SpVgg Unterhaching:"Wie ein Geschenk"

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Schluss nach fast 30 Jahren: Maximilian Nicu. (Foto: imago/Ronny Hartmann)

Maximilian Nicu spricht am Ende seiner Karriere über Kurzeinsätze für Rumänien, Lucien Favre und seine Zukunft beim Kreisligisten TuS Prien.

Interview von Stefan Galler, Unterhaching

105 Spiele hat Maximilian Nicu für die erste Mannschaft der SpVgg Unterhaching bestritten, davon 79 in den vergangenen drei Jahren, zum Ausklang seiner Karriere. Diese hatte er einst in Haching begonnen, weshalb sich mit dem finalen Spiel vor einer Woche gegen Osnabrück (4:1) ein Kreis schloss für den 35-Jährigen, der unter anderem auch für Wehen Wiesbaden, Burghausen, Hertha BSC, SC Freiburg und TSV 1860 München spielte. 70 Erst- und 88 Zweitligapartien, dazu drei Länderspiele für Rumänien, das Heimatland seiner Eltern, stehen in der Vita des gebürtigen Prieners.

Herr Nicu, gleich nach dem letzten Saisonspiel ging es für ein paar Tage mit der Mannschaft nach Mallorca. Wie war's?

Maximilian Nicu: Es waren alleine 16 oder 17 Jungs aus dem Kader dabei. Die Stimmung war super, wie in den letzten Jahren. Wir hatten ja wieder Grund zum Feiern, nach dem Aufstieg letztes Jahr diesmal unsere gelungene Drittligasaison: Platz neun, eine ausgeglichene Bilanz mit 16 Siegen und ebenso vielen Niederlagen.

Wie schätzen Sie das ein, was die Mannschaft in dieser Saison erreicht hat?

In dem ein oder anderen Spiel war mehr drin, dann gab es wieder Auftritte, bei denen wir glücklich gepunktet haben. Am Ende einer Saison gleicht sich alles aus. Die Jungen mussten schon Lehrgeld zahlen, aber das war ein ganz wertvolles Jahr.

Wie geht es für Sie jetzt weiter?

Ich werde ab Juli kleinere Funktionen in Haching übernehmen, im Bereich Scouting, aber auch in der Presseabteilung. Darüber hinaus bleibe ich dem Streaming-Dienstleister Dazn als Experte erhalten. Zusammen mit meinem Bruder, einem Kumpel und meiner Freundin habe ich eine Eventagentur namens bellevent gegründet. Wir wollen Golf- und Fußballveranstaltungen organisieren und promoten.

Aber auch im Tagesgeschäft werden Sie weiterhin eine Rolle spielen, wenn auch nur beim Kreisligisten TuS Prien ...

Ja, ich werde Trainer bei meinem Stammverein. Ich freue mich, dass ich nicht von 100 auf null aus dem Geschäft bin. Natürlich fühlt es sich komisch an, wenn man fast 30 Jahre aktiv war. Aber irgendwo ist da auch eine gewisse Erleichterung. Keine Läufe mehr, keine Saisonvorbereitung als Aktiver. Denn auch wenn der Priener Vorstand das gerne hätte: Es ist nicht geplant, dass ich dort selbst eingreife.

Dann schauen wir doch ein bisschen auf Ihre Karriere zurück. Wo hatten Sie ihre schönste Zeit?

Es gab überall Höhen und Tiefen, das ist ganz normal in einer Fußballerkarriere. Mein bestes Jahr hatte ich wohl in der zweiten Liga bei Wehen Wiesbaden (2007/08: 32 Spiele, sechs Tore, elf Assists, d. Red.) und im ersten Bundesligajahr bei Hertha BSC (2008/09, 28 Spiele, zwei Tore, sechs Assists, d. Red.). Damals bin ich ja auch in die rumänische Nationalmannschaft berufen worden. Aber auch der Aufstieg mit Haching in die 3. Liga hat ein großes Glücksgefühl in mir ausgelöst.

Und wer war Ihr bester Trainer?

Abgesehen von meinem F-Jugendtrainer Fritz Seywald habe ich während meiner ersten Zeit in Haching bei Wolfgang Frank, der ja leider nicht mehr unter uns weilt, die meisten Bausteine für meine Karriere mitbekommen. Auch von Djuradj Vasic in Wehen konnte ich viel lernen und natürlich von Lucien Favre. Ihm habe ich auf höchstem Level am meisten zu verdanken.

Unter Favre bei der Hertha waren Sie ja meistens auf der linken Außenbahn unterwegs. Zuletzt in Unterhaching hat Sie Trainer Claus Schromm noch zum Innenverteidiger umgeschult. Wie kam es dazu?

Ich war als Sechser und Achter vorgesehen. Doch irgendwann sind unsere Erwartungen, wie ich im Mittelfeld spielen sollte, etwas auseinandergedriftet. Ich verlor meinen Stammplatz, kam dann im Training zufällig mal als Innenverteidiger zum Einsatz, und als sich unser Kapitän Seppi Welzmüller einer Leistenoperation unterziehen musste, war ich als Abwehrspieler gesetzt. Das war ehrlich gesagt gar nicht so schlecht, weil ich somit am Ende meiner Karriere nicht mehr so viel laufen musste.

Was war denn Ihre Lieblingsposition?

Ich habe mich überall wohlgefühlt, am effektivsten war ich wohl auf der linken Außenbahn. Wobei ich immer als Linksfuß bezeichnet worden bin, dabei bin ich beidfüßig und musste oft links spielen, weil es schlichtweg weniger Links- als Rechtsfüßler gibt.

Bei Ihrem letzten Spiel trug Ihre Familie auf der Tribüne Rumänien-Trikots. Wie sehen Sie im Rückblick Ihre kurze Länderspielkarriere 2009?

Als der Verband damals anfragte, war das für mich eine großartige Chance, meinen Eltern etwas für ihre Unterstützung zurückzugeben. Mich im rumänischen Trikot zu sehen, war für sie wie ein Geschenk, das man mit Geld nicht bezahlen kann. Ich hatte in dieser Mannschaft ein bisschen Anpassungsprobleme, so dass es auch nur eine kurze Episode blieb. Aber viele Profis können nicht von sich behaupten, ein WM-Qualifikationsspiel in Paris gegen Frankreich bestritten zu haben.

© SZ vom 19.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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