SpVgg Unterhaching:Wie auf dem Mond

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Mit einem blauen Auge übersteht nicht nur Christoph Greger (re.) die Partie in Meppen, auch seine Hachinger hielten einigem Druck stand. (Foto: imago/Werner Scholz)

Der Drittligist Unterhaching schließt die englische Woche mit einem Unentschieden beim SV Meppen ungeschlagen ab. Bei schwierigen Platzverhältnissen wäre am Ende ein Sieg möglich gewesen.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Es wird eine ruhige Saisonendphase für die SpVgg Unterhaching in der dritten Fußball-Liga, das zeichnet sich mittlerweile klar ab. Neun Spieltage vor der Zielflagge ist der Abstand nach oben zehn Punkte, und damit zu groß, um noch ein ernstes Wörtchen mitzureden um die Aufstiegsrelegation. Die Abstiegsplätze konnte man bereits um 19 Zähler distanzieren, nachdem man die englische Woche mit fünf Zählern abgeschlossen hat und mittlerweile seit vier Partien unbesiegt ist.

Ein 1:1 beim Mitaufsteiger SV Meppen war zwar angesichts des 4:0-Sieges im Hinspiel nicht ganz das Wunschresultat von Trainer Claus Schromm, der vor der Partie gefordert hatte, die Woche mit insgesamt sieben erwirtschafteten Punkten zu beenden- nach dem 2:1 in Großaspach am vergangenen Samstag und dem 1:1 gegen Rot-Weiß Erfurt am Dienstag im Sportpark. Letztlich war er dann aber doch zufrieden: "Am Ende ist das Unentschieden in meinen Augen verdient. Wir gewinnen die erste Halbzeit 1:0, Meppen gewinnt die zweite Halbzeit 1:0, dazu hat jeder noch ein Riesenbrett vergeben", bilanzierte Schromm.

"Wo waren die Leute heute alle?", fragt Meppens Trainer. Er ist mehr gewohnt als 4500 Zuschauer

Sein Gegenüber, Christian Neidhart, konnte mit dem Ergebnis zwar ebenfalls leben ("Gott sei Dank haben wir noch den Ausgleich gemacht"), fand jedoch ein anderes Haar in der Suppe, das er in der Pressekonferenz nach dem Spiel zum Thema machte: "Da gewinnen wir in Zwickau, holen einen Punkt in Aalen, machen ein überragendes Spiel mit über 3000 Meppenern in Osnabrück - und dann kommen hier bei überragendem Wetter nur 4500 Zuschauer", schimpfte der Meppener Übungsleiter. "Die Jungs hätten sich mehr verdient. Wo waren die Leute heute alle?" Dazu muss man wissen, dass die Fußballbegeisterung im Emsland keine Grenzen kennt, dort auch schon mal 13 000 Leute ins Stadion kommen und der Schnitt bei über 7000 Besuchern liegt, Platz sechs in der Liga. "Es war heute sehr ruhig im Stadion, manchmal brauchst du jedoch von außen auch mal einen Push", so Neidhart weiter.

Die Hachinger steuerten immerhin gut 20 mitgereiste Anhänger zu dieser Kulisse bei, von einem Fanaufkommen wie in Meppen können die Rot-Blauen sowieso nur träumen. Gerade mal 2800 Zuschauer kommen im Schnitt zu den Heimspielen im Sportpark. Und so fühlten sie sich vermutlich wie zu Hause in der diskreten Atmosphäre am Samstagnachmittag im hohen Norden. Jedenfalls war Schromms Team gleich hellwach, bei einer Unsicherheit von SVM-Torwart Erik Domaschke war Finn Porath zur Stelle, er blockte den Ball, doch Torjäger Stephan Hain zögerte einen Moment zu lange und vertändelte (4.). Der Hachinger Trainer hatte erneut die Rotationsmaschine angeworfen, veränderte seine Elf auf vier Positionen und brachte Spielmacher Sascha Bigalke überraschend erst in der Schlussphase. Nichtsdestotrotz kam Haching zum Führungstor, weil Jim-Patrick Müller mit Vehemenz in Meppens Strafraum drängte, Verteidiger Mike-Steve Bähre ihm von hinten in die Hacken lief und der Elfmeter von Kapitän Josef Welzmüller locker flach ins rechte Eck getreten wurde - 0:1 (23.).

Lukas Königshofer erhält im Tor schon zum zweiten Mal den Vorzug vor Korbinian Müller

Von den Gastgebern gab es in der ersten Halbzeit zwei gelungene Offensivaktion zu sehen, und die fanden beide schon vor dem Hachinger Führungstor statt: Zunächst parierte Torwart Lukas Königshofer, der zum zweiten Mal nacheinander anstelle von Korbinian Müller im SpVgg-Kasten stand, einen starken Flachschuss von Luka Tankulic (14.). Später verfehlte Marcel Gebers per Hackentrick nach Flanke von Nico Granatowski das Ziel nur knapp (20.).

Nach dem Wechsel machte der ramponierte Platz, der eher einer Mondlandschaft glich als einem Rasen in einer deutschen Profifußballliga, den Akteuren mehr und mehr zu schaffen, auch wenn sich Schromm hinterher sogar überrascht zeigte, dass beide Teams trotz der Bodenverhältnisse "ein gutes Spiel" abgeliefert hätten. Zunächst hatte seine Auswahl noch Glück, dass Benjamin Girth nach Freistoßflanke von David Vrzogic und Kopfballablage von Jovan Vidovic die Kugel in die dritte Etage jagte (55.). Doch sieben Minuten später war der Ausgleich nicht mehr zu verhindern. Nach Flanke von Markus Ballmert köpfte Girth aus fünf Metern ein - 1:1 (62.).

In der Folgezeit war Haching sogar näher am Siegtreffer als die Gastgeber, vor allem als Stefan Schimmer den Ball kurz ablegte und Müller aus fünf Metern Torwart Domaschke überwand, ehe Vrzogic kurz vor der Linie klären konnte (68.). Die letzte Gelegenheit vergab Hain, der nach Hereingabe von Max Dombrowka aus spitzem Winkel an Domaschke scheiterte.

Und während Jim-Patrick Müller trotz seiner starken Leistung ein wenig haderte ("Wir hatten durch mich die Chance, das 2:1 zu machen"), musste der 28 Jahre alte Offensivspieler doch einräumen, dass das 1:1 "von den Möglichkeiten her in Ordnung" ging. "Immerhin hatten wir einige krasse Druckphasen zu überstehen."

Trainer Schromm lobte dann noch den Mitaufsteiger ("Respekt, was ihr hier leistet"), und so ein bisschen war das auch ein Kompliment an sich und seine eigene Elf: angesichts von vier Punkten in dieser Saison gegen den SV Meppen.

© SZ vom 12.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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