SpVgg Unterhaching:Van Lents Bauchgefühl

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Abgeräumt: Hachings Christoph Greger lässt Meppens Valdet Rama elegant über seinen Rücken gleiten. (Foto: Claus Schunk)

Beim 2:1 gegen Meppen zeigt die Spielvereinigung phasenweise attraktiven Tempofußball und ist nun Tabellenzweiter. Den Siegtreffer erzielt Einwechselspieler Niclas Anspach im dritten Drittligaspiel.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Schon am Parkplatz wehte ein Hauch von Bratwurstduft durch die Luft. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass es wieder ein bisschen sein würde wie früher. Und tatsächlich, beim Drittligaspiel zwischen der SpVgg Unterhaching und dem SV Meppen am Sonntag waren Menschen im Stadion, die keine kurzen Hosen und Stutzen trugen - Zuschauer nannte man diese ausgestorben geglaubte Spezies vor dem Corona-Wahnsinn und der Ära der Geisterspiele. Angetrieben von 1128 Fans - bis zu 1425 wären zugelassen gewesen - liefen die Hachinger vor allem vor der Pause zu großer Form auf, am Ende setzten sie sich mit 2:1 (1:1) durch und rückten nach drei Siegen aus vier Spielen auf Tabellenplatz zwei vor, einen Punkt hinter Spitzenreiter 1860 München.

SpVgg-Trainer Arie van Lent hatte seine Freude schon vor dem Spiel kaum verbergen können: "Endlich wieder Zuschauer! Egal wie viele da sind, wir werden das Gefühl haben, dass es voll ist." Und so trat seine Elf nach zwei 1:0-Siegen zuletzt selbstbewusst auf, schnürte die Emsländer in deren Hälfte ein, ohne jedoch zwingende Chancen herauszuspielen. Meppen kam nach einer Viertelstunde erstmals gefährlich vor den Hachinger Kasten, eine abgefälschte Flanke von Hassan Amin landete bei Marcus Piossek, der bedrängt von Max Dombrowka den Kollegen Hilal El-Helwe bediente. Aus kurzer Distanz vollendete der Mittelstürmer der Gäste, die Reklamationen der Rot-Blauen wegen einer angeblichen Abseitsposition verhallten ungehört.

Doch von diesem Nackenschlag erholten sich die Unterhachinger schnell. Eine Flanke von Markus Schwabl von der rechten Seite verwertete Patrick Hasenhüttl zum Ausgleich (19.), die Meppener Verteidiger hatten entsprechend der geltenden Hygieneregeln ordentlich Abstand gelassen zum österreichischen Mittelstürmer. Und die Gastgeber machten weiter Druck, Hasenhüttl scheiterte an Torwart Luca Plogmann, zwei Meter daneben stand Alexander Fuchs völlig frei (21.). Lucas Hufnagel wiederum traf nach Zuspiel von Luca Marseiler aus spitzem Winkel den Pfosten (23.), Moritz Heinrich zog die Kugel von links am Tor vorbei (31.), Hufnagel von rechts (42.), und dazwischen versuchte es Christoph Greger vergeblich mit einem Fallrückzieher (42.). "Wir haben das Spiel total bestimmt und hätten bis zur Pause schon zwei, drei oder gar vier Tore erzielen müssen, sagte Van Lent nach dem Spiel.

Man hatte das Gefühl, diese Flut an nicht genutzten Torchancen würde sich womöglich rächen im zweiten Durchgang. Prompt kam nun der Gast besser ins Spiel, auch weil Haching dem enormen Tempo aus der ersten Halbzeit ein wenig Tribut zollen musste. Torwart Nico Mantl bewahrte sein Team vor dem neuerlichen Rückstand, als er zunächst einen 15-Meter-Kracher von Piossek bravourös meisterte und nur wenige Augenblicke danach einen Kopfball von Christoph Hemlein parierte, nachdem sich Abwehrspieler Dombrowka eine kurze Auszeit gegönnt hatte (56.).

Haching überstand diese erste Drangperiode der Gäste, dann kamen frische Kräfte ins Spiel, von denen sich Dominik Stroh-Engel gleich mal mit einem Kopfball knapp übers Tor einführte (64.). Acht Minuten später schlug dann die große Stunde des Niclas Anspach, der in seinem dritten Drittligaspiel zum Matchwinner avancierte. Zunächst kratzte Schwabl die Kugel per Hackentrick von der Seitenauslinie, Hufnagel reagierte blitzschnell und schickte Anspach auf die Reise, der noch einige Schritte lief, aus 15 Metern abzog und mit Hilfe des Innenpfostens ins Tor traf - 2:1 (72.). "Ich bin auf die Kette zugelaufen, mich hat keiner angegriffen und da dachte ich, probiere ich es einfach mal", sagte der 20-Jährige hinterher bei Magentasport.

Arie van Lent hatte mit der Einwechslung ein glückliches Händchen bewiesen. Der Trainer sprach später davon, er habe das Gefühl gehabt, dass Anspach "uns heute vielleicht weiterhelfen könnte", denn es habe zuletzt ja öfter mal der Mut gefehlt, einfach abzuschließen. Und der frühere Stürmer Van Lent kennt natürlich auch die eiserne Regel aller Offensivspieler: "Wer nicht schießt, kann auch nicht treffen."

In der Schlussphase geriet der Unterhachinger Sieg noch ein ums andere Mal in Gefahr, etwa als der ebenfalls eingewechselte Jannik Bandowski gerade noch vor Meppens Valdet Rama klären konnte (82.). Dann war Schluss und die Laune von Meppens Trainer Torsten Frings im Keller: "In der zweiten Halbzeit waren wir die bessere Mannschaft, aber wir müssen noch heißer sein auf das 2:1. Haching hat gewonnen, weil sie ein Tor mehr geschossen haben als wir", grantelte der frühere Nationalspieler.

Dass die SpVgg nun auf Platz zwei steht, beeindruckt Coach Van Lent nicht nachhaltig. "Aber es zeigt, dass wir Punkte gesammelt haben und dass wir auf einem guten Weg sind." Und das wiederum helfe für die nächsten Wochen.

© SZ vom 12.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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