Zweite Bundesliga:Halber Sieg, ganze Niederlage

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Bleibt sie oder bleibt sie nicht? Einmal kann Ines Flesch im Gröbenzeller Tor noch aushelfen, dann muss sie der HCD beim Verband melden. (Foto: Günther Reger)

Noch immer warten Gröbenzells Handballerinnen auf den ersten Punkt. Zur Pause liegen sie in Ketsch schon mal vorn, um am Ende doch noch zu verlieren.

Von Fabian Swidrak, Gröbenzell

Wer wissen möchte, wie die Saison für Aufsteiger HCD Gröbenzell verlaufen wird, der könnte sich ansehen, wie die vergangene Saison für die TSG Ketsch verlaufen ist. Denn vor einem Jahr stieg der Verein aus dem Nordwesten Baden-Württembergs in die zweite Handball-Bundesliga der Frauen auf und beendete die Saison auf dem sechsten von sechzehn Tabellenplätzen. Wer wissen möchte, wie die Saison für Aufsteiger HCD Gröbenzell verlaufen wird, dem wird es jedoch nicht viel helfen, sich die vergangene Saison der TSG Ketsch anzusehen. Warum? Die Antwort gibt Hendrik Pleines, Trainer der Gröbenzeller Handballerinnen: "Es gibt nur sehr wenige Parallelen zwischen Ketsch und uns."

In der Schlussphase verlassen den HCD die Kräfte, Ketsch dreht das Spiel mit fünf Toren in Serie

Der Verein aus dem Nordwesten Münchens spielt in dieser Saison erstmals seit 24 Jahren wieder in der zweiten Bundesliga. Ketsch war in diesem Zeitraum fast durchgehend zweitklassig, stieg sogar mehrmals in die erste Liga auf. "Die haben ganz andere finanzielle Möglichkeiten, können auf Probleme im Kader professioneller reagieren als wir", sagt Pleines. Ketsch sei im vergangenen Jahr mit erst- und zweitligaerfahrenen Spielerinnen aufgestiegen und habe dann weitere erfahrene Spielerinnen verpflichtet.

Für die Spielerinnen des HCD Gröbenzell ist die zweite Liga dagegen eine neue Erfahrung. Die 27:31 (13:12)-Niederlage bei der TSG Ketsch am Wochenende war deshalb keine große Überraschung. "Ich will nicht sagen, dass ich zufrieden bin, weil ich das nur bin, wenn wir gewinnen", sagte Pleines. "Aber ich bin sehr glücklich damit, wie wir gespielt haben. Wir haben einem Top-Gegner lange Paroli geboten. Mit ein bisschen Glück wäre sogar eine Sensation möglich gewesen." Erstmals in dieser Saison gewann Gröbenzell eine einzelne Halbzeit, führte zur Pause mit einem Tor Vorsprung. "Das stimmt uns sehr positiv", sagte Pleines.

Ketsch setzte sich erst rund zehn Minuten vor Schluss entscheidend ab, erzielte fünf Treffer hintereinander. "Vielleicht haben uns da die Kräfte gefehlt. Wir hatten nur neun Feldspielerinnen, drei davon hatten unter der Woche einen grippalen Infekt", sagte Pleines. Vera Balk, Kirsten Walter und Lidija Radovanic hatten in den Tagen vor der Partie allesamt Trainingseinheiten verpasst. Katharina Wohlrab war zudem im Abschlusstraining umgeknickt. Trotzdem spielten am Samstag alle vier. "Sie haben überragend gekämpft", sagte Pleines. Balk war sogar mit acht Treffern wieder einmal die erfolgreichste Werferin im Gröbenzeller Team. In Verena Oßwald und Lisa Antl fehlten Pleines zudem zwei gesunde Spielerinnen. Beide liefen am Samstag für die Mannschaft des HCD Gröbenzell in der Jugendbundesliga auf, in die der Verein am Ende der vergangenen Saison aufgestiegen war. Gröbenzell gewann dort am Samstag gegen die Auswahl des deutschen Meisters SG BBM Bietigheim mit 33:31 Toren. "Durch den parallelen Aufstieg kommt es zu Kollisionen im Spielplan. In den kommenden Wochen wird das aber nicht mehr so sein", sagt HCD-Trainer Pleines.

Nachdem Torfrau Lisa Sagert den Verein verlassen und sich Theresa Bauer einen Kreuzbandriss zugezogen hatte, half gegen Ketsch erneut die reaktivierte Torfrau Ines Flesch aus. Einmal ist das noch möglich, dann müsste der HCD Flesch verpflichten und beim Deutschen Handballbund (DHB) anmelden. "Wir sind mit ihr in Verhandlungen", sagt Pleines. Auf der Heimfahrt von Ketsch nach Gröbenzell am Samstagabend saß Flesch mit Teammanagerin Andrea Fischer im Mannschaftsbus zusammen. Flesch, 36, lebt und arbeitet in Nürnberg, ein Engagement in Gröbenzell bis zum Saisonende wäre für sie mit großem Aufwand verbunden. Pleines sagt: "Wir würden uns freuen, wenn das klappt. Sie wäre eine tolle Verstärkung."

Das nächste Spiel ist erst in drei Wochen: gegen die ebenfalls punktlose SG Kirchhof

Nach vier Niederlagen in den ersten vier Spielen steht Gröbenzell in der Tabelle auf dem letzten Platz. Pleines sagt: "Wir werden viel länger als andere Mannschaften brauchen, um in der zweiten Liga anzukommen." Er habe kein Problem damit, wenn sein Team in der Hinrunde nur wenige Punkte hole. "Wir dürfen nur nicht die Freude verlieren. Irgendwann werden wir uns belohnen. Ob im November oder im März, das ist mir egal." Vor November gibt es für Gröbenzell nur noch eine Chance auf den ersten Sieg in der zweiten Liga. Denn in den kommenden sechs Wochen hat der HCD nur ein Spiel, am 21. Oktober bei der ebenfalls mit vier Niederlagen in die Saison gestarteten SG 09 Kirchhof. Keine schlechte Gelegenheit.

© SZ vom 02.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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