Sportschießen:Unter Freunden

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Die FSG "Der Bund" München hofft mit erneuertem Kader auf eine entspannte Saison. Nach dem Rückzug der HSG München ist der Klub aus Allach der letzte verbliebene Großstadtverein in der Luftgewehr-Bundesliga. Zu den Favoriten zählt er nicht.

Von Julian Ignatowitsch, München

Sie sind der letzte verbliebene Großstadtverein in der Luftgewehr-Bundesliga. Und wer die Schießstätte der königlich privilegierten Feuerschützengesellschaft "Der Bund" München aufsuchen möchte, der findet sie nicht etwa an den Isarauen oder im Englischen Garten, sondern ganz im Nordwesten der Landeshauptstadt in Allach-Untermenzing, gerade noch innerhalb des Autobahnrings links der Würm. Hier ist seit 1862 schon so manche Kugel gefeuert und Party gefeiert worden, zuletzt gab es die deutschen Meisterschaften 2000, 2001 und 2011 und den Olympiasieg von Mitglied Barbara Engleder 2016. Misserfolge waren die Ausnahme beim traditionsreichen Großstadtverein, der fast regelmäßig das Finale erreichte. Umso härter traf den Klub die vergangene Saison, als er am letzten Wettkampfwochenende gerade noch so den Klassenerhalt schaffte. "Das war extrem knapp", sagt Teammanger Simon Muschiol rückblickend und atmet tief durch. "Das soll nicht noch einmal passieren."

Im Sommer hat sich manches geändert, aber auch die Ziele sind bescheidener geworden. Nachdem sich die HSG München wegen eines Streits um die Ausrichtung des Heimwettkampfs freiwillig aus der Bundesliga verabschiedet hat, ist der Bund der letzte echte Stadtverein in der Liga. Für dieses Jahr wünscht man sich einfach eine "entspannte Saison", die besser laufen soll als im Vorjahr. Dafür haben sie einige neue Gesichter in die Mannschaft geholt: Das Trio Lisa Haensch, Denise Erber und Hanna Bühlmeyer verstärkt den Kader. Alle drei kommen aus dem ländlichen Waldkraiburg, wo das Bundesliga-Team aufgelöst wurde. "Sie sind nett und ehrgeizig", sagt Muschiol. "Nett" ist im Schießsport durchaus eine wichtige Kategorie, weil die Stimmung im Team für den Erfolg fast so wichtig ist wie das sportliche Leistungsvermögen. Die Entscheidung, wer wohin wechselt, richtet sich meist nach Freund- und Bekanntschaften. Das große Geld gibt es in der Bundesliga sowieso nicht zu verdienen. Und so ging Schützin Lisa Haensch, ihres Zeichens mehrfache bayerische Meisterin, auf Bund-Trainer Norbert Ettner zu und fragte, ob noch Platz im Team sei. Das traf sich gut, denn der Bund suchte Verstärkung und musste die scheidenden Josefa Gistl und Michael Wolf ersetzen. Ihre Freundinnen Erber und Bühlmeyer brachte Haensch gleich mit. So bietet der Bund nun wieder eine formidable Besetzung auf.

Vom Papier her gehört der Bund nicht zu den großen Favoriten. Das sind in diesem Jahr Niederlauterbach (mit dem Lengdorfer Maxi Dallinger) und Brigachtal (mit den Münchnerinnen Selina Gschwandtner und Silvia Rachl), die zusammen fast die gesamte deutsche Nationalmannschaft aufbieten. Gschwandtner, davor bei der HSG, war auch für den Bund interessant, entschied sich aber aus "persönlichen Gründen" für das schwäbische Brigachtal, was so viel heißt wie: Dort sind die besten Freunde. Dass die Entfernung zum neuen Bundesligateam nun wesentlich größer ist, spielt kaum eine Rolle, denn zu den Wettbewerben reisen die Schützen so oder so quer durch Süddeutschland.

Der Bund hat zum Auftakt einen Heimwettkampf, wie gewohnt in der Tennishalle Allach direkt neben dem Vereinshaus. Die neue Luftdruckhalle steht zwar ebenfalls schick daneben, genügt aber nicht den Anforderungen des Verbandes für ein Ligamatch. Sie ist zu klein. Eine größere Halle hätte den Verein zu viel Geld gekostet. So werden wieder viele Mitglieder anpacken, wenn der Bretterboden über den Tennisbelag gelegt wird und Schießstand, Würstchenbude und Zuschauertribüne aufgebaut werden. "Oft haben wir mehr Helfer als Zuschauer", sagt Muschiol. Wieder so ein städtisches Problem: Der Schießsport zieht in München - anders als etwa im wenige Kilometer entfernten Prittlbach - kaum Publikum an. Selbst dann nicht, wenn die Olympiasiegerin a. D. Engleder an den Stand tritt, wie an diesem Wochenende gegen Saltendorf (Sa. 17.30 Uhr) und Fürth (So. 11.30 Uhr). In jedem Fall wird es ein nettes Zusammentreffen unter Freunden.

© SZ vom 14.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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