Starnberg:Pfefferspray-Attacke in der Pause

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Polizei und Rettungskräfte rücken mit einem Großaufgebot an und sperren das Starnberger Gymnasium. (Foto: Michael Berzl)

24 Schüler des Gymnasiums müssen mit teilweise starken Atemwegsbeschwerden ins Krankenhaus gebracht werden. Mehr als 100 Einsatzkräfte sind vor Ort. Direktor Thomas Volz sagt über das Motiv der mutmaßlichen Täter: "Das war reine Dummheit".

Von Michael Berzl, Starnberg

Nach einer Pfefferspray-Attacke im Starnberger Gymnasium am Donnerstagvormittag sind 24 Schüler mit zum Teil starken Beschwerden in Krankenhäuser gebracht worden. Insgesamt waren 78 Personen von den Auswirkungen der Tat betroffen, berichtet die Polizei. Die Zwölftklässler, die in der Turnhalle ihr Deutsch-Abitur schrieben, wurden jedoch nicht beeinträchtigt, berichtet Schuldirektor Thomas Volz.

Der Vorfall ereignete sich während der ersten Pause mitten im Getümmel in der Aula. Aus einer Gruppe von vier Schülern im Alter von elf und zwölf Jahren heraus sei das Reizgas versprüht worden, berichtet die Polizei. Einer der Buben habe das Tierabwehrspray, das frei verkäuflich ist und ohne gesonderte Erlaubnis mitgeführt werden darf, zur Schule mitgebracht. Einer der vier kam wohl auf die Idee, das Reizgas auszuprobieren. Schon bald klagten die ersten Kinder in der Umgebung über Atembeschwerden. Der genaue Ablauf und wer wie beteiligt war, müsse noch ermittelt werden. Für Schulleiter Volz ist jedenfalls klar: "Das war eine reine Dummheit. Neugier vielleicht." Er geht davon aus, dass weder ein Streit noch die Abiturprüfungen damit zu tun hatten.

Die Pausenaufsicht war nach Auskunft des Direktors Zeuge, als das Reizgas versprüht wurde. Die Lehrer konnten beobachten, wer an dem Vorfall beteiligt war. Die Fünft- und Sechstklässler wurden laut Volz ins Direktorat gebracht und von Lehrern und der Polizei befragt. Strafrechtlich haben die Beteiligten keine Konsequenzen zu befürchten, möglicherweise kommen aber zivil- und disziplinarrechtliche Folgen auf sie zu. "Das wird Folgen haben", sagt Schulleiter Volz. Welche das sein werden, werde noch geklärt; möglich sei auch eine pädagogische Aufarbeitung. Es sei jedenfalls verboten, gefährliche Gegenstände mit in die Schule zu nehmen.

Ein Großaufgebot von Polizei, Rettungsdiensten und Feuerwehr rückte zum Starnberger Gymnasium aus. Insgesamt 120 Einsatzkräfte waren beteiligt. Auch der Großraum-Rettungswagen der Berufsfeuerwehr München war vor Ort. Straßen in der Umgebung der Schule waren bis zum Mittag gesperrt, der Verkehr staute sich weit bis in Richtung Garmischer Autobahn.

An einem Tisch in der Aula überprüfen Polizisten, welche Schüler von ihren Eltern abgeholt werden. (Foto: Michael Berzl)
"Kompliment an die Einsatzkräfte", sagt Schuldirektor Thomas Volz nach dem Einsatz am Donnerstag. (Foto: Arlet Ulfers)

Die größte Aufregung in der Schule war bald vorbei. Die Aula wurde gelüftet, bei einer Messung stellte die Feuerwehr fest, dass sich keine Rückstände des Gases mehr in der Luft befinden, berichtet Volz. Der Unterricht konnte daher bald wieder fortgesetzt werden. Insgesamt 821 Schüler besuchen das Gymnasium, das sich direkt gegenüber der Polizeiinspektion befindet.

Eine ganze Reihe von Schülern berichtete aber von Beschwerden durch das Reizgas. Von den insgesamt 78 Betroffenen, die über Symptome geklagt hatten, konnten 54 ohne weitere Behandlung wieder gehen, berichtet Polizeihauptkommissar Oliver Jauch. Eltern wurden von der Schulleitung benachrichtigt, Väter und Mütter holten ihre Kinder ab. Eine von ihnen ist Teresa Bartnick, die zufällig den Großeinsatz mitbekommen und sofort per Handy mit ihren Töchtern im Alter von 14 und 16 Jahren Kontakt aufgenommen hat. "Klar wollte ich die dann abholen; da macht man sich natürlich Sorgen", berichtet die Mutter, während sie vor dem Schulhaus auf ihre Töchter warten muss.

17 Jugendliche wurden ins Krankenhaus gebracht

Ein Teil der Schüler, die ins Krankenhaus gebracht wurden, mussten bis zum Nachmittag dort behandelt werden. Kliniksprecher Petr Lehr berichtet, dass 17 Jugendliche aus dem Gymnasium eingeliefert wurden. Einige von ihnen hätten das Gas eingeatmet und klagten über starke Atembeschwerden.

Alle anwesenden Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte seien alarmiert worden, um die Verletzten sofort betreuen zu können. Die Jugendlichen wurden mit Sauerstoff versorgt und überwacht. Zudem wurde eine psychologische Betreuung angeboten. Bis zum Mittag hatten bei allen Schülern die Atembeschwerden nachgelassen, einige wurden bereits entlassen.

Schulleiter Volz lobt unterdessen das umsichtige Vorgehen von Polizei und Feuerwehr. Diese hätten schon bald entschieden, dass auf eine Räumung des Gebäudes und auch auf Lautsprecherdurchsagen verzichtet werden konnte. So blieben die gut hundert Abiturientinnen und Abiturienten während ihrer Deutschprüfung in der etwas abseits gelegenen Turnhalle komplett ungestört. "Ein großes Kompliment an die Einsatzkräfte", sagt Volz.

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