SpVgg Unterhaching:Schwabl schimpft

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Diskussion, nicht auf Augenhöhe: Dominik Stahl und Sascha Bigalke (v.r.) beschweren sich bei Schiedsrichter Martin Petersen über dessen Spielleitung. (Foto: Sven Leifer/imago/foto2press)

Pfiff mit Folgen: Die SpVgg Unterhaching unterliegt Wehen Wiesbaden mit 1:2, das Schiedsgericht steht nach dem Elfmeter für die Gäste im Mittelpunkt der Debatten.

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Vermutlich muss man nicht den Profifußball als Ganzes infrage stellen, aber Markus Schwabl war am Freitagabend so geladen, dass er es natürlich tat. Wenn so etwas passiere wie in der zwölften Spielminute der Partie SpVgg Unterhaching gegen Wehen Wiesbaden, dann "melden wir am besten den Spielbetrieb ab, dann gehe ich mit meiner Frau essen und mit dem Hund spazieren", schimpfte er. Klar war: Wer dieses Spiel verliert, verliert den Anschluss an die Spitze und verbringt den Rest der Saison wahrscheinlich im Niemandsland der Tabelle. Das Spiel hatte also recht große Bedeutung.

Der 28-jährige Außenverteidiger hatte einen Elfmeter verschuldet, und er gab auch zu, den Gegenspieler Agyemang Diawusie berührt zu haben. Aber dieser sei eben erst eine Sekunde später hingefallen. Dann lasse man sich eben immer fallen, "es wird ja belohnt", sagt Schwabl. Das anschließende Elfmetertor jedenfalls brachte die Hachinger auf die Verliererstraße. Nach dem 1:2 (1:1) sagte Trainer Claus Schromm, wie schwer es sei, gegen die selbstbewussten und robusten Wiesbadener einen Rückstand wettzumachen. Stefan Schimmer war das zwar zwischenzeitlich gelungen (26.), insgesamt aber hatte sich die SpVgg auffällig wenig gute Chancen erspielt.

Schwabl merkte noch an, wenn er jetzt weiterrede, dann werde er wahrscheinlich "für 25 Spiele gesperrt". Es bleibt vermutlich bei einem Spiel Sperre. Schwabl sah nämlich die gelbe Karte wegen Meckerns, es war seine fünfte. Doch die anschließenden Wortgefechte nach dem Führungstor der Gäste, bei denen sein Vater, SpVgg-Präsident Manfred Schwabl, den Schiedsrichter auch an der Schulter leicht schubste, werden wohl auf jeden Fall ein Nachspiel haben. Womöglich auch für den Schiedsrichter selbst. Was viel später, als das Stadion schon leer war, über die Vorfälle zu hören war, zeichnete jedenfalls ein Bild davon, wie wenig Verständnis Schiedsrichter und Klub-Verantwortliche oft für den jeweils anderen aufbringen.

Schiedsrichter Martin Petersen hatte eine Woche zuvor noch die Bundesliga-Partie von Borussia Mönchengladbach gegen Hertha BSC gepfiffen (0:3). Was der junge Schwabl ihm vorwarf, war, dass er offensichtlich nicht wusste, wie sein Gegenspieler eine Woche zuvor in Braunschweig auf gleiche Weise einen Elfmeter geschunden habe (jener Elfmeter scheint in der Nachbetrachtung allerdings vertretbarer als der im Sportpark). Hachings Torwart Lukas Königshofer stellte in diesem Zusammenhang sogar die DFB-Abstellungen der Unparteiischen infrage. Zumal ein Assistent am Freitag ein Neuseeländer namens Simon Lount gewesen war, der laut Hachinger Spielern kein Wort Deutsch spreche. Der zweite Vorwurf in Richtung Petersen: Er habe Hachings Finn Porath nach dem Elfmeter so respektlos angesprochen, dass man umgekehrt dafür mindestens eine gelbe Karte bekommen würde.

Nachdem Petersen viel später noch ein emotionales Gespräch mit Präsident Schwabl geführt hatte, stellte er sich der Presse. Im Falle des Elfmeters, sagte er, habe er keine Möglichkeit, lange abzuwägen, es gehe schlicht um Ja oder Nein, und er habe nun mal den Kontakt gesehen. Zu den Vorwürfen Poraths gab er an, lediglich gesagt zu haben, der Spieler führe sich auf "wie ein 13-Jähriger". Solche Kommentare seien im Umgang auf dem Platz aber durchaus normal.

"In Rostock fehlte uns noch der der Spielrhythmus. Heute gilt das auf keinen Fall mehr."

Das Geplänkel mit dem Schiedsrichtergespann kaschierte die Tatsache, dass sich die Hachinger mit dem Tabellennachbarn aus Hessen mindestens genauso schwertaten. Und dass die Elf von Trainer Claus Schromm in den ersten beiden Spielen nach der Winterpause schon mehr Niederlagen (zwei) gesammelt hat als in den 20 Saisonspielen des Kalenderjahrs 2018 (eine). "In Rostock kannst du noch sagen: Da fehlte uns der Spielrhythmus. Heute gilt das auf keinen Fall mehr", fand Markus Schwabl. Die Platzbedingungen waren gut, trotzdem schafften es die Hachinger selten, ihre spielerischen Stärken auszuspielen. Kapitän Dominik Stahl findet im Gegensatz zu Schwabl, dass der Rhythmus immer noch fehle. Er fand allerdings auch: "Wir haben die Qualität, die letzten zwei Spiele abzuschütteln."

Im Niemandsland befindet sich die Mannschaft übrigens noch nicht. Außer Wiesbaden haben alle anderen Spitzenklubs an den vergangenen beiden Wochenenden auch nicht gewonnen; Unterhaching steht sieben Punkte hinter dem Relegationsplatz, bei zwei Spielen weniger. Schwabl geht davon aus, dass die SpVgg in Aalen und zu Hause gegen Cottbus punkten wird. Und dann würde es plötzlich auch wieder ganz viel Sinn machen, Fußball zu spielen.

© SZ vom 18.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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