Tennis:Große Nummer

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Wird Tommy Haas wirklich für den TC Dachau spielen? Das fragen sich viele bei Großhesselohe, Iphitos und Aufsteiger Garching vor dem Auftakt der Herren-30-Bundesliga.

Von Ralf Tögel und Sebastian Winter, München

An diesem Wochenende starten die Herren 30 in ihre Bundesliga-Saison - mit so vielen Münchner Derbys wie noch nie. Im TC Dachau, Iphitos München (beide Vorjahres-Halbfinalisten) Aufsteiger STK Garching und dem TC Großhesselohe messen sich vier Klubs aus der Region im Siebenerfeld der Südstaffel. Während Dachau zunächst spielfrei hat, empfängt Iphitos zum Auftakt am Samstag (12 Uhr) Garching. Großhesselohe bekommt es zur selben Uhrzeit mit dem SC SaFo Frankfurt zu tun. Das ganz große Tennis wird zwar gerade am Stade Roland Garros zu Paris gespielt, doch auch diese Liga hat einige nicht gerade unbekannte Namen zu bieten. Eine Hinführung zu jenen, die zumindest zu Saisonbeginn im Schatten der Großen bei den French Open stehen.

TC Dachau

An erster Stelle ist natürlich Tommy Haas zu nennen, der große Coup des TC Dachau. Wobei man nicht so recht weiß, ob er auch tatsächlich bei ihnen landet. Gute Kontakte führten die Dachauer zum ehemaligen Weltranglisten-Zweiten und Olympia-Zweiten, der erwägt, beim TC aufzuschlagen. Der 41-Jährige, der eigentlich mit Frau und Töchtern bei Los Angeles lebt, würde das mit einem Familienbesuch in Bayern, wo seine Eltern wohnen, verknüpfen. Außerdem spielt er am 9. Juni ein Showmatch im Rahmen des ATP-Turniers in Stuttgart. Die Terminfindung ist aber schwierig, zum Derby gegen Iphitos Mitte Juni kann Haas wohl nicht kommen. Das wäre den Verantwortlichen am liebsten gewesen, bessere Werbung gäbe es wohl nicht. Haas ist aber nicht die einzige große Figur auf Dachaus Meldeliste. Dort steht direkt vor ihm an Nummer eins Mikhail Kukushkin, Weltranglisten-51. aus Kasachstan. Dachaus Mannschaftsführer Peter Schuster hat auch gute Kontakte zu ihm - oder vielmehr zu seinem Management.

Dieses Topduo dürfte allenfalls einmal zu sehen sein beim TC, alles andere würde die Kosten und überhaupt den ganzen Rahmen sprengen. Die Herren-30-Bundesliga gilt ja sonst eher als Sammelbecken für jene, die mal ziemlich gut waren, aber eben auch keine Weltspitze. Und so vertraut Dachau, das vergangene Saison im Halbfinale stand und dieses Wochenende spielfrei hat, generell seinen Stammkräften, wie dem Tschechen Michal Schmid, dem Slowaken Igor Zelenay, dem Polen Dariusz Lipka, dem Deutschen Benjamin Ringlstetter - und neuerdings auch dessen Bruder Manuel. Der Tscheche Jan Hejtmanek ist hingegen nicht mehr dabei. Er habe schon in der vergangenen Saison "nur noch mit Verbänden gespielt", wie TC-Sprecher Stefan Peine berichtet. Aber auch ohne ihn dürfte Dachau im Siebener-Feld gute Chancen auf die vorderen Plätze haben - und wohl der größte Magnet sein, sollte der Coup klappen.

TC Großhesselohe

Natürlich war Christopher Kas bei den French Open. Seine aktive Zeit ist zwar ein paar Tage vorbei, aber er ist Trainer von Mona Barthel. Und weil die gegen die Französin Caroline Garcia in der ersten Runde verlor, setzte sich Kas in sein Auto und fuhr heim nach Rosenheim. Eine gute Nachricht für den TC Großhesselohe, denn er hat nun "richtig Bock am Samstag zu spielen", wie er sagt. Der ehemalige Davis-Cup-Spieler ist einer derjenigen, die diesen Wettbewerb aufwerten, und er ist "bereit". Soll heißen: "Ich habe gut trainiert und freue mich total, mit der Truppe zu spielen." Denn das steht in Großhesselohe an erster Stelle: die Truppe. Für den ehemaligen Davis-Cup-Sieger Marco Chiudinelli aus der Schweiz, der an eins spielte, kommt Emanuel Fraitzl aus Halle - ansonsten bleibt der Kader weitgehend unverändert. An eins spielt Maximilian Wimmer, an drei das TCG-Urgestein Thomas Schiessling, der 44-jährige Österreicher gehört an der Pullacher Straße sozusagen zum Inventar. Zusammen mit Martin Wetzel, Sven Weyen, den Hansen-Brüdern Dominik und Jan, Girts Dzelde, Moritz Trüg und Teamsprecher Benedikt Nürnberger ist das schon mehr eine Clique als eine Mannschaft. Nürnberger weiß um die aufgerüstete Konkurrenz, sieht vor allem "Dachau und Iphitos dieses Jahr eher eine Nummer zu groß für uns". Das Augenmerk im vierten Jahr erste Liga in Serie gehe daher "eher in Richtung Klassenerhalt". Kas möchte Spaß haben, er sagt: "Tennisspielen können wir schon auch."

MTTC Iphitos München

Vor dem Derby gegen Aufsteiger Garching gleich zum Saisonauftakt erkennt man bei Iphitos vor allem eines: völlige Konstanz auf der Meldeliste. Keine großen Namen wie Haas und auch kein Kukushkin, dafür aber von Position eins bis 14 exakt derselbe Kader wie im Vorjahr - mit einer Ausnahme: Oscar Hernandez, der einstige Weltranglisten-48. aus Spanien, hilft künftig den Iphitos-Herren 40 in der Regionalliga. Das ist einigermaßen bedauerlich für die Herren 30, denn seine 5:1-Bilanz half Iphitos dabei, vergangene Saison bis ins Halbfinale vorzudringen. Dafür rückt der Österreicher Christian Posch in den Kader, allerdings viel weiter hinten an Nummer zwölf. Der gleichbleibende Kader dürfte es den Gegnern erneut schwer machen, Iphitos zu schlagen. Es bürgen dafür: Der Franzose Ludovic Walter, in Abwesenheit der spanischen Nummer eins Albert Montanes schon 2018 Iphitos' Spitzenspieler und Erfolgsgarant, außerdem Richard Malobicky, Benedikt Dorsch, Björn Krenzer und Mannschaftsführer Fabian Ziemer, dessen Ziel Platz drei ist - und der sich auf viele Lokalderbys freut: "Das ist schon ein Wahnsinn, wie viele Münchner Klubs dabei sind. Das gab es glaube ich noch nie."

STK Garching

"Wir haben aus 2015 unsere Lehren gezogen", sagt Maximilian Schmuck. Damals musste der Aufsteiger den Platz in der Erstklassigkeit nach nur einer Spielzeit wieder räumen, das will man nun vermeiden. Der bekanntester Name im Team ist Alexander Satschko, im Doppel einst auf 80 in der Welt. Satschko war für die erste Liga geholt worden - und ist geblieben. "Er war bis vor einem Jahr noch als Profi unterwegs", sagt der Teamsprecher, "es ist nicht selbstverständlich, dass ein Spieler seiner Klasse bleibt. Aber Alex ist voll integriert." Satschko ist auch Trainer von Peter Gojowczyk und Daniel Brands, weilte also in Paris. Beide sind aber ausgeschieden, was die Chancen erhöht, dass Garchings Nummer zwei im Derby spielt. Damit die Erstliga-Haltbarkeit steigt, wurde Satschko im Griechen Aristotelis Mouratoglou eine neue Nummer eins zur Seite gestellt: "Er ist in Griechenland die Nummer sieben", weiß Schmuck. Er weiß auch, welches Niveau seine Mannschaft erwartet, "ich habe damals an eins und zwei gespielt", erinnert sich Schmuck, "das Niveau hat uns damals schon überrascht". Deshalb wurde die Kerntruppe, die aus einem Sechserpack an deutschen Spielern mit Schmuck an Position acht besteht, nun eben verstärkt. "Wir haben aber schon geschaut, dass nicht komplett fremde Spieler kommen", sagt Schmuck, "das lief immer über persönliche Kontakte". Wie bei dem Österreicher-Trio Christian Magg, Patrick Schmölzer und Christian Fasching, auf den Positionen drei bis sechs. Wichtig sei, "dass wir eine Mannschaft sind", findet Schmuck, gerne auch länger als eine Saison.

© SZ vom 31.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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