Sportschießen:Vier verliert

Lesezeit: 3 min

Wieder nichts: Germania Prittlbach scheiterte zum dritten Mal in Folge im DM-Viertelfinale. Nur Julia Bauer zeigte Normalform und gewann ihr Duell. (Foto: Claus Schunk)

Prittlbachs Luftgewehr-Team scheitert im DM-Viertelfinale. Die Pistolenschützen der HSG sind chancenlos.

Von Julian Ignatowitsch, Prittlbach

Nach vier Schüssen war die Endrunde für die Luftgewehr-Schützen von Germania Prittlbach schon so gut wie gelaufen. Vier Schüsse, bei denen die Vorzeigeathletin Isabella Straub nur neun Ringe traf. Das klingt eigentlich nicht weiter schlimm, schließlich sind zehn Ringe die Maximalpunktzahl - und neun nur ein paar Millimeter daneben. Wenn man allerdings weiß, dass Straub normalerweise im ganzen Wettkampf über 40 Schuss selten vier Mal die Zehn verfehlt, erscheint dieser Auftakt dann doch etwas ungewöhnlich. Selbst für ein Finale, wo Nervosität und ein lautstarkes Publikum manchen Schützen an den Rand der Verzweiflung bringen.

"Nervös war ich nicht", sagt die WM-Zweite Straub, die derzeit die beste deutsche Luftgewehrschützin ist. Das Versagen bei der Endrunde um die deutsche Meisterschaft in der Luftgewehr-Bundesliga in Paderborn-Elsen hatte einen anderen Grund: Beim Probeschießen hatte Straub mit ihrem Gewehr das Stativ touchiert und dabei ihr Visier verstellt. Sie bemerkte den Lapsus, der nicht sofort auffällt, erst nach jenen vier verhängnisvollen Schüssen - und da war es schon zu spät, ihr Duell quasi schon verloren. Eine Niederlage von Punktegarantin Straub bedeutet dann meistens auch für ihr Team nichts Gutes.

Genau so war es: Straub verlor ihr Duell und Prittlbach die Partie gegen Gastgeber Hubertus Elsen im Viertelfinale mit 1:4 Punkten. Elsen wiederum unterlag dem neuen deutschen Meister SSG Kevelaer im Finale knapp mit 2:3. Trainer Ralf Horneber klang nach der neuerlichen Pleite gegen den Angstgegner geknickt: "Jetzt haben wir zum dritten Mal in Folge im Viertelfinale verloren. Und zum dritten Mal in Folge gegen Elsen." Straubs Malheur nannte der Coach eine "Unachtsamkeit". In den vergangenen Jahren ist dieser enttäuschende Finalverlauf bei Prittlbach zur Regel geworden: In der Hauptrunde schneidet man jede Saison sehr gut ab und belegt einen der Spitzenplätze, in der Endrunde ist dann immer gleich in der ersten K.o.-Runde Schluss. Schon 14 Mal stand der Verein aus dem Münchner Norden unter den besten Acht, aber nie konnte er die Meisterschaft gewinnen. Anders als der Lokalrivale Bund München, der zuletzt meist hinter Prittlbach landete, diesmal auch nicht qualifiziert war, aber dafür schon drei Mal den Titel gewinnen konnte.

Nun lag die Niederlage aber nicht nur an Straub, auch die Teamkollegen Martin Strempfl, Sebastian Franz und Anna-Lena Geuther trafen alle unter Saisonschnitt, einzig die Nummer vier Julia Bauer zeigte Normalform und gewann ihr Duell. "So ist der Sport", kommentierte ein resignierter Trainer Horneber, der offen zugab, sich diesmal "mehr erhofft" zu haben. Das Halbfinale war Prittlbachs Minimalziel. Dort wäre es aber ohnehin schwer geworden, da Straub am Samstagabend beim Ball des Sports der deutschen Sporthilfe eingeladen war und deshalb nicht zum Einsatz hätte kommen können. Der 42-jährige Erich Schallmair aus der zweiten Mannschaft war extra die fast 600 Kilometer nach Paderborn mitangereist und wäre eingesprungen. Das war an diesem Tag wohl zu viel Konjunktiv.

Für die Luftpistolen-Schützen der HSG München stand die Finalrunde dagegen ganz im Zeichen des Indikativs. "Wir waren schlichtweg nicht stark genug und sind einfach insgesamt das schwächere Team", räumte Schützenmeister Helmut Fischer nach der klaren 0:5-Pleite im Viertelfinale gegen Braunschweig ein, das im Finale gegen den neuen Meister SGi Ludwigsburg mit 1:4 unterlag. Mit Glück und - wie passend - Schützenhilfe am letzten Wettkampfwochenende hatten sich die Münchner überhaupt erst für die eigentlich schon abgeschriebene Endrunde qualifiziert. Die Saison begann mit einem chaotischen Trainerwechsel: Der Rückkehr des alten Trainers Detlef Polter und der Ausmusterung des neuen Coaches und gleichzeitig aktiven Schützen Arben Kucana. "Wir nehmen die Qualifikation fürs Finale als Erfolg", sagte Fischer. Im Duell mit Braunschweig erreichte - wie meistens in dieser Saison - nur die ukrainische Olympiasiegerin Olena Kostevych ein international konkurrenzfähiges Ergebnis von 386 Ringen. Doch selbst sie verlor das Spitzenduell mit ihrem Landsmann und Freund Oleg Omelchuk knapp (387 Ringe). Die anderen HSG-Athleten Michael Heise (375 Ringe), Aleksandar Todorov (372), Andreas Martin (367) und Florentin Kunzlmann (370) agierten zu unkonstant und teilweise nervös. "Hier bestehen eben nur die ganz Ausgebufften", sagte Fischer, der aber auch zu bedenken gab, dass die Bundesliga keinerlei Aussagekraft für internationale Events besitze. Der Mann-gegen-Mann-Modus und die lauten Zuschauer sind ein Alleinstellungsmerkmal, der die Bundesliga schon fast zu einer "eigenen Disziplin" mache, so Fischer. "Das ist zwar unterhaltsam, aber weit weg von einem Weltcup oder einer WM." Auch das ist ein Trost.

Die HSG, die zwischenzeitlich zwei Jahre ausgesetzt hatte, wird aber auch im nächsten Jahr wieder in der Bundesliga antreten. Seit drei Jahren heißt die Philosophie: eine Mannschaft mit eigenen jungen Mitgliedern statt extern eingekauften Schützen. "Das behalten wir so bei", stellte Fischer klar. Auch wenn die Erfolgschancen dadurch minimiert sind. Das Interesse im Verein am Format Bundesliga sei weiterhin bescheiden, so fuhr auch nur eine Handvoll Fans mit nach Ostwestfalen.

Prittlbach brachte fast das Zehnfache an Anhang mit. Dessen Euphorie war aber schnell verflogen. Nach noch so vielen guten Schüssen können eben schon vier weniger Gute den Erfolg zunichte machen. Das ist Schießsport.

© SZ vom 04.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: