Wolfratshausen:Erhöhte Lautstärke

Lesezeit: 2 min

Kapitän Kasperek erklärt beim BCF Wolfratshausen seinen Rücktritt, der scheidende Co-Trainer Pummer hilft letztmalig aus

Von Andreas Liebmann, Wolfratshausen

Man muss kein Rechengenie sein, um herauszufinden, wie oft in den vergangenen 16 Jahren Lech Kasperek wohl laut geworden ist im Fußballstadion des BCF Wolfratshausen. Vermutlich könnte das ein Zweifingerfaultier an einer Hand abzählen. Wenn Kasperek, der langjährige Abwehrchef des Fußball-Bayernligisten, je einen Fehler hatte in seinem Auftreten als Kapitän und Führungsspieler, dann den, dass er seine Arbeit eher leise verrichtete. Selbst wenn es mal einen gebraucht hätte, der aus sich herausgeht. "Ich versuche immer alles sachlich und diplomatisch zu klären", sagt der 33-Jährige.

Am vergangenen Dienstag ist Kasperek laut geworden, das sagt er selbst. Es ging um die Entlassung des Trainers Patrik Peltram, die er live mitbekam, und in der folgenden Diskussion sei es derart zur Sache gegangen, dass auch Kasperek mit erhobener Stimme einstieg und Partei für den Trainer ergriff. Am Donnerstagabend war Kasperek dann wieder leise, er erschien zum Training, er hörte sich an, was dort gesprochen wurde, erläuterte der Mannschaft, wieso er künftig nicht mehr für sie antreten könne, dann saß er noch mit einigen langjährigen Mitspielern bis spät in die Nacht zusammen und debattierte, wie es für den BCF weitergehen könne. Irgendwann ging er dann heim, um schlecht zu schlafen. Zurückgetreten in seiner 16. Saison. "Es war heftig", erzählt Kasperek tags darauf, "der BCF war für mich immer ein super geführter Verein, ich hatte nie überlegt zu wechseln." Ihm gehe es nun überhaupt nicht gut, sagt er, aber er könne sich immerhin im Spiegel anschauen. "Ich stehe hinter allem, was ich gesagt habe."

Wie berichtet, hatte das Vorstandstrio der BCF-Fußballer um Manfred Fleischer am Dienstag den Trainerwechsel dadurch forciert, dass es die Rückkehr von Onur Misirlioglu beschlossen und verfügt hatte. Der Innenverteidiger hatte sich zu Saisonbeginn aus dem Kader zurückgezogen, nachdem er erfahren hatte, für die Partie gegen Bogen womöglich nicht erste Wahl zu sein. Fleischer hatte nie verheimlicht, dass er Misirlioglu gerne umgestimmt hätte, weil er ihn für wichtig hält. Misirlioglu ist robust im Zweikampf. Und er ist laut. Die von Ausfällen gebeulte Mannschaft, aktuell punktloses Schlusslicht der Bayernliga, sah es offenbar mehrheitlich wie Trainer Peltram, dass nämlich der schmollende Verteidiger sie im Stich gelassen habe. Jedenfalls zogen auch Sportchef Klaus Brand, die Technische Leiterin Hilde Kluge nebst Sohn und Torwarttrainer Manuel sowie Co-Trainer Sebastian Pummer ihre Konsequenzen und gingen. Pummer leitete noch das Donnerstagstraining, auch am Samstag im Heimspiel gegen Jahn Regensburg II wird er an der Linie aushelfen. Dann sucht er etwas Neues, vielleicht als Spielertrainer, während der BCF einen Trainer sucht. Fleischer hoffte am Freitagnachmittag auf eine zeitnahe Lösung, zunächst hat er den ehemaligen Torwarttrainer Günther Wernthaler zurückgeholt.

Einige Spieler schwanken noch, werden vielleicht ein paar Tage abwarten. Wie Michael Rauch, ebenfalls einer der Dienstältesten. Er sei anderer Auffassung als der Vorstand, sagt Rauch, 30, er finde es "Wahnsinn", wie die Lage während seines Urlaubs eskaliert sei; wie eine einzelne Personalie über viele andere gestellt worden sei. Am Samstag werde er spielen, aber dann? "Einige Spieler machen sich gerade Gedanken, ob das für sie noch Sinn hat."

Viel wird davon abhängen, was sich im Verein die nächsten Tage tut. Auch Kasperek hofft, "dass noch irgendwas passiert", er wisse nur nicht, was es sein könne. Und er müsse sich beeilen, einen neuen Verein zu finden, er habe ja nur wenige Tage Zeit. "Und ich kenne mich nicht gut aus mit Vereinswechseln."

© SZ vom 20.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: