SZ-Talentiade:"Ich lebe für diesen Sport"

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  • Die SSG Neptun Germering erhält bei der Talentiade 2017 den SZ-Förderpreis, der mit 1500 Euro dotiert ist.

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Es gibt auch Idealmaße bei Schwimmern. Cornelia Rips erfüllt sie allemal, sie ist 1,84 Meter groß. "Wenn man größer ist, ist die Wasserlage besser", sagt sie. "Die kleineren müssen mehr Muskelkraft einsetzen." Die Germeringerin ist nicht nur groß, sondern auch schnell. Im November hat sie bei den deutschen Kurzbahn-Meisterschaften in Berlin für Furore gesorgt. Sie schwamm bei den Frauen in zwei A-Finals - unter die besten acht in Deutschland. Das ist deshalb überraschend, weil Rips erst 15 Jahre alt ist. Über 100 Meter Freistil steigerte sie sich auf 55,45 Sekunden und belegte Platz fünf. Auch über 50 Meter Brust stand sie im Endlauf. Über 200 Meter Freistil unterbot sie erstmals die Zweiminutengrenze. Nebenbei gewann sie noch den Junioren-DM-Titel über 100 Meter Lagen.

Ihre enorme Verbesserung hat mit ihrem Wechsel von Neptun Germering zum Stützpunkt Halle/Saale zu tun. Im August 2015 kam sie ins Leistungszentrum, da war sie noch nicht ganz 14. Seitdem besucht sie das dortige Sportgymnasium. "Die Trennung von den Eltern war anfangs schwer", erzählt Rips, ihre Mutter Yvonne nickt. Doch alle Beteiligten merkten schnell, dass die Entscheidung richtig gewesen war. Hatte Rips Germering noch mit einer Bestzeit von 2:08 Minuten über 200 Meter Freistil verlassen, konnte sie sich in Halle nach neun Monaten schon auf 2:03 Minuten steigern.

Kaum Zeit, mit den Eltern zu telefonieren

Bei Neptun, wo sie 16 Vereinsrekorde hält, kam sie wegen der begrenzten Hallenzeiten auf vier Trainingseinheiten im Wasser pro Woche, in Halle sind es 23 Stunden. "Schule, Training, Abendessen, und um 21.30 Uhr ist Nachtruhe", zählt sie auf. Bei so einem Programm bleibe kaum Zeit, nach Hause zu telefonieren.

Das Nachwuchszentrum war zu DDR-Zeiten eine Kinder- und Jugendsportschule. Rips bewohnt mit einer Handballerin ein Doppelzimmer. "Das geht ganz prima", sagt sie. Der Sport hat in Halle eindeutig Vorrang. So gibt es nur wenige Hausaufgaben, und "die Tests werden angekündigt", sagt Rips. Die Oberstufe und das Abitur kann sie auf drei Jahre strecken. Dafür beginnt die Schule bereits um sieben Uhr morgens. Vormittags Schule, nachmittags Training, von Montag bis Freitag. Nur der Mittwochnachmittag ist frei, dafür ist Samstagmorgen drei Stunden Training. Einen Vorteil hat Rips: Die Schule fällt ihr leicht. Es gibt auch Zeiten, in denen das Training schlaucht. Dann ist es wichtig, dass die Mutter alle vier Wochen mal zu Besuch kommt. Doch motivieren muss Yvonne Rips ihre Tochter nicht. "Ich lebe für diesen Sport", sagt das Talent.

Das Schwimmen hat sie sich selbst beigebracht

Rips schwimmt, seit sie vier Jahre alt ist. "Sie hat sich das bei den Großen abgeschaut und selbst beigebracht", berichtet ihre Mutter. Ihre Eltern hatten mit Schwimmen zuvor wenig zu tun. "Ich bin mit Cornelia und meinem älteren Sohn Matthias zum Schwimmen gegangen", sagt Yvonne Rips. Cornelias Vater Marcus war Leichtathlet und ist bei Neptun eingestiegen, als seine Kinder dort mit dem Leistungssport begannen. Er ist heute noch Trainer im Verein und Pressesprecher.

Ihre Kurzbahn-Bestzeiten will Cornelia Rips bald auf der 50-Meter-Bahn bestätigen. Daran wird der Leistungsfortschritt gemessen. Deshalb gab es auch über Weihnachten zu Hause bei den Eltern kaum einen Tag Bewegungspause. Morgens vor dem Frühstück schnallte sie die Inliner an und hielt eine Stunde lang die Muskeln in Form. Und Tokio 2020? Davon spricht Rips noch nicht. Doch bei den kommenden Sommerspielen ist sie 19, also im besten Schwimmalter. In diesem Jahr wartet zunächst die Junioren-WM in Indianapolis/USA. Dort will sie auf ihren Paradestrecken über 100 und 200 Meter Freistil starten, vielleicht auch über 200 Meter Lagen, 50 Meter Brust und mit der Staffel. "Erst muss ich mich qualifizieren", sagt Rips. Das dürfte klappen, bei dieser steilen Leistungskurve.

© SZ vom 04.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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