Auch er musste in dieser Saison schon im Stechen ran. Wenn er daran zurückdenkt, sagt Schütze Sebastian Franz: "Es war schrecklich!" Diese Duelle, in denen jeder auf einen guckt und der Teamerfolg von einem Schuss abhängt. "Da muss man dann irgendwie durch", schildert Franz. Und er hat den Test ja auch bestanden und sein erstes Stechen für Germania Prittlbach in der Luftgewehr-Bundesliga um nicht mal einen Millimeter gewonnen. "10,2 zu 9,9 Ringe", erinnert er sich. Damit hielt die Serie. Prittlbach führt vor dem Heimwettkampf am Wochenende weiterhin ungeschlagen die Tabelle an: Sieben Siege bei noch vier verbleibenden Wettkämpfen. Die Finalteilnahme hat das Team aus dem Münchner Norden damit bereits so gut wie sicher. "Jetzt geht es darum, die Spitzenposition zu halten", sagt Trainer Ralf Horneber. Als Erster der Gruppe Süd hätte man in der Endrunde zunächst einen etwas schwächeren Gegner.
Die knappen Entscheidungen sind in dieser Saison Prittlbachs Stärke. Gleich fünf Mal siegte die Mannschaft mit 3:2 Punkten, einmal eben erst im Stechen bei Franz' Zitterschuss. "Wir hatten auch mal Glück", sagt Horneber. "Aber das ändert nichts daran, dass wir eines der besten Teams der Liga sind." Was die Prittlbacher in dieser Saison so stark macht? "Unser ausgeglichener Kader und Neuzugang Franz", erklärt Horneber. Dass der 22-jährige Abensberger, der inzwischen in München lebt, "so gut einschlägt", damit habe er wirklich nicht gerechnet, meint der Trainer. "Ein cleverer, ruhiger Typ", charakterisiert er den Zugang.
Franz kam als relativ unbekannter Schütze aus der Bayernliga von Adlerhorst Kleinmehring nach Prittlbach. "Das ist schon ein großer Sprung", sagt er. Anfangs sei er sehr nervös gewesen. Die Spitzenschützin und Nummer eins Isabella Straub hatte ihn empfohlen, er wollte niemanden enttäuschen. Horneber hatte Sebastian Franz zunächst als Ersatzmann eingeplant, aber der übertraf direkt die Erwartungen. Nun hat er sich bereits bis auf Position drei vorgeschossen und erzielt regelmäßig Bestwerte. Sein Bundesliga-Schnitt liegt mit 393,5 Ringen im oberen Drittel. "Mein Ziel sind immer 395 Ringe", sagt er - die Ansprüche sind gestiegen. Bei der deutschen Meisterschaft in diesem Jahr holte Franz Silber (Kleinkaliber), mittlerweile ist er auch Teil des deutschen B-Kaders und kennt die deutschen Olympia-Schützen. Franz trainiert vier Mal die Woche, teilweise bis zu fünf Stunden. "Die Olympischen Spiele sind ein Ziel", sagt er. Sein Ehrgeiz ist schnell zu spüren.
Franz ist derzeit in einem Alter, in dem sich beim Sportschießen meistens entscheidet, wohin der Weg geht. Die sehr guten Junioren müssen im Alter zwischen 20 und 23 Jahren den Sprung zu den Erwachsenen geschafft haben und beständig gute Leistung bringen, dann ist eine erfolgreiche Karriere möglich. Entsprechend setzt Franz momentan vieles daran, sein Niveau weiter zu steigern. Das nächste Ziel ist die Luftgewehr-Europameisterschaft im März, auch in der Kleinkaliber-Disziplin rechnet er sich drei Monate später Chancen aus. Die Bundesliga ist dabei eine ideale Möglichkeit, sich unter Wettkampfbedingungen mit den Besten zu messen, denn hier schießen auch viele internationale Topschützen und sogar mancher Olympionike. "Das ist schon noch etwas Besonderes für mich", sagt der Neuling.
Manchmal begegnet der Soziologie-Student an der Universität auch noch Vorbehalten, wenn er von seinem Sport erzählt. "Dann nehme ich diejenigen einfach mit an den Schießstand zum nächsten Wettbewerb", meint er. Meistens seien die Vorurteile dann weg. Er selbst schätzt am Sportschießen, dass "man selbst für sich verantwortlich ist" und es einen "objektiven Maßstab für meine Leistung" gibt.
So auch am Wochenende, wenn Prittlbach in der Sporthalle Hebertshausen gegen den Verfolger und Lokalrivalen HSG München (Sa. 19 Uhr) und den KKS Königsbach (So. 13 Uhr) antritt. Warum Franz eigentlich nicht zu den prestigeträchtigeren Münchner Vereinen in der Zielstattstraße (HSG) oder in Allach ("Der Bund") gewechselt ist? "Da lag kein Angebot vor", antwortet er. Die jungen Talente sind zuletzt meist in Prittlbach gelandet, dort zahlt sich nun die vorausschauende Kaderplanung aus.