Olympiapark:Wie die Crashed-Ice-Piste entsteht

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Jeweils vier Sportler pro Lauf stürzen sich den Eiskanal hinab. (Foto: Stephan Rumpf)

Bei dem Spektakel stürzen sich am Freitag und Samstag waghalsige Sportler eine Eisbahn hinunter. Der Aufbau läuft seit fünf Wochen - und soll warmen Temperaturen standhalten.

Von Marco Völklein

Dreck auf dem Track, so etwas kann Stefan Vellinger gar nicht leiden. "Ich schimpfe jeden meiner Leute, der sich mit schmutzigen Schuhen aufs Eis begibt", erzählt der 36-Jährige und blickt auf die Eisbahn, die sich weiß den Olympiaberg hinunterschlängelt und grell im Sonnenlicht glitzert. Genau so glänzend soll die Strecke bleiben bis zum Start des "Red Bull Crashed Ice"-Wettbewerbs am Freitagnachmittag.

Und bis zum Ende der Veranstaltung am späten Samstagabend. Vellinger und seine Leute haben sogar eine "innovative Schuhreinigungsanlage", wie er sagt, zusammengenagelt: die Borsten eines Besens umgedreht, links und rechts Holzbretter als Schalung - fertig. Seit Anfang Dezember werkeln die Track-Bauer an der Eisbahn auf dem Olympiaberg. Da soll das Werk am Ende, wenn die Zuschauer kommen, möglichst weiß und rein erscheinen. Und nicht braun und verdreckt.

Wie der Wettbewerb abläuft

Bis zu 20 000 Besucher erwartet die Getränkefirma aus Österreich, die sich mittlerweile auch als Event- und Sportveranstalter versteht, im Olympiapark. Beim Crashed Ice rasen wagemutige (manche sagen auch: völlig durchgeknallte) Sportler auf Schlittschuhen die von Vellinger an den Berg gebaute Eisbahn hinunter. Die Regeln sind recht simpel: Vier Teilnehmer starten oben. Und wer als erster die 370 Meter lange Piste absolviert hat, gewinnt. Dazwischen sind mehrere Kurven, Schanzen und Schikanen zu bewältigen.

370 Meter lang ist die Kunsteispiste am Olympiaberg. Bruchsichere Plastikbanden verhindern, dass die Sportler von der Bahn rutschen. (Foto: Stephan Rumpf)

Mehr als 50 Stundenkilometer schnell sind die Fahrer. Auf "Kraft, Schnelligkeit und Technik" der Athleten komme es dabei an, verkündet ein Plakat im Olympiapark. "Highspeed-Action auf Eis und Adrenalin pur" versprechen die Limonadenmixer. Für Außenstehende sieht es mitunter so aus, als würden die Schlittschuh-Raser in dem engen Eiskanal mehr übereinander purzeln denn gezielt die Auslaufzone auf dem Olympiasee ansteuern.

Beim Publikum allerdings kommt die Veranstaltung an: Der Vorverkauf laufe gut, heißt es bei Red Bull. Und im nächsten Jahr, ergänzt Eispisten-Designer Vellinger, würden er und seine Leute die Anlage erneut auf den Olympiaberg zimmern. "Am liebsten wäre es mir, wir könnten alles stehen lassen."

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Tatsächlich sind er und sein Team seit Monaten mit den Vorbereitungen für das zweitägige Spektakel beschäftigt. Am Computer hat Vellinger zusammen mit dem sportlichen Leiter die Eisbahn entworfen, hat Kurven und Schikanen ausgetüftelt und eine Schanze eingebaut, die mehr als 20 Meter weite Sprünge ermöglicht. Auf ein Gerüst aus Stahlträgern und Holzplanken legen die Arbeiter ein System aus Kühlmatten, das von Kühlschläuchen durchzogen wird.

Durch sie wird Glykol gepumpt, durch das die Matten auf minus zehn bis minus zwölf Grad Celsius heruntergekühlt werden. "Und dann wird nach und nach die Eisschicht aufgebaut", erklärt Vellinger.

Track-Bauer Stefan Vellinger (links) hat den Kurs entwickelt. (Foto: Stephan Rumpf)

Wie die Eisschicht entsteht

Dazu besprenkeln Arbeiter die Anlage vier Tage und Nächte lang mit Wasser aus dicken Feuerwehrschläuchen. Acht bis zwölf Zentimeter dick ist die Eisschicht am Ende. Sollte am Tag der Veranstaltung ein Föhnsturm über München hereinbrechen und das Thermometer auf 15 oder gar 20 Grad treiben, Vellingers Eispiste würde es aushalten. "Wir haben in den vergangenen Jahren so viele Erfahrungen gesammelt, dass wir fast überall eine Eisbahn bauen können", sagt er.

Tatsächlich tourt das Crashed-Ice-Spektakel durch die Welt. Vellinger hat schon Tracks in Russland und Kanada errichtet, in Europa waren die Eisbahnbauer unter anderem in Belfast und Lausanne. In München fand die Veranstaltung zuletzt 2011 statt, damals noch auf dem Coubertin-Platz, eingezwängt zwischen Olympiahalle und Stadion. Den Olympiaberg hatte der Skiweltverband FIS für sein Abfahrtsspektakel am Neujahrstag belegt, auch wenn diese Veranstaltung wegen Schneemangels immer wieder ausfiel. Mittlerweile hat sich die FIS ganz aus dem Olympiapark verabschiedet; nun machen sich die Eisschnellläufer am Schutthügel breit.

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Das allerdings trifft nicht nur auf Gegenliebe. Am Freitag und Samstag zum Beispiel werden weite Teile des Olympiaparks für Spaziergänger, Inlineskater, Jogger und Radfahrer gesperrt sein. Schilder weisen bereits darauf hin, ein langer Zaun durchzieht den Park. Mitten im Olympiasee steht seit Wochen eine Plattform für den Zieleinlauf, drumherum hat der Veranstalter Tribünen errichtet und Fressstände aufgebaut.

"Eine Frechheit ist das", schimpft ein Spaziergänger am Mittwochvormittag. "Wann ist mal Schluss mit diesen vielen Events?" Die Stadt habe den Veranstaltern allerdings zur Auflage gemacht, dass während des Auf- und Abbaus der Olympiapark weiterhin für die Münchner offen bleibt, betont Vellinger. Deshalb habe man den Aufbau auch zeitlich gestreckt. Hätte man das Areal großräumig abriegeln können, wäre der Eiskanal in nur dreieinhalb Wochen entstanden. So schrauben die Arbeiter seit Anfang Dezember an dem Konstrukt, also gut fünf Wochen.

© SZ vom 07.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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