Tennis:Parasiten auf dem Platz

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Stoßgebet: Yannick Hanfmann hofft nach dem Viertelfinal-Coup in München auf schnelle Heilung. (Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Yannick Hanfmann überraschte mit seiner Leistung bei den BMW Open. Dabei stand er, ohne es selbst zu wissen, mit Streptokokken auf dem Platz.

Von Gerald Kleffmann, München

Es sind ereignisreiche Wochen, die Yannick Hanfmann gerade erlebt. Vor kurzem noch war der Profisportler kaum der breiten Öffentlichkeit bekannt. Dann zeigte er bei den BMW Open, dem Münchner ATP-Turnier, großartiges Tennis und erreichte als Qualifikant und Nummer 273 der Weltrangliste das Viertelfinale. Seitdem wissen deutlich mehr Menschen, dass Hanfmann 25 Jahre alt ist, gebürtig aus Karlsruhe kommt, vier Jahre an der renommierten University of California (USC) studiert und eine Schwester hat, die als Tänzerin unter anderem bei der Show "Deutschland sucht den Superstar" mitwirkte. Besonders thematisiert wurde natürlich auch der Fakt, dass Hanfmann schwerhörig ist. Das ist im Profisport eben ungewöhnlich, aber er selbst geht absolut souverän damit um.

"Im Rückblick hat er richtig Glück gehabt", sagt Trainer Lars Uebel. Nun muss Hanfmann pausieren

Was weniger Menschen wussten und an erster Stelle nicht mal Hanfmann, ist der Fakt, dass er gar nicht hätte spielen dürfen bei seinem großen Durchbruch. Hanfmann war erkältet, das wusste er, er hatte Fieber und ihm war es nicht immer gut gegangen. Wie jetzt aber bekannt wurde, waren bei ihm vor seinem Viertelfinalmatch Streptokokken diagnostiziert worden, diese fiesen Schleimhautparasiten.

Hanfmann hatte dies während seiner beiden ersten Hauptrundensiege noch gar nicht geahnt, vor seiner Niederlage gegen den Spanier Roberto Bautista Agut habe er aber dann das Untersuchungsergebnis erfahren. Er begann, Antibiotika zu nehmen und spielte auch mit diesen im Körper dieses letzte Match. Erwähnt hatte er es mit keinem Satz. "Im Rückblick hat er richtig Glück gehabt", sagt sein Trainer Lars Uebel, Chefcoach an der Tennis-Base in Oberhaching; dort trainiert Hanfmann seit zwei Jahren. Denn Hanfmann hatte ja noch eine Verletzung am Finger, die sich ungünstig entwickelte. Beim Training war er auf dem Ascheplatz ausgerutscht und hatte sich eine Schürfwunde zugezogen, in die Sandkörner hineinkamen. Die Wunde entzündete sich und verheilte nur schlecht; bei schlimmerem Verlauf bestand die Gefahr einer Blutvergiftung. Im Rückblick erhalten somit Hanfmanns Worte, er habe in den vier Jahren College-Tennis gelernt, sich zu quälen, eine ganz neue Relevanz.

Nach dem Turnier auf der Anlage des MTTC Iphitos habe er erst mal eine Auszeit nehmen müssen, noch immer sei er nicht richtig fit. Das führte auch dazu, dass er zuerst den geplanten Start beim Challenger in Qarshi zurückzog, auch auf das zweite Turnier in Usbekistan, in Samarkand, musste er verzichten. Nun hoffe Hanfmann auf den nächsten Einsatz bei einem Challenger in Kasachstan ab 22. Mai. Lars Uebel wird ihn dorthin diesmal nicht begleiten, der frühere Profi reist dann mit einigen Spielern der Tennis-Base zum Qualifikationsturnier der French Open nach Paris.

© SZ vom 13.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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