Unterhaching:Stress in der Schlussphase

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Hoch das Bein: Hachings Christoph Greger (re.), gegen Lübeck treffsicher vom Elfmeterpunkt und hinten stabil, gemeinsam mit Zugang Robert Müller. (Foto: Imago)

Die SpVgg gewinnt gegen Lübeck nach fast acht Monaten wieder ein Drittligaheimspiel.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Nicht immer passt das, was auf den Trikots von Fußballmannschaften steht, zu dem, für was ein Verein steht. Schon der erste Brustsponsor der Bundesligageschichte, ein Kräuterschnaps, hatte zwar seinen Platz auf den Shirts von Eintracht Braunschweig, Alkohol in der Sportreklame hätte man aber auch Mitte der Siebzigerjahre bereits hinterfragen können. Dass die SpVgg Unterhaching beim 1:0 (1:0)-Heimerfolg am Freitagabend gegen den VfB Lübeck erstmals mit Werbung für das Unternehmen Deutsche Saatgut aufläuft, ist dagegen mehr als kompatibel: Die Hachinger stehen im Fußball für engagierte Jugendarbeit und hoffen, dass sich der ein oder andere Setzling eines Tages zu voller Blüte auswächst.

Mit der Präsentation des neuen Geldgebers und dem ersten Drittliga-Heimerfolg seit dem 1. Februar, also seit fast acht Monaten, kann man das Wochenende aus Sicht der Rot-Blauen durchaus als gelungen bezeichnen. "Der Verein und die Spieler mussten viel Kritik einstecken, dieser Sieg tut uns allen gut", sagte Trainer Arie van Lent nach seinem ersten Pflichtspielsieg als Haching-Coach.

Dass der nach einer recht souveränen Vorstellung gegen den Aufsteiger aus dem hohen Norden am Ende noch gewaltig in Gefahr geriet, war aus Sicht des niederländischen Trainers der einzige Wermutstropfen: "Wir wurden mit Ballbesitz immer schlampiger, konnten den Gegner nicht mehr so gut anlaufen und so kam es zu den paar Situationen, die richtig brenzlig waren", resümierte Van Lent - und spielte vor allem auf einen Drehschuss von Thorben Deters an, den SpVgg-Keeper Nico Mantl abwehrte (83.). Sowie auf einen abgefälschten Distanzkracher von Mirko Boland (85.) und einen Versuch von Marvin Thiel (90.+1), die ihr Ziel knapp verfehlten. "Das Spiel hat natürlich auch viele Körner gekostet, Lübeck hat noch mal Stress erzeugt, das war eine typische Schlussphase für so ein Spiel", fand Hachings Übungsleiter.

Im strömenden Regen ohne Zuschauer hatte Lübeck den besseren Start erwischt und auch gleich eine gute Chance nach einem weiten Einwurf, bei dem Absender Ryan Malone allerdings einen Meter innerhalb des Feldes stand. Der Schiedsrichterassistent hatte nichts gesehen, so dass ein folgendes Tor wohl gezählt hätte - Nico Riebles Kopfball touchierte jedoch nur die Querlatte (5.). Haching übernahm nach einer knappen Viertelstunde das Kommando, vor allem Stürmer Patrick Hasenhüttl, der wie Verteidiger Robert Müller sein Debüt in der Hachinger Elf gab, wurde ein ums andere Mal gefährlich. Ein Tor blieb ihm versagt, doch das ließ den Sohn des früheren SpVgg-Trainers Ralph Hasenhüttl, ziemlich kalt: "Für mich ist heute ein Traum in Erfüllung gegangen, mein erstes Drittligaspiel - und dann gleich mit einem Sieg", sagte Hasenhüttl junior. "An einem guten Tag, mache ich eventuell ein, zwei Dinger, aber das ist mir heute relativ egal - Hauptsache gewonnen."

Ein Lob gab es dann auch noch vom Trainer für seine beiden Debütanten: "Hasi ist unheimlich viel gelaufen, war bei der ein oder anderen Situation vor dem Tor ein bisschen unglücklich, aber das wird noch besser", sagte Van Lent über den Stürmer. Und zum 33-jährigen Abwehrmann Müller ergänzte er: "Robert war hinten sehr souverän, er hat uns ein gutes Gefühl gegeben."

An der spielentscheidenden Szene waren zwei andere Unterhachinger maßgeblich beteiligt: Der streckenweise groß aufspielende Luca Marseiler ging mit Tempo in den Lübecker Strafraum, dort brachte ihn Rieble regelwidrig zu Fall. "Er hakt ein, ich bin einen Schritt zu spät, den Elfmeter kann man auf alle Fälle geben", sagte der Missetäter später bei Magentasport. Da Dominik Stroh-Engel, der vergangene Woche beim 1:2 in Zwickau vom Punkt getroffen hatte, zu diesem Zeitpunkt noch auf der Bank saß, übernahm Christoph Greger die Verantwortung und verwandelte ganz sicher (24.).

Die Gäste verfielen in "Schockstarre", wie es Trainer Rolf Landerl ausdrückte. Haching verpasste es trotz bester Chancen jedoch, für klare Verhältnisse zu sorgen. "Du musst irgendwann das zweite Tor nachlegen, dann wird das Spiel ruhiger", sagte etwa Kapitän Markus Schwabl. Am Ende reichte es auch so, der erste Samen für eine gute Saison ist gesät.

© SZ vom 28.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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