Volleyball-Bundesliga:Überzeugend gegen die Übermannschaft

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Die Alpenvolleys Haching verlieren ihr erstes Playoff-Halbfinalspiel in Friedrichshafen nach starkem Beginn 1:3. Dass sie nicht chancenlos waren, dürfte ihnen für die Partie am Mittwoch Hoffnung machen.

Von Sebastian Winter, Friedrichshafen/München

Noch eilt den Alpenvolleys Haching nicht unbedingt der Ruf voraus, ein großer Publikumsmagnet in der Bundesliga zu sein. In Friedrichshafen wollten sie zum familienfreundlichen Anpfiff am Sonntagnachmittag jedenfalls nur 1349 Zuschauer sehen. Dabei handelte es sich immerhin um das erste Spiel der Playoff-Halbfinalserie. Dass das Kooperationsprojekt aus Unterhaching und Innsbruck in seiner Premierensaison allerdings längst in der erweiterten Ligaspitze angekommen ist, bekam der große Favorit Friedrichshafen dann auf sportlicher Ebene zu spüren, zumindest am Anfang der Partie. Denn die Alpenvolleys zeigten insgesamt eine mutige, beherzte Leistung - verloren den Auftakt der Best-of-three-Serie dann aber doch noch 1:3 (25:21, 14:25, 22:25, 18:25).

Ihr Trainer Stefan Chrtiansky hatte vor der Fahrt an den Bodensee eine klare Vorgabe an seine Mannschaft gerichtet: "Wir müssen Druck mit dem Service machen, volles Risiko spielen und einen kühlen Kopf bewahren." Das klang einleuchtend gegen eine Übermannschaft, die bislang alle Ligaspiele, den DVV-Pokal und den Super-Cup auf nationaler Ebene gewonnen hat - nur in der Champions League war Friedrichshafen vergangene Woche im Viertelfinale gescheitert. Und die Alpenvolleys beherzigten die taktische Anweisung des Slowaken sofort.

"Ich möchte in andere Gesichter sehen, lacht mal, Jungs", sagt VfB-Trainer Heynen in der Auszeit

Pedro Frances, einer ihrer vier Brasilianer auf dem Feld, schlug ein Ass zur 6:5-Führung, der Belgier Igor Grobelny baute sie mit einem weiteren Ass auf 15:13 aus. Friedrichshafens Annahme wankte, im Aufschlag und Angriff machte der Favorit zu viele Fehler. Trainer Vital Heynen bemängelte in der Auszeit die Körpersprache seiner Spieler: "Ich möchte in andere Gesichter sehen, lacht mal, Jungs."

Zu Lachen hatten die VfB-Profis danach aber nicht mehr viel. Die Alpenvolleys machten durch zwei Angriffe ihres brasilianischen Kapitäns Douglas Duarte da Silva und ein Ass von Zuspieler Danilo Gelinski drei Punkte in Serie. Heynen nahm die nächste Auszeit, "wir blocken und verteidigen nicht", beschwerte er sich bei seinem Team, dabei sind genau diese beiden Bereiche absolute Kernkompetenzen des Pokalsiegers. So ging es weiter, bis Alpenvolleys-Außenangreifer Igor Grobelny, ohnehin der beste Spieler seiner Mannschaft, den Satzball verwandelte.

Dass sich eine Mannschaft von der Qualität Friedrichshafens nicht verunsichern lässt, zeigte der zweite Satz. Früh führte Heynens Mannschaft, machte dann ein Ass zum 9:5 und einen Block direkt auf den Kopf von Rudy Verhoeff, von wo der Ball ins Aus sprang - Punkte, die demoralisieren können. Als der Rückstand zur Technischen Auszeit aus Sicht der Alpenvolleys ziemlich frustrierend auf 9:16 angewachsen war, spürte Chrtiansky, dass er seine Spieler lieber schon mal auf den den nächsten Satz vorbereiten sollte: "Relaxt ein bisschen, erholt Euch." Er wechselte die gerade etwas ratlosen Schlüsselspieler aus, wenig später durfte Friedrichshafen aus dem schier unendlichen Reservoir von elf Satzbällen schöpfen - und verwandelte gleich seinen zweiten. Nun wurde auch den Alpenvolleys-Fans bewusst, was ihr Sportdirektor Mihai Paduretu vor ein paar Tagen gemeint hatte mit seinen Worten: "Wir sind froh über jeden Satz, den wir gewinnen."

Ausgerechnet Igor Grobelny, bester Spieler der Alpenvolleys, baggert den Ball am Ende ins Aus

Immerhin hatte Friedrichshafen vor seinem Champions-League-Aus wettbewerbsübergreifend fast 40 Spiele in Serie gewonnen. Die Alpenvolleys erholten sich aber tatsächlich, und sie kamen nach dem Satzausgleich wieder sehr erfrischt aufs Feld. Einen Drei-Punkte-Rückstand glichen sie zum 14:14 aus, danach spielten sie auf Augenhöhe mit Friedrichshafen - bis zum 19:19. Dann schlichen sich wieder kleine Ungenauigkeiten in ihr Spiel, Grobelny machte einen seiner wenigen Fehler und schlug einen Angriff ins Aus. Weg war der Satz, und das durchaus unglücklich.

Auch danach wollten die Alpenvolleys nicht aufgeben, sie spielten weiter munter mit. Allerdings gewann Friedrichshafen den spektakulärsten und längsten Ballwechsel des Spiels zum 9:8, und man spürte förmlich, wie dadurch die Energie aus den Gästespielern wich. 12:14, 12:15, 12:16, die folgende Auszeit prägten eher familienuntaugliche Worte, die von der Alpenvolleys-Bank durch die Außenmikrofone drangen. Sie holten dann zwar noch einmal auf 16:17 auf, wieder flammte ihre kämpferische Leidenschaft auf, die sie die ganze Saison über ausgezeichnet hatte. Friedrichshafen konterte aber souverän. Und ausgerechnet Grobelny beendete mit einem etwas peinlichen Bagger ins Seitenaus das Spiel. "Es war ein hartes Stück Arbeit", sagte Friedrichshafens David Sossenheimer. Die zweite Partie am Mittwoch in Innsbruck dürfte nicht einfacher werden.

© SZ vom 16.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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