Stadtklinikum München:Chefsessel als Schleudersitz

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Klinik-Chefin Elizabeth Harrison hat aufgegeben - das liegt nicht zuletzt an OB Ude. (Foto: Robert Haas)

Als Stadtklinikums-Chefin wurde Elizabeth Harrison von OB Christian Ude entmachtet, genau wie ihr Vorgänger Hep Monatzeder. Ude hat die Probleme des Klinikums zu lange nicht ernst genug genommen. Nun wagt er sich selbst auf einen der Schleudersitze.

Ein Kommentar von Silke Lode

Wer sich nach einem Schleudersitz sehnt, der sollte sich um einen Spitzenposten beim Münchner Stadtklinikum bemühen. Ausführlich von dieser Erfahrung berichten kann der langjährige Aufsichtsratschef Hep Monatzeder - und nun auch Elizabeth Harrison, die nach weniger als drei Jahren als Klinik-Chefin hingeworfen hat.

Fehler haben sie beide gemacht. Der Grünen-Bürgermeister war zu lax bei der Kontrolle einer Geschäftsführung, die ständig am Rande der Insolvenz agiert. Harrison hat vor allem ihre Aufgaben als Arbeitsdirektorin nicht erfüllt - ein sträfliches Versäumnis, wenn ein Unternehmen mit mehr als 8000 Mitarbeitern saniert werden soll.

Beide, Monatzeder wie Harrison, wurden von OB Christian Ude entmachtet, der die Verantwortung für den Konzern an sich gezogen hat. Doch es gibt einen Unterschied: Monatzeder hatte den Bonus des langjährigen Weggefährten, sein Rückzug verlief relativ gesichtswahrend. Bei Harrison ist das anders. Sie hat sich mit Ude angelegt und ist hart gefallen. Nicht einmal um eine Fassade versöhnlicher Worte ist Ude bemüht.

Wenn Ude so wenig von Harrisons Arbeit hielt, dann muss er sich fragen lassen, warum er nicht schon viel früher die Reißleine gezogen hat. Die Antwort ist einfach: Ude hat die Probleme des Klinikums zu lange nicht ernst genug genommen. Selbst jetzt noch verbreitet er die Legende, die drohende Insolvenz sei erst seit Oktober bekannt.

Dabei steckt die Stadt längst jedes Jahr viele Millionen in ihre Krankenhäuser. Und es war die Politik, die fast jeden Vorschlag blockiert hat, den Harrison zur Sanierung gemacht hat. Immerhin hat Ude sich inzwischen selbst auf einen der Schleudersitze gewagt. Sein Risiko ist allerdings überschaubar: Schon in wenigen Wochen übergibt er die Großbaustelle Stadtklinikum an seinen Nachfolger.

© SZ vom 20.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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