SpVgg Unterhaching:Zwölf Punkte Beruhigung

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Nach seinen drei Treffern in Illertissen ist Stephan Hain (rechts) bei Saisontor Nummer 27 angekommen. (Foto: Claus Schunk)

Spektakuläres 3:3 in Illertissen: Der ehemals riesige Vorsprung des Spitzenreiters Haching schmilzt weiter. Immerhin knüpft Stürmer Stephan Hain als dreimaliger Torschütze an die Form der Vorrunde an.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Wie bitte? Nein, von einer Krise wollen sie in Unterhaching noch immer nichts hören. Ganz im Gegenteil: "Seit heute weiß ich, dass wir aufsteigen", sagte Claus Schromm, der Trainer des Regionalliga-Spitzenreiters, fast ein bisschen trotzig. Dass der Coach diese Aussage nicht nach einem Schützenfest gegen den ärgsten Verfolger machte, sondern nach dem fünften sieglosen Pflichtspiel in Serie, könnten Kritiker auch negativ deuten: Als Pfeifen im Walde, weil er in Wahrheit längst überhaupt nicht mehr sicher ist, dass seine Mannschaft zumindest Reste des noch vor wenigen Wochen uneinholbar scheinenden Vorsprungs am Ende ins Ziel bringt.

Schromm selbst will von Zweifeln nichts hören, stellte nach dem spektakulären 3:3 beim FV Illertissen vielmehr alle positiven Aspekte in den Mittelpunkt seiner Analyse. Zunächst einmal die Fähigkeiten des Gegners, der vor dem Spieltag immerhin auf Tabellenplatz sechs gelegen hatte: "Das ist eine richtig gute Mannschaft mit enormer spielerischer Qualität", sagte der Unterhachinger Fußballlehrer, erinnerte an die jüngsten Ergebnisse des Gegners ("drei Siege aus den letzten vier Spielen ohne auch nur ein Gegentor kassiert zu haben"), haderte aber einmal mehr mit der Chancenverwertung seiner Elf: "Wir waren viermal alleine vor dem Tor, haben die Latte getroffen. Und beim Gegner erinnere ich mich an keine vergebene Chance, die hatten eine Quote von hundert Prozent."

Dass es nach den beiden torlosen Unentschieden gegen Schalding-Heining und Nürnberg II, den Niederlagen in Schweinfurt (1:2) und im Pokal in Burghausen (0:1) erneut nicht zu einem Erfolgserlebnis reichte, lässt Schromm nicht verzweifeln: "Ergebnisse sind nicht unwichtig, wichtiger ist aber die Art und Weise, wie die Mannschaft auftritt. Wenn heute die Leistung nicht gestimmt hätte, würde ich mir Sorgen machen. Das war nicht der Fall."

Zu Beginn traten die Gäste jedenfalls auf, als wollten sie alles Gerede um eine mögliche Krise im Keim ersticken: Angriff um Angriff rollte auf das Illertisser Tor zu, der dritte Versuch brachte schon in der achten Minute die Führung: Thomas Steinherr setzte sich auf der linken Außenbahn durch, seine Flanke verwertete Torjäger Stephan Hain am Fünfmeterraum zum 1:0. Die vom früheren Bundesligaprofi Ilija Aracic (Hertha BSC, Arminia Bielefeld) trainierten Gastgeber befreiten sich nur langsam, dann aber schlugen sie gnadenlos effektiv zu: Eine Freistoßflanke von Sebastian Schaller donnerte Fabian Rupp am entfernten Pfosten volley ins Tor (20.); beim 2:1 neun Minuten später profitierte Torschütze Alexander Nollenberger von einem Missverständnis zwischen SpVgg-Torwart Korbinian Müller und Verteidiger Alexander Winkler. "Hanebüchen" fand das Trainer Schromm - die Partie war gedreht.

Man merkte den Hachingern an, wie wütend sie über dieses Zwischenergebnis waren, mit Hochdruck rannten sie dem Rückstand hinterher, doch Christoph Greger scheiterte mit einem wuchtigen Kopfball an FVI-Torwart Janik Schilder, Dominik Stahl knallte den Ball aus 16 Metern an die Latte. Das Bollwerk der Schwaben hielt bis zur Pause, danach jedoch keine 100 Sekunden länger: Manuel Strahler foulte Hain, der den Elfmeter gleich selbst verwandelte: 2:2 (47.). Haching drückte und drängte weiter, einen Schuss von Sascha Bigalke wehrte Schilder mit dem Fuß ab, Thomas Steinherr vergab freistehend, Max Nicu scheiterte nach Doppelpass mit Ulrich Taffertshofer ebenfalls am Torwart.

Und so musste es wieder der Torjäger vom Dienst erledigen, nach Bigalke-Zuspiel schoss Hain zum 3:2 ein und schnürte damit nicht nur den Dreierpack, es war Saisontor Nummer 27 im 23. Einsatz (70.). Doch irgendwie soll es momentan offenbar nicht klappen mit einem Unterhachinger Dreier, drei Minuten vor Schluss verlängerte Stahl einen Schaller-Freistoß per Kopf ins eigene Tor zum 3:3, der Endstand. "Wir haben viereinhalb der sechs Tore selbst erzielt", klagte Schromm, der mit Blick auf die Tabelle nur kurzzeitig ins Grübeln kam: Aus den stattlichen 21 Punkten Vorsprung auf 1860 München II vom 5. März sind mittlerweile 12 geworden. "Das liegt daran, dass der Mitkonkurrent sechsmal in Folge gewonnen hat und jetzt in Schalding einen 0:1-Rückstand drehen konnte. A la bonheur." Löwen-Trainer Daniel Bierofka sei einer, "der da oben noch mal hinkommen will", so Schromm. "Aber das wird er nicht."

© SZ vom 03.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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