SpVgg Unterhaching:Stückwerk hinterm Bauzaun

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Der Fußball-Drittligist verliert mit 0:1 gegen den SV Meppen, weil die Mannschaft von Claus Schromm auch weiterhin mit ihrer defensiven Spielweise fremdelt.

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Der Sportpark in Unterhaching ist zurzeit nur eine matschige Baustelle, der pittoreske Teich momentan eine braune, leere Grube. Wer von der S-Bahn zum Stadion des Fußball-Drittligisten von der Spielvereinigung gehen will, muss an einem Absperrzaun entlang und einen steilen Hügel hinauf, von dem aus man eine gute Aussicht auf die Bagger hat, die am Wochenende still stehen. Im Stadion dann sieht der dargebotene Fußball zurzeit ein bisschen so aus wie der Park drumherum: Er war mal ziemlich schön, das wird er bestimmt bald auch wieder. Aber zurzeit sieht es halt nach Baustelle aus.

Immerhin, sie arbeiten ja daran. Denn "da haben wir uns schwergetan" ist ein Satz, den schon viele Trainer gesagt haben, wenn sie in Unterhaching zu Gast waren. Auch Christian Neidhart vom SV Meppen sagte das am Samstagnachmittag. Er führte dann aber eine Begründung an, die man so bisher noch nicht gehört hatte: "Unterhaching hat immer lange Bälle auf die letzte Kette gespielt", um dann den Abprallern hinterherzujagen. Jene Mannschaft, die zuvor immer wieder für ihre spielerischen Qualitäten gelobt worden war, packte diesmal im Heimspiel die sogenannte Brechstange aus. Es sollte nicht helfen: Haching verlor nach einem Gegentor in der vierten Spielminute 0:1, weil der SpVgg vor allem gegen Ende die Ideen fehlten, um die langen Bälle effektiv zu verarbeiten.

Flugeinlage gegen Meppen: Unterhachings wirkungsloser Stürmer Stefan Schimmer verliert gegen SV-Verteidiger Marco Komenda die Bodenhaftung. (Foto: Sven Leifer/imago)

Hernach beriefen sich die Hachinger vor allem auf die Leistung bis zur 36. Spielminute. "Wir kommen eigentlich richtig gut rein, wir haben viele Chancen rausgearbeitet, klare Dinger", sagte Max Dombrowka. Er hatte in jener 36. Minute auch den Ball erobert, dann aber zögerte der freigespielte Finn Porath vor dem Tor zu lange und wurde geblockt. Zuvor hatte Dominik Widemann aus zentraler Position den Ball über das Tor gejagt (6.). Zwischen diesen beiden Möglichkeiten schafften es die Gastgeber phasenweise, Druck aufzubauen. Trainer Claus Schromm sprach später davon, dass man im "letzten Drittel oft die falschen Entscheidungen" getroffen habe.

Nach der 36. Minute allerdings gab es im letzten Drittel nur noch selten Entscheidungen zu treffen - weil die Hachinger schlichtweg kaum mehr dort anzutreffen waren. Spieler legten sich Bälle zu weit vor, Pässe landeten im Seitenaus, einmal sogar ein Torschuss des eingewechselten Thomas Hagn (74.). Schromm fand das vergleichsweise weniger schlimm: "Solche Dinge können passieren, wenn man das Spiel verlagern will", fand der Trainer. "Wir sind ein bisschen hektisch geworden, vielleicht auch bedingt durch den Rückstand", fand Dombrowka. Am Montag in Würzburg habe man endlich einmal wieder gewonnen (1:0), und nun habe man das Gefühl, "jetzt hast du einen Schritt nach vorne gemacht, du musst jetzt was holen." Sein Trainer sah das ähnlich: Man müsse auf dem Feld dazu kommen, sich zu denken: "Jetzt kommt der Ball. Und nicht: Jetzt muss er kommen."

„Solche Dinge können passieren, wenn man das Spiel verlagern will“: Trainer Claus Schromm haderte mehr mit dem Zehenbruch seines Routiniers Dominik Stahl als mit der Niederlage. (Foto: Sven Leifer/imago)

Trotz der mäßigen zweiten Halbzeit war das so weit zurückliegende Gegentor das, was Dombrowka immer noch am meisten nervte. "Wir nehmen uns immer vor, die Null zu halten, jetzt hat das wieder nicht geklappt. Ein ganz einfaches Tor, eine Flanke in die Mitte, wir sind einfach nicht am Mann beim Kopfball." Mit "wir" war in diesem Fall Markus Schwabl gemeint, der wegen zweier Sperren als Innenverteidiger aushelfen musste. Meppens Marcus Piossek stieg am Fünfmeterraum in Schwabls Rücken hoch und köpfelte perfekt ins linke Kreuzeck ein.

Für die Hachinger, die sich erst kürzlich ein defensiveres Konzept verordnet hatten, kam das Gegentor doppelt ungünstig. Die für das kreative Spiel Zuständigen saßen entweder auf der Bank (Lucas Hufnagel) oder fehlten verletzt (Luca Marseiler), beziehungsweise erkrankt (Sascha Bigalke). Vor allem Bigalkes kurzfristigen Ausfall schien die sehr junge Mannschaft, die diesmal auf dem Platz stand, nicht kompensieren zu können. Trotzdem: "Wir hatten vier Ausfälle im Vergleich zum Montag, und ich finde, das wir das über weite Strecken gut gemacht haben", sagte SpVgg-Kapitän Dominik Stahl. Meppen habe sich außer beim Tor keine Chance erspielt. Da hatte er fast recht, eine besonders große hatten die Gäste allerdings noch vergeigt: In der Nachspielzeit, als Hachings Torwart Lukas Königshofer schon im gegnerischen Strafraum auf die langen Bälle wartete, liefen sie bei einem Drei-gegen-eins-Konter Richtung leeres Tor ins Abseits.

Der ehemalige Sechziger Stahl merkte dann noch an, wie froh er sei, nicht die fünfte gelbe Karte gesehen zu haben. Denn am Dienstag steht das Derby gegen seinen ehemaligen Klub 1860 München an. Da wusste der 30-jährige Routinier allerdings noch nicht, dass er sich bei einem Foul gegen ihn in der 87. Minute den großen Zeh gebrochen hatte. "Das ist ein herber Verlust", sagte Schromm am Sonntag. Er wird auch im nächsten Spiel auf der wichtigen Position vor der Abwehr improvisieren müssen.

© SZ vom 11.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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