von dem "großen Konzern erdrückt", weil die Lastzüge direkt an der Firma vorbeifahren würden. Das Aldi-Projekt sei nicht hinnehmbar, hieß es dazu gestern aus der Geschäftsführung, die inzwischen die Baupläne für den Gewerbepark gestoppt hat. Die Firma will wegen der Aldi-Debatte in Kürze eine offizielle Stellungnahme abgeben.

Notfalls will Aldi sein 30-Millionen-Euro-Vorhaben komplett auf Gautinger Flur südwestlich von der Dornierstraße realisieren. Denn die Würmtalgemeinde heißt den Konzern willkommen - zumindest haben die Kommunalpolitiker dies bislang signalisiert. Die jährliche Gewerbesteuer von voraussichtlich einer Million Euro müsste Gauting dann auch nicht mit Gilching teilen. Allerdings wäre die Zufahrt zum Warenlager deutlich länger und dürfte erst recht für Zündstoff sorgen. Man müsse aber den konkreten Antrag von Aldi erst abwarten und dürfe "kein Öl ins Feuer gießen", betont der Starnberger Wirtschaftsförderer Christoph Winkelkötter.

© SZ vom 04.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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