Lokalpolitik:Ehepaar zieht weg - Aderlass im SPD-Ortsverein

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Der letzte "Rote Waller": Beate und Arthur Schnorfeil falten den SPD-Flyer für Wörthsee. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Schnorfeils helfen in Wörthsee überall mit: Gemeinderat, Vorsitz, Homepage. Eine Fusion ist im Gespräch.

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Vor gut einem Jahr hat der Wörthseer SPD-Gemeinderat Arthur Schnorfeil auf die Frage, ob er 2020 wieder kandidieren werde, geantwortet: "Nach heutigem Stand: nein." Nun kann er seine dritte Amtsperiode nicht einmal mehr zu Ende bringen. Arthur und Beate Schnorfeil ziehen weg aus Wörthsee. Damit verliert der Gemeinderat nicht nur einen versierten Juristen, der SPD-Ortsverein muss sich einen neuen Vorsitzenden und einen neuen Kassier suchen, und der Trägerverein Jugendhaus braucht ebenfalls einen neuen Vorsitzenden.

Seit die Schnorfeils 1995 nach Wörthsee gezogen sind, haben sie sich in der Gemeinde engagiert. Beate Schnorfeil zunächst als Mitbegründerin des Vereins "Villa Kunterbunt", weil sie 1999 für ihre Tochter keinen Kindergartenplatz bekam. Der Hartnäckigkeit des Vereins war der Bau eines dreigruppigen Gemeindekindergartens zu verdanken. 2001 gewann sie der damalige Wörthseer SPD-Chef und Bürgermeisterkandidat Ekkehard Bülow für sein Wahlkampfteam. Was folgte, war einer der "schmutzigsten und unfairsten Wahlkämpfe", erinnert sich Beate Schnorfeil im Gespräch mit der SZ. Die Lehre daraus? "Man wird vorsichtig, was man sagt."

Für die SPD Wörthsee hat die Verlagslektorin, die eine Web-Designer-Schulung absolvierte, die erste Homepage gestaltet. Im Trägerverein Jugendhaus ist Beate Schnorfeil seit Jahren im Vorstand, auch, als ihre Kinder längt aus dem Jugendhaus-Alter heraus waren. Im SPD-Kreisverband war sie Pressesprecherin und Schriftführerin. Sie war bei der Gründung des Wörthseer Vereins gegen die Flughafenerweiterung in Oberpfaffenhofen dabei, dessen Vorsitz ihr Mann Arthur übernahm, und hat mit gegen die Umgehungsstraße Weßling gekämpft. Von Anfang an hat sich die 59-Jährige um die Flüchtlinge in der Gemeinde gekümmert. Seit 2009 organisiert sie mit einem kleinen Team in Wörthsee die Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus, die einzige im Landkreis Starnberg. Für das Jubiläumsjahr 2019 steht das Programm schon, erzählt sie. Am 27. Januar kommt das Figurentheater Pantaleon mit dem Stück "Wenn du einmal groß bist" in die Grundschule Wörthsee.

Arthur Schnorfeil sitzt seit 2002 im Gemeinderat. 2010 hat der Richter am Landgericht München Ekki Bülow an der Spitze des Ortsvereins abgelöst. Der Abschied aus Wörthsee fällt dem 63-Jährigen und seiner Frau nicht leicht. Aber das Ehepaar hat in Fuchstal im Landkreis Landsberg ein Haus gekauft, in das es Mitte November einziehen wird.

Für die SPD Wörthsee mit ihren 15 Mitgliedern und für SPD-Bürgermeisterin Christel Muggenthal ist das ein herber Verlust. Am vergangenen Donnerstag fand eine Krisensitzung statt. "Ein neuer Vorstand macht weiter", davon ist Arthur Schnorfeil überzeugt. Jetzt würden alle Mitglieder angesprochen, ob sie ein Amt übernehmen wollen. Aber auch die Zusammenlegung mit einem benachbarten Ortsverein sei vorstellbar. "Seefeld ist unser Vorbild", sagt Schnorfeil.

Für Muggenthal ist der Wegzug der Schnorfeils nicht nur ein "Aderlass für die SPD", sondern auch ein Verlust für die Gemeinde und auch ein persönlicher. "Wir sind seit vielen Jahren befreundet", sagte sie am Sonntag. "Jetzt kann ich nicht mehr einfach schnell vorbeifahren."

Nachrückerin auf der Gemeinderatsliste ist die Sozialpädagogin Hanna Weber, eine Mitinitiatorin des Dorfladens. Ob sie das Mandat annimmt, weiß Muggenthal noch nicht. Weber war am Sonntag nicht zu erreichen.

© SZ vom 24.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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