Standortsuche:Ein Haus für Schüler

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Münchner Schüler sollen einen neuen Treffpunkt außerhalb ihrer Schulen und Klassenzimmer bekommen. (Foto: Martin Schutt / dpa)

Nach vielen Jahren hat die Stadt an der Dachauer Straße eine Immobilie gefunden, in der Jugendliche sich austauschen und Projekte planen können

Von Jakob Wetzel

Den Plan gebe es bereits seit mehr als acht Jahren, sagt Benedict Lang. So lange schon kämpfen Schüler für ein eigenes Gebäude, für ein "Münchner Haus der Schülerinnen und Schüler". Und jetzt sei man endlich auf der Zielgeraden. Lang ist derzeit Student und stellvertretender Juso-Vorsitzender in München. Vor acht Jahren war er noch Schüler und im Münchner Schülerbüro aktiv. Und die Jugendlichen hatten eine Idee.

Was wäre, wenn engagierte Schülerinnen und Schüler einen Ort hätten, an dem sie sich treffen können, sich austauschen und gemeinsam Projekte planen, fragten sie sich. An dem sie unabhängig davon sind, dass viele Schulen um 16 Uhr zusperren, sodass etwa Schülerzeitungsredaktionen abends auf der Straße stehen? An dem sie Platz haben, um sich auch politisch zu engagieren? Diese Idee fand auch in der Politik Anklang; im Kommunalwahlkampf 2014 trat unter anderem der spätere Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) für sie ein. Die Stadt werde bei der Realisierung helfen, versprach er den Schülern nach seiner Wahl. Die Jugendlichen um Lang gründeten einen Trägerverein. Seitdem freilich sind fünf Jahre vergangen, und ein "Münchner Haus der Schülerinnen und Schüler" gibt es immer noch nicht: Es fehlte ein geeignetes Gebäude. Jetzt aber könnte es rasch vorangehen.

Der Bildungsausschuss des Münchner Stadtrats hat nun beschlossen, ein Haus an der Dachauer Straße zu mieten: Mit dem Eigentümer des Gebäudes, der kirchlichen Bischof-Arbeo-Stiftung, solle ein Mietvertrag ausgehandelt werden. Und auch einen Rahmen für die Mietkosten gibt es bereits: Es sei absehbar, dass das Haus im Jahr unter 250 000 Euro Kaltmiete kosten würde, heißt es im Beschluss.

Die Suche hat lange gedauert. Es sei vereinbart worden, dass beide Seiten, die Stadtverwaltung und auch die Schülerinnen- und Schülervertretung, nach einem geeigneten Haus suchen, erklärt das städtische Bildungsreferat. Seitdem seien etwa ein Dutzend Gebäude überprüft worden. Diese hätten sich aber entweder als ungeeignet herausgestellt, oder die Vertragsverhandlungen seien gescheitert. 2018 habe man die Suche noch einmal intensiviert; zuletzt wurden noch vier Häuser genauer geprüft, nun ist die Präferenz klar.

Dass es so lange gedauert hat, liege auch am schwierigen Immobilienmarkt, sagt Benedict Lang. Aber auch der Bedarf sei nicht trivial. Zum einen bräuchten die Schüler ein Gebäude, das groß genug für ihre Pläne sei. Dann müsse gewährleistet sein, dass es kein Problem mit Ruhestörung gebe, wenn sich Schülerinnen und Schüler auch spät noch treffen wollen, um an einem Projekt zu arbeiten. "Außerdem sieht das Projekt ja eine Selbstverwaltung durch die Jugendlichen vor", sagt Lang. Der Vermieter müsse also einen Vertrauensvorschuss mitbringen.

Von dem Gebäude an der Dachauer Straße ist der Student angetan. Es liege bereits ein Raumkonzept vor, sagt er: Früher sei in dem Haus eine Werkstatt gewesen; nun gebe es eine Schaufensterfront, die man gut nutzen könne, um auf sich aufmerksam zu machen. Dahinter liege eine repräsentative Empfangsfläche. Im Erdgeschoss könne dann das Herzstück des neuen "Hauses der Schülerinnen und Schüler" eingerichtet werden, eine Mehrzweckfläche. Dort sollen Gruppen gemeinsam arbeiten können, aber auch zum Beispiel Platz sein für eine Podiumsdiskussion. Im ersten Stock gebe es dann Besprechungsräume, in die sich kleinere Gruppen zurückziehen können, zum Beispiel eine Schülerzeitungsredaktion, die sich kurz vor dem Drucktermin noch um das Layout ihres Heftes kümmern will. Insgesamt sei das Konzept sehr offen und lebendig, sagt Lang. Laut Stadtverwaltung ist außerdem vorgesehen, dass ein sogenannter Host die Rezeption des Hauses besetzen und als Ansprechpartner für alle dienen soll, von der Schülergruppe bis zum Paketboten.

Der Bedarf sei nach wie vor groß, versichert Mazen Mohamed von der Münchner Stadtschülervertretung. Viele in der SMV engagierte Schüler würden klagen, dass ihnen Räume fehlen. Das künftige Haus sei wichtig, um die demokratische Vertretung junger Menschen in München weiterzuentwickeln. Bis es so weit ist, sei noch einiges zu tun, räumt Lang ein. Erst stünden die Verhandlungen an. Danach komme erst einmal der Umbau. Doch er sei zuversichtlich, dass das "Haus der Schülerinnen und Schüler" nun endlich verwirklicht werden kann. "Es ist weiter vorangeschritten als jemals zuvor."

© SZ vom 05.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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