SpVgg Unterhaching:Vorkoster Bayern

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Im Duett? Dominik Stroh-Engel und Stephan Hain (v. li). (Foto: Sven Leifer / imago)

Unterhaching trifft in der Liga stets auf Teams, die es in der Vorwoche mit Bayern II zu tun hatten.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Bewegung in der Natur und dazu noch wichtige Erkenntnisse aus erster Hand - wohl dem, der zur Analyse künftiger Gegner mit dem Fahrrad anreisen kann. In einer Münchner Kreisklasse wäre das sicherlich nichts Ungewöhnliches, für einen Fußballtrainer wie Claus Schromm, dessen Team in der bundesweiten dritten Liga spielt, ist es aber kurios. Doch der Spielplan dieser Saison will es so, dass Schromms SpVgg Unterhaching Woche für Woche stets auf jene Gegner trifft, die am Spieltag zuvor mit den Amateuren des FC Bayern das Vergnügen hatten. Die Münchner betätigen sich damit unfreiwillig als eine Art Vorkoster, was den Hachingern manche aufwendige Spionagetour oder Videoanalyse erspart.

"Das hat uns bisher schon geholfen", sagt Schromm. Der SpVgg-Trainer schaut sich die Heimspiele der Münchner live im Grünwalder Stadion an und kann dort die Stärken und Schwächen der Kontrahenten selbst in Augenschein nehmen. Praktisch findet Schromm zudem, dass die Roten "eine ähnliche Spielanlage" hätten wie sein eigenes Team, da sähe man dann gleich, wie der Gegner darauf reagiere.

Und dann gibt es noch einen dritten Grund, warum die Hachinger so gerne die abgelegten Gegner der FCB-Reserve übernehmen: Schon vier Mal in dieser Saison hat ein Spieler gegen Bayern II einen Platzverweis kassiert und war dann jeweils gegen Haching gesperrt. Aktuelles Beispiel ist Thilo Leugers, der Kapitän und laut Schromm ein "essentieller Spieler" des SV Meppen. Er war zuletzt beim Sieg der Emsländer gegen Bayern, einem kuriosen 5:3 nach 1:3-Rückstand, in der Nachspielzeit mit Gelb-Rot zum Duschen geschickt worden und fehlt deshalb nun an diesem Samstag beim Hachinger Heimspiel gegen Meppen (14 Uhr). "Eine Mannschaft, die immer wieder Rückstände drehen kann, das spricht für ihren Charakter", sagt Schromm über den Gast. Meppen sei variabel, verändere immer wieder auch während des Spiels den "Modus" und pflege ein gefährliches Umschaltspiel.

Das Ziel der Hachinger, die seit acht Drittligapartien ungeschlagen sind, ist klar formuliert: Mit einem dreifachen Punktgewinn will der Tabellenzweite am 15. Spieltag "die 30 voll machen", wie es Schromm formuliert. "Der Tabellenplatz spielt keine so entscheidende Rolle. Wenn der Punkteschnitt stimmt, ergibt sich die Tabellensituation automatisch." Einen Schnitt von zwei Zählern pro Partie zu halten, sei "unheimlich schwer", sagt er. "Das ist eine hohe Latte, aber sie ist unsere Orientierung."

Spöttern, die für die Rückrunde den zuletzt hachingtypischen Leistungseinbruch prognostizieren, entgegnet der Fußballlehrer trocken: "Wenn ich morgens aufstehe, muss ich an 48 von 50 Tagen zuerst auf die Toilette, also praktisch immer." Schwache Rückserien dagegen seien zwar zuletzt zweimal passiert, "aber vor drei Jahren haben wir es zum Beispiel ordentlich gemacht". Alleine schon, weil der Kader nun deutlich breiter sei, könne man zuversichtlich in die Zukunft schauen. Auch gegen Meppen müssten zwar wieder Ausfälle verkraftet werden, so fehlen weiterhin die verletzten Luca Marseiler, Markus Schwabl und Marc Endres, dennoch werde man eine absolut konkurrenzfähige Mannschaft stellen. Und in Jim-Patrick Müller (zuletzt gesperrt, dann krank) kehrt auch noch einer aus dem erweiterten Stamm in den Kader zurück.

Bleibt die Frage nach der vordersten Angriffsreihe, in die zuletzt beim 3:0-Auswärtssieg gegen Mannheim Stephan Hain nach langer Verletzungspause zurückkehrte. "Er hat seinen Startelfeinsatz gut verkraftet und im Training diese Woche einen weiteren Schritt nach vorne gemacht", sagt Schromm. "Der Ball hat einige Male im Netz gezappelt." Womöglich stürmt diesmal Dominik Stroh-Engel, 33, neben dem 31 Jahre alten Hain. Sie seien unterschiedliche Spielertypen, Hain lasse sich auch mal ins Mittelfeld fallen, während Stroh-Engel ein klassischer Strafraumstürmer sei. "Es ist durchaus spannend, sie nebeneinander auflaufen zu lassen", sagt der Trainer.

© SZ vom 09.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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