TSV 1860 München:Schongang vor der Vorbereitung

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Die Löwen schicken Bayreuth mit einer B-Elf nach einer mauen Anfangsphase doch noch in die Relegation. Coach Bierofka lässt sich vertreten und beobachtet Relegationsgegner Saarbrücken.

Von Christoph Leischwitz, München

Es ist für die darauf folgenden 90 Minuten vermutlich nicht gerade motivierend, wenn man vor dem Anpfiff den Meistertitel verliehen bekommt, symbolisch überreicht in Form eines weiß-blauen Tellers. Zumindest in Sachen Torgefährlichkeit spielte die B-Auswahl des neuen Regionalliga-Meisters TSV 1860 München am Samstagnachmittag lange so, als ginge sie die Partie bei der SpVgg Bayreuth nicht allzu viel an. Die Oberfranken schienen zunächst davon profitieren zu können: Als sie nach 16 Minuten durch Julian Kolbeck in Führung gingen, hatte die Mannschaft von Trainer Christian Stadler zwischenzeitlich sogar den direkten Klassenerhalt erreicht.

Gegen Ende der Partie aber besannen sich einige Ersatzlöwen darauf, dass sie ja auch einmal von sich reden machen könnten. Zunächst bediente der Regionalliga-Debütant Leon Klassen den Angreifer Markus Ziereis zum 1:1 (66.), dann erzielten Dennis Dressel (80.) und der eingewechselte Mohamad Awata (82.) ihren jeweils ersten Regionalliga-Treffer und legten den Grundstein für den Münchner 4:1-Auswärtssieg. Der syrische Flüchtling Awata feierte sein Tor so ausgiebig, dass er vom Unparteiischen gleich noch die gelbe Karte erhielt.

Trainer Bierofka fehlt - er studiert lieber den kommenden Gegner

Der großen Freude auf den Rängen tat das natürlich keinen Abbruch, mehr als 3000 mitgereiste Löwen-Fans feierten die Tore der Youngster. Benjamin Kindsvater setzte mit dem 4:1 den Schlusspunkt (88.). Bayreuths Keeper Jonas Hempfling malträtierte mehrmals den Pfosten, doch es half nichts: Bayreuth muss nun wie auch die Sechziger nachsitzen. Allerdings nicht im Kampf um den Aufstieg, sondern in der Relegation gegen den Abstieg.

Für die Löwen geriet das Gastspiel ohne die Leistungsträger Sascha Mölders, Jan Mauersberger und Timo Gebhart trotz langer Anlaufschwierigkeiten bis Mitte der zweiten Halbzeit zu einem erfolgreichen Saisonabschluss: Die Mannschaft beendet die Spielzeit mit neun Punkten Vorsprung auf den FC Bayern München II. Der souveräne Endspurt trug dann auch ein wenig dazu bei, dass der Fauxpas von Kapitän Felix Weber hernach vergessen war: Er hatte bei der Titelfeier vor dem Spiel den kleinen Meisterteller fallen lassen.

"Schon in der ersten Halbzeit hatten wir mehr Ballbesitz, haben uns aber nicht so durchsetzen können. Nach der Pause konnten wir von der Qualität nochmals nachlegen", sagte Trainer Oliver Beer, der an diesem Tag Daniel Bierofka vertrat - der Cheftrainer war noch einmal 350 Kilometer weiter gefahren, um beim TSV Steinbach den Gegner in den Aufstiegsspielen, den 1. FC Saarbrücken, zu begutachten. Der ebenfalls schon sichere Meister gewann noch souveräner, mit 7:1. Die eigene Partie gegen Bayreuth hatte indes wenig Bedeutung für die kommenden Aufgaben, mit einer Ausnahme: Winterzugang Michael Görlitz spielte zum ersten Mal über 90 Minuten und fand hernach, es habe sich um "einen guten Test" gehandelt, so Beer. Außer Ziereis, Görlitz und Felix Weber, der nach einer kurzen Verletzungspause ebenfalls wieder in der Startelf stand, dürfen sich gegen Saarbrücken nur wenige Spieler, die in Bayreuth zum Einsatz kamen, Hoffnung auf die Startelf machen. Am Montag beginne die Vorbereitung auf Saarbrücken. Was aber zumindest für den Cheftrainer nicht ganz stimmte: Der hatte mit der Vorbereitung schon während des Spiels in Bayreuth begonnen.

© SZ vom 14.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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