Forstenried:Missglückte Bauarbeiten an der Grundstücksgrenze

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Noch stehen die beschädigten Bäume, doch wenn es nach Verena Adels geht, werden sie demnächst gefällt. (Foto: Robert Haas)

Seit mehr als fünf Jahren streitet eine Forstenriederin mit der Stadt, weil bei einer Leitungsverlegung die Wurzeln von vier Fichten beschädigt wurden. Die Bäume sollen gefällt werden, doch wer trägt die Kosten dafür?

Von Jürgen Wolfram

Für manche Leute hat das Wort "Grabungsarbeiten" einen bedrohlichen Beiklang. Vielleicht, weil sie Zeugen wurden, wie Baufirmen bei der Leitungsverlegung das Wurzelwerk von Bäumen schädigten. Verena Adels aus Forstenried ist eine solche Betroffene. Ihre bis heute nicht ausgestandene Geschichte begann 2017.

Damals rückten die Stadtwerke München in der Bauweberstraße an, um eine Stromleitung im Boden zu verlegen. Dabei sollen die Arbeiter mit ihren Geräten so nah an ihr Grundstück herangerückt sein, dass die weit verzweigten Wurzeln von vier mächtigen, 60 bis 80 Jahre alten Fichten in Mitleidenschaft gezogen wurden. Bei einem ähnlichen Baumanöver in der Bauweberstraße im Jahr 2022 kappten Arbeiter eine weitere Baumwurzel, was nach Auffassung der Stadtverwaltung jedoch "statisch unerheblich" ist.

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Um die Beweisführung, die Folgekosten des Malheurs von 2017 sowie die Anordnung einer Ersatzpflanzung ringt die Diplom-Ingenieurin aus dem Münchner Süden seither erbittert mit verschiedenen Behörden. Die einschlägige Korrespondenz füllt mittlerweile Ordner. Was Verena Adels seit fast sechs Jahren zur Verzweiflung treibt: Obwohl der Sachverhalt klar auf der Hand liege, komme die Stadt ihr keinen Schritt entgegen. Dabei hat sie sich schon an etliche Adressaten in der Kommunalverwaltung gewandt, um die Angelegenheit halbwegs gütlich zu regeln.

Aus ihrer Sicht endeten die Vorstöße bisher ergebnislos, fast kafkaesk - alle Bemühungen gingen ins Leere, Stapel von Briefen an die Stadtverwaltung bewirkten: nichts. "Ich hatte zu keiner Zeit auch nur den Hauch einer Chance, an irgendeiner Stelle einzugreifen", resümierte Adels bei einem Ortstermin. Auf Seiten der Behörden macht sie eine "unfassbare Überheblichkeit" aus, die darin zum Ausdruck komme, dass ihre Angelegenheit "monatelang überhaupt nicht bearbeitet wurde". Und darin, dass man sie als Anrainerin über die Grabungsarbeiten nicht mal vorab informiert habe.

Die Stadt fordert für die gefällte Baumgruppe zwei neue Bäume

Aktuell ficht Adels einen Konflikt mit der Lokalbaukommission sowie der Unteren Naturschutzbehörde aus. Weil die an den Wurzeln geschädigte Baumgruppe allmählich eine Gefahr für Passanten und Hausbewohner darstellt, sah sie sich gezwungen, deren Fällung zu beantragen. Die Reaktion bestand nicht nur in der Genehmigung dieses Vorhabens; zugleich erging die Aufforderung, in ihrem eigenen Garten zwei Ersatzbäume zu pflanzen. Dort aber sei kein Platz dafür, beteuert Adels. Und sie sehe nicht ein, dass sie für die Kosten all der Maßnahmen aufkommen soll, die sich leicht auf einen fünfstelligen Betrag summieren könnten. Für Verena Adels ist hier die Stadt in der Pflicht, denn die sei letztlich für die verunglückten Grabungsarbeiten von damals verantwortlich.

Das Referat für Stadtplanung und Bauordnung hat auf Anfrage Stellung zu den Vorwürfen genommen, und es sieht nicht so aus, als würde sich eine Lösung im Sinne der empörten Forstenriederin abzeichnen. Das Ausmaß möglicher Wurzelschäden bei den 2017 durchgeführten Grabungsarbeiten sei "nicht mehr vollständig aufzuklären", teilt ein Referatssprecher mit. Klar sei indes, dass die Verkehrssicherheitspflicht für die vier "grenznahen Fichten" in der Bauweberstraße 5 bei der Eigentümerin liege. Wann sie von der erteilten Fällgenehmigung Gebrauch macht, sei ihre Entscheidung. Diese gelte vorerst zwei Jahre, könne aber um den gleichen Zeitraum verlängert werden.

Das Planungsreferat verteidigt die Forderung, für den Verlust der vier Fichten der Wuchsklasse 1 zwei Ersatzbäume "der kleineren Wuchsklasse 2" zu pflanzen. Diese Auflage erscheine "angemessen". Von Kostenübernahme keine Rede. Dafür abschließend der Hinweis, Schäden an privatem Eigentum würden "üblicherweise zeitnah mit dem Schadensverursacher privatrechtlich geklärt".

Aus Verena Adels Sicht hat genau das nicht funktioniert: "Weder die Stadt noch deren Versicherung erkennen den Schaden überhaupt an. Für die hatten meine Fichten offenbar schon vor den Grabungsarbeiten kaputte Wurzeln. Was völliger Quatsch ist."

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