SpVgg Unterhaching:Unentschieden in Unterhachingen

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Beweglich: Stephan Hain erzielte gegen Münster (rechts: Preußen-Verteidiger Jannik Borgmann) bereits sein sechstes Saisontor. (Foto: Sven Leifer/imago)

Haching muss sich auch gegen Preußen Münster mit einem 1:1 begnügen, weil viele Chancen ungenutzt bleiben.

Von Matthias Schmid, Unterhaching

Claus Schromm lauschte während der Pressekonferenz ruhig den Ausführungen seines Kollegen. Immer wieder nickte der Unterhachinger Cheftrainer anerkennend, als er dann selbst zu Wort kam, tadelte er Marco Antwerpen aber zunächst. Er tat dies mit einem Lächeln im Gesicht und mit der Milde eines Vaters, der vom Streich seines Sohnes ziemlich angetan war, das aber vor ihm nicht zugeben konnte. "Ich fand vieles richtig von dem, was du gesagt hast", setzte Schromm nach dem Drittligaspiel zwischen der SpVgg Unterhaching und Preußen Münster also an, "aber wir heißen nicht Unterhachingen."

Diesen fiktiven Ort hatte Antwerpen am Samstagnachmittag kurzerhand erfunden. Vielleicht war er einfach noch vom späten Treffer seiner Mannschaft so ergriffen, dass er durcheinander kam. Das 1:1 (1:0) war die vierte Punkteteilung für Haching nacheinander, seit fünf Spielen wartet der Klub in der dritthöchsten deutschen Fußballklasse nun schon auf einen Sieg. "Es ist schon ein bisserl bitter, wenn man 1:0 in Führung geht", bekannte Schromm. Aber erzürnt? Das war er nicht. Da hatten seine Spieler einfach zu gut gespielt. "Wenn wir das zweite Tor machen, dann wäre das heute der Deckel gewesen", war sich Schromm aber sicher. Dass die Hachinger den Deckel nicht auf den Topf brachten, lag weniger an den Gästen als vielmehr an der eigenen Unzulänglichkeit im Strafraum. "Wir hätten mit 2:0 oder gar 3:0 führen müssen", monierte Dominik Stahl, der nach dem Kreuzbandriss von Josef Welzmüller nun als Kapitän aufläuft.

In der Tat hatten sie nach der Führung durch Stephan Hain (10.) weitere Chancen von bester Qualität. Immer wieder hatten sie sich durchs Mittelfeld oder über die Außenpositionen kombiniert, das sah so hübsch aus, dass auch Schromm von draußen begeistert in die Hände klatschte. Seine Spieler hatten seinen Matchplan zunächst akkurat ausgeführt: sie störten die Gäste früh, indem sie mit der eigenen Abwehrreihe immer wieder mutig bis zur Mittellinie herausrückten. "Aber uns hat im Abschluss die letzte Konsequenz und Fokussierung gefehlt", fand Hain und klagte sich da auch selbst an. Der 30-Jährige hätte kurz vor der Pause aus günstiger Position gleich mit rechts schießen müssen, doch er hatte sich den Ball zunächst auf den linken Fuß gelegt, um ihn ins lange Eck schlenzen zu können, Torwart Maximilian Schulze Niehues ahnte die Idee aber voraus und parierte. Zuvor hatten schon Orestis Kiomourtzoglou aus kurzer Distanz über das Tor (28.) geköpfelt und Finn Porath aus spitzem Winkel den Außenpfosten (40.) getroffen. Und dann stand in der Nachspielzeit der ersten Hälfte auch noch Lion Schweers im Weg, als auf der Linie den Schuss von Kiomourtzoglou wegschlug. "Wir waren froh, dass wir nur mit 0:1 hinten lagen", gab Sandrino Braun zu.

Lag es an den spätsommerlichen Temperaturen, dass er die riesige Torgelegenheit seines Mitspielers Rufat Dadashov vergessen hatte? Die Sonne brannte am Samstag ganz schön vom Himmel herab und schlauchte die Spieler sichtlich, die immer wieder wie ein ausgetrockneter Wüstenwanderer nach ein paar Tropfen Wasser gierten. Nur der Innenpfosten hatte die frühe Führung von Münster (7.) verhindert, es war sogar eine Doppelchance, weil René Klingenburg kurz danach noch einen Kopfball freistehend über die Latte bugsierte.

Die Hachinger verteidigten anschließend aber so geschickt, dass Münster sie nicht mehr in Kalamitäten stürzen konnte. Auch nach der Pause waren sie dem zweiten Tor näher als Münster dem ersten. Porath schloss einen wunderbaren Konter über Luca Marseiler und Hain ab, doch Schulze Niehues wehrte ab. Da Münster nun selber nach vorne spielte, eröffneten sich Unterhaching immer wieder Chancen im Umschaltspiel. Allerdings vertändelte das Heimteam diese zu hastig und unpräzise. Es kam deshalb so wie es oft kommt, wenn die eine Mannschaft verschwenderisch mit ihren Möglichkeiten umgeht. "Man wird bestraft", wie es Schromm ausdrückte. Nach einer Freistoßflanke konnte Hachings Torhüter Lukas Königshofer den Ball nur unzureichend wegfausten, er landete bei Fabian Menig, der einfach mal volley draufhielt und sich wenig später feiern lassen konnte, weil sein "Sonntagsschuss am Samstag" (Schromm) im Tor lag.

Claus Schromm begegnet dem 1:1 aber recht gelassen, er hat seine ganz eigene Lesart. Während Hain ein bisschen mit der Serie von zuletzt fünf sieglosen Spielen hadert, hebt Hachings Cheftrainer lieber die Serie von elf Spielen mit nur einer Niederlage hervor. Sorgen, merkte er am Ende noch an, würde er sich nur dann machen, "wenn wir uns keine Chancen erspielen würden und selbst viele Chancen des Gegners zulassen würden. Wir brauchen jetzt nur einen Sieg." Am besten gleich an diesem Mittwoch, im Verbandspokal beim Bayernligisten ATSV Erlangen. Die kennen bestimmt auch Unterhaching.

© SZ vom 08.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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