Tennis:Bereit für knifflige Momente

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„Es war eine absolut erfreuliche Woche“: Maximilian Marterer zeigt sich in Großhesselohe körperlich und mental in guter Verfassung. (Foto: Jürgen Hasenkopf/imago)

Maximilian Marterer und Cedrik-Marcel Stebe gewinnen ihre Zwischenrundenturniere der German Men's Series.

Von Felix Haselsteiner, München

Da standen Maximilian Marterer und Jeremy Schifris nun, auf dem Klubgelände des TC Großhesselohe, und hielten beide einen Sechserpack Bier in der Hand. Es handelte sich dabei zwar auch um Getränke, denen nachgesagt wird, dass sie nach dem Tennisspielen eine isotonische Wirkung entfalten, vielmehr waren die Flaschen jedoch als Präsente eines Getränkesponsors für die beiden Finalisten bei der Tannenhof German Men's Series gedacht gewesen.

So herausragend gut das Tennis in Großhesselohe und in Oberhaching in den vergangenen Tagen gewesen sein mag: Es waren diese kleinen Momente, die zeigten, dass die Turnierserie auf deutschem Boden eben doch etwas näher dran war an der "normalen" Bundesliga und den Verbandsspielen als an den großen Showevents wie der größenwahnsinnigen Adria Tour von Novak Djokovic. In Großhesselohe wie an allen Standorten ging es allen voran darum, den deutschen Profis eine Perspektive zu bieten, eine Möglichkeit, Turniertennis zu spielen, und das alles in Verbindung mit einem Preisscheck und etwas Bier.

Den Scheck über 5000 Euro erhielt am Freitagnachmittag im Isartal Maximilian Marterer. Der in Großhesselohe Topgesetzte, der an der Tennisbase in Oberhaching beheimatet ist, konnte sich mit einem deutlichen 6:2, 6:2 gegen den jungen Münchner Schifris durchsetzen. Schifris war erst kurzfristig eingesprungen, weil Kevin Krawietz mit Rückenproblemen verletzt hatte absagen müssen. Krawietz, French-Open-Doppelsieger aus dem vergangenen Jahr, wird dennoch in knapp zwei Wochen beim Halbfinale in Meerbusch (Nordrhein-Westfalen) zu sehen sein - gemeinsam mit Marterer.

Der war mit seiner Turnierwoche überaus zufrieden: "Es war eine absolut erfreuliche Woche für mich, ich habe gutes Tennis gespielt", sagte Marterer nach der Siegerehrung: "Es ist immer schön, dann auch als Sieger aus der Woche herauszugehen." Für den Franken war der angesprochene Rhythmus entscheidend, in den er immer mehr hineinfand: "Im ersten Match und im dritten Match gegen Kevin (Krawietz) waren im Tiebreak zwei Situationen dabei, wo ich mein bestes Tennis spielen musste. Und genau darum geht es ja, auch wieder diese Situationen zu bekommen und dann richtige Entscheidungen zu treffen." Auch als Fitness-Test taugten die Bewerbe unter der Woche, gerade in der Mittagssonne am Freitag waren die Spieler gefordert. "Körperlich bin ich wieder bei hundert Prozent, es ist gut zu wissen, dass man vier Matches in vier Tagen wieder gut hinbekommen kann", sagte Marterer.

Während der Sieger aus der Woche also einiges mitnehmen konnte, musste am Freitag auch der Großhesseloher Bundesligaspieler Peter Gojowczyk sein Finale in der Bonusrunde absagen: Bei der Nummer 125 der Weltrangliste waren es Hüftprobleme, die einen Auftritt verhinderten. Für Gojowczyk rückte der 23-jährige Baden-Württemberger Paul Wörner nach, in einem engen Match musste er sich Lucas Gerch mit 6:3, 3:6, 2:6 geschlagen geben. Gerch entschied damit die Bonusrunde für sich, genauso wie ein paar Kilometer weiter südlich, beim Zwischenrundenturnier in Oberhaching, Matthias Bachinger: Der setzte sich im Bonusrunden-Finale gegen Max Rehberg durch. Das Finale der Zwischenrunde in Oberhaching konnte Cedrik-Marcel Stebe für sich entscheiden, 3:6, 6:2, 6:3 lautete das Ergebnis gegen Daniel Masur.

Überhaupt scheint es so, als würde sich ein Trio von der Tennisbase im Münchner Süden als Favoriten für die Tannenhof Open etablieren: Marterer, Stebe und Yannick Hanfmann, der sich in Neuss für das Halbfinale qualifizieren konnte. "Auf der Serie sieht man, dass wir Base-Spieler auf einem guten Weg sind. Wir sind alle drei in guter Form", sagte Marterer, der auf jeden Fall beim Halbfinale antreten möchte - dass es innerhalb der nächsten zwei Wochen eine Strukturierung der internationalen Bewerbe geben wird, glaubt der Franke ohnehin nicht.

"Dadurch, dass wir international gar keinen Plan haben, kann ich es einfach nicht sagen", blickte Marterer in eine recht ungewisse Zukunft, vor allem für ihn als Spieler auf der Challenger-Tour: "Ich würde mich natürlich freuen, aber wie viele Turniere für uns Challenger-Spieler wieder angeboten werden, muss man sehen. Ich hoffe natürlich, dass die ATP da unterstützt und ein paar Ausrichter vielleicht ein Extrabudget bekommen." Auf Dauer nämlich wird keiner der Topspieler von den Schecks leben können, die beim innerdeutschen Turnier verteilt werden - erst recht nicht vom Siegerbier.

© SZ vom 29.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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