Pläne für Stadtviertel:Dieter Reiter muss sich stellen

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OB Dieter Reiter muss mit scharfen Angriffen auf seine Pläne rechnen - hat jedoch gute Argumente. (Foto: Robert Haas)

In der Debatte um ein neues Viertel im Münchner Nordosten heizt sich die Stimmung immer mehr auf. Umso wichtiger wäre es, dass der OB im direkten Kontakt mit den Bürgern die Pläne verteidigt.

Von Heiner Effern

Die brennendste Frage der Stadt, sie treibt in immer schnelleren und heftigeren Ausschlägen Politiker, aber auch die Münchner um. Wie umgehen mit diesem Wachstum, das sich zunehmend überall im Alltag bemerkbar macht? In der vergangenen Woche beriet der Stadtrat, wie der Verkehrskollaps zu vermeiden sei. Viel Wahlkampf war zu hören, konkrete Ideen und Projekte wurden nicht auf den Weg gebracht. Nun steht ein heißer Februar zum Thema Wohnen und Bauen bevor. Die Stimmung im Münchner Nordosten, wo langfristig 30 000 Menschen zusätzlich leben sollen, heizt sich auf. Wenn sie nicht sogar kippt.

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) fordert nun in einem offenen Brief eine sachliche Auseinandersetzung und rechtfertigt sich zudem, weil er an einer Diskussion der Gegner nicht teilnimmt. Allein dass er dies öffentlich tut, zeigt, wie sehr er unter Druck steht. Eigentümer und Anwohner der Grundstücke im Nordosten organisieren und wehren sich. Bündnisse für und gegen das neue Viertel gründen sich. Die Fronten drohen zu verhärten. Alleine das Versprechen des OB, die Bürger zu beteiligen, wird da nicht reichen. Es ist ein Fehler, dass er nicht selbst zur Diskussion hingeht und sich stellt. Es ist Reiter, der Kommunalpolitikern gerne vorhält, dass sie zu wenig bei den Menschen präsent sind.

Der OB müsste mit scharfen Angriffen rechnen, das ist richtig. Aber er hat gute Argumente für sein Vorgehen im Nordosten. Wer glaubt, das Wachstum Münchens politisch oder wirtschaftlich bremsen zu können, der lügt sich in die Tasche. Der Trend geht europaweit zu Metropolen, die Jobs dort sind attraktiv und das Leben auch. Auf viele dieser Faktoren hat die Stadt alleine kaum Einfluss. Sie muss ihr Potenzial für Wohnungsbau nutzen, wenn die Mieten nicht noch mehr explodieren sollen. Der Nordosten ist eine der letzten Möglichkeiten, dies in großem Stil zu tun.

Ein paar Häuser auf Stelzen über einem Parkplatz sind nett, werden aber ebenso wie punktuelle Hochhäuser das Problem nicht lösen. Die Sorgen der Anwohner und Grundeigentümer gilt es ernst zu nehmen, man muss sie aber sorgfältig trennen von Stimmungsmache und geschürtem Egoismus. Wer die Augen zumacht und neue Wohnungen immer nur woanders will, handelt verantwortungslos. Das darf und muss ein OB alles sagen. Am besten im direkten Gespräch. Die Debatte nur aus dem Rathaus zu verfolgen, ist brandgefährlich.

© SZ vom 05.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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