Unterhaching:Im Prüfungsstress

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"Der Kader steht" - und feiert mit den Fans: Seit vergangenem Samstag ist die SpVgg Unterhaching Regionalliga-Meister. (Foto: Sven Leifer/imago)

Sportlich stehen die Chancen nicht schlecht für die SpVgg Unterhaching, in die dritte Liga zurückzukehren. Größere Sorgen bereiten dem Klub die finanziellen Anforderungen.

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Eins ist schon jetzt sicher: Der Kader für die kommende Saison steht, sagt Präsident Manfred Schwabl. Der Fußball-Regionalligist SpVgg Unterhaching hofft auf den Aufstieg in die dritte Liga, und er hat schon früh (und in vielen Fällen langfristig) die Verträge mit seinen wichtigsten Spielern verlängert. Sollte der Meister Ende Mai tatsächlich via Relegation aufsteigen, würden die Summen natürlich angepasst. Offen ist nur noch, ob Torwart Stefan Marinovic bleibt. Diese Entscheidung fällt erst nach dem Confederations Cup im Juni, an dem Marinovic mit der neuseeländischen Nationalmannschaft teilnimmt. Doch auch wenn der Torhüter fraglos zu den Stützen der Mannschaft gehört - die Frage nach seiner Zukunft ist eine vergleichsweise unproblematische.

Das Problem der Spielvereinigung ist, dass noch ganz andere Entscheidungen anstehen, wenn die sportliche bereits gefallen ist. Am 31. Mai findet das Relegations-Rückspiel statt. Bis zum 2. Juni muss der Verein nachweisen, ob er die Bedingungen erfüllen kann, die der Deutsche Fußball-Bund (DFB) für eine Drittliga-Lizenz an ihn gestellt hat und die bisher nicht öffentlich sind. Der DFB gibt womöglich erst Mitte Juni Bescheid, ob er die Zulassung erteilt, und wenn ja, mit welchen Auflagen.

"Business as usual", sagt Schwabl zwar mit Blick auf die Hausaufgaben, die der DFB dem Verein nun auf den Weg gegeben hat - der Nachweis einer sauberen Buchführung und die Kalkulation für die kommende Saison beschäftigen schließlich alle Vereine fast über das gesamte Kalenderjahr hinweg. Doch gleichzeitig bestätigte Schwabl der SZ, dass er einen Liquiditätsnachweis in der Größenordnung von rund drei Millionen Euro erbringen muss - und das ist für Haching alles andere als ein Pappenstiel. Sollte nach einem Erfolg gegen Waldhof Mannheim oder die SV Elversberg die Zulassung nicht erteilt werden, steigt laut Spielordnung übrigens der unterlegene Relegationsgegner auf, und kein Nachrücker aus der Regionalliga Bayern.

Zuletzt hat der Verein ein Minus von 700 000 Euro gemacht. Nun soll er drei Millionen aufbringen

Wie realistisch ist es nun eigentlich, dass die Spielvereinigung die Zulassung bekommt? Oder anders: Wie kann ein Verein, der bei seiner letzten Jahreshauptversammlung im Februar ein Minus von 700 000 Euro bekannt gab, eine Liquidität von drei Millionen Euro nachweisen?

Höchstwahrscheinlich weiß das im Moment niemand so genau. Bei der Versammlung im Februar hieß es zwar, dass für den Fall des Aufstiegs "erste Abschlüsse erzielt" worden seien, und diese Vorverträge mit Geldgebern können für die Kalkulation genutzt werden. Allerdings reichten die generierten Gelder ungeachtet der in den vergangenen Jahren getroffenen Sparmaßnahmen nicht, um weitere Ausgaben zu decken. Im Klub heißt es, man werde erst wieder schwarze Zahlen schreiben, wenn man wieder in die zweite Bundesliga aufsteigt.

Laut DFB ist die gängigste Variante, um Liquiditätslücken zu schließen, eine Bankbürgschaft. Eine solche hat auch Schwabl schon ins Spiel gebracht. Doch wie wahrscheinlich es ist, Menschen zu finden, die ihre Unterschrift darunter setzen? Das weiß aktuell wohl nur das Präsidium. Gäbe es solche Unterschriften bereits, Schwabl hätte es zumindest angedeutet.

Weil sich seit Jahren schon kein nennenswerter Hauptsponsor findet, ergäbe diese Art der Liquiditätssicherung eigentlich nur Sinn, wenn man ohnehin vorhat, als Investor im Verein einzusteigen. Eine Ausgliederung der ersten Mannschaft in eine GmbH ist zwar in Planung. Schwabl hält sich allerdings bedeckt bei der Frage, ob ein "strategischer Partner", also ein Investor, bereit steht oder nicht. Erste Gespräche dazu gab es schon mal im vergangenen Jahr, damals gemeinsam mit Sam Sports. Nach SZ-Informationen ist die Kooperation mit der Tochter von ProSiebenSat.1 mittlerweile aber kein Thema mehr.

Dass die SpVgg Unterhaching bereits als Meister feststeht und somit für die kommende Runde im DFB-Pokal qualifiziert ist, ist für die Kalkulation positiv. Darüber hinaus hat der Verein allerdings wenige Möglichkeiten, an seiner Haben-Seite zu schrauben. Eine in der Vergangenheit hinlänglich praktizierte Methode wäre der Verkauf von Spielern. Im Falle konkreter Angebote vor dem Stichtag am 2. Juni könnten Transfererlöse nämlich für die kommende Saison angerechnet werden. Doch wie Schwabl bereits sagte: Der Kader steht.

Wenn die Kalkulation dann nicht umgesetzt wird, drohen Punktverluste - wie zuletzt 2014

Sollte es die SpVgg Unterhaching schaffen, den Bedingungen des DFB gerecht zu werden, sind die Hausaufgaben noch lange nicht erledigt. Denn im Laufe der nächsten Saison müssen dann die Auflagen erfüllt werden, sprich: Dann muss die zuvor abgegebene Kalkulation auch umgesetzt werden. Daran scheiterte die SpVgg im Jahr 2014 schon einmal, als sie aus der dritten Liga abstieg und noch zwei Punkte abgezogen bekam, weil "die Schließung einer Liquiditätslücke nicht vollumfänglich" nachgewiesen worden war. Solch eine Vorgeschichte beeinflusst natürlich auch die Prüfer des DFB, die beurteilen müssen, wie plausibel die aktuelle Kalkulation ist. Insofern könnte man sich bei der SpVgg Unterhaching freuen, wenn in der kommenden Saison eben nicht "business as usual" ansteht, sondern ein Neuanfang.

© SZ vom 27.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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