Stadt-Umland-Bahn:Ein Ring um München

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Die Verkehrsexperten holen einen alten Plan aus der Schublade: Eine Stadt-Umland-Bahn soll die Kommunen in der Region miteinander verbinden. Um die Nachfrage zu testen, sollen zunächst Schnellbusse eingesetzt werden.

Von Marco Völklein, München

Der Münchner Verkehrsverbund (MVV) und der Regionale Planungsverband (RPV) wollen eine alte Idee beleben: Wenn es nach MVV-Chef Alexander Freitag und RPV-Geschäftsführer Christian Breu geht, sollen die Verkehrspolitiker der Region bald wieder über die Idee einer Stadt-Umland-Bahn, kurz SUB, nachdenken und diskutieren - also eines Bahnrings rund um die Landeshauptstadt. Vor allem der starke Zuwachs beim Kfz-Verkehr auf den zentralen Achsen rund um München "macht die Überlegungen der Stadt-Umland-Bahn wieder aktuell", findet MVV-Chef Freitag.

Anders als vor mehr als zehn Jahren, als die Idee schon mal diskutiert (und dann verworfen) wurde, soll diesmal nicht so sehr die technische Machbarkeit im Vordergrund stehen, "sondern das Ganze vielmehr an der Nachfrage ausgerichtet sein", ergänzt Planungsfachmann Breu.

Geboren wurde die SUB-Idee in den 1990er-Jahren. Damals bereits hatten Verkehrsplaner und -politiker erkannt, dass das Münchner Nahverkehrssystem vor allem an einem Problem krankt: der Ausrichtung auf das Zentrum. Abhilfe sollte die Stadt-Umland-Bahn schaffen, die im Idealfall wie ein Ring um München herumgeführt wird und die Kommunen im Speckgürtel miteinander verbinden sollte.

Mehrere Ordner mit Gutachten und Planungsunterlagen

So könne man die "tangentialen Verkehrsbeziehungen", wie Planer das nennen, besser bedienen - also beispielsweise einem Pendler, der in Taufkirchen oder Fürstenfeldbruck wohnt, die Möglichkeit bieten, mit dem öffentlichen Nahverkehr direkt zu seinem Arbeitsplatz in Unterföhring oder Ismaning zu gelangen. Aus finanziellen Gründen allerdings wurde das Projekt 2003 auf Eis gelegt. Seither reihen sich im Büro von Alexander Freitag am Isartor gleich mehrere Ordner von Gutachten und Planungsunterlagen aneinander.

Die würde der MVV-Chef nun gerne wieder hervorholen und um aktualisierte Studien, Gutachten und Planungen ergänzen. Freitag schwebt dabei eine Art "Bottom-up-Strategie" vor. Er will also nicht den großen Wurf, sondern eher ein System von verschiedenen Einzelverbindungen errichten, die nach und nach zu einem Ring geschlossen werden könnten.

Zudem will Freitag einzelne Städteverbindungen nicht gleich mit einer teuren und aufwendigen Schienenanbindung realisieren. Vielmehr könnte man zunächst mit einem vergleichsweise sehr viel günstigeren System aus Schnellbussen die Städte miteinander verbinden. Ziehen diese Angebote genügend Fahrgäste an, könnte man dann größere Fahrzeuge oder Busse mit Anhängern auf den Strecken einsetzen, die mehr Passagiere befördern können. Erst in einem dritten Schritt schließlich würde man auf ein schienengebundenes System setzen.

Für einzelne Strecken - beispielsweise im Landkreis Fürstenfeldbruck, bei Karlsfeld oder im Südosten von München - haben Freitag und seine Planer bereits Modelle erarbeitet, wie solche Schnellbuslinien geführt werden könnten. "Ein zusammenhängendes Konzept existiert aber noch nicht", räumt Freitag ein. Ein solches müsste "auf Basis der Konzeption Stadt-Umland-Bahn" erst noch erarbeitet werden. Bis wann solche Pläne stehen könnten und welche Summen dafür nötig wären, dazu halten sich Breu und Freitag bedeckt. "Das lässt sich noch nicht sagen", erklärt Breu. "Es ist eine erste Idee, über die nun diskutiert werden sollte", sagt Freitag. Breu will die Überlegungen in den "Inzell"-Arbeitskreis einspeisen. In dem Gremium sitzen Vertreter von Behörden und Kommunen, aber auch Unternehmen der Region zusammen und erarbeiten unter anderem Lösungen für Verkehrsprobleme.

Breu hofft, vor allem die Politiker im Umland für die Idee begeistern zu können. Denn anders als im Jahr 2003 sei mittlerweile klar, dass die Bevölkerung im Großraum auch über 2025 oder gar 2030 hinaus wachsen werde - "und damit auch die Verkehrsprobleme". Zudem hätten sich im Münchner Umland nicht nur viele neue, große Arbeitgeber angesiedelt, vielmehr seien auch neue Forschungs- und Universitätsstandorte entstanden, etwa in Garching oder in Martinsried. "Die Zeit für eine solche Idee ist jetzt reif", sagt Breu, "vielleicht sogar reifer als damals."

© SZ vom 11.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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