SpVgg Unterhaching:Ritt auf der Rasierklinge

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Erleichterung in Unterhaching: Der Drittligist ist gerettet - zumindest vorerst. Denn auf Dauer ist die Dritte Liga zu teuer für den Vorstadtklub.

Christoph Leischwitz, Johannes Schnitzler und Wolfgang Wittl

Es wird allerhöchste Zeit für Fußball, denn letztlich wird bei der SpVgg Unterhaching sowieso nur der sportliche Erfolg darüber entscheiden, wie es weitergeht. Gut zwei Wochen haben die Verantwortlichen nun ausschließlich damit zugebracht, die Insolvenz vom Verein abzuwenden - für die laufende Saison. Es hat geklappt, die Freude ist groß, "uns fällt ein Stein vom Herzen", sagt Mannschaftskapitän Torben Hoffmann. "Die durch Nichteinhaltung der Verträge mit Franco Levis entstandene Unterdeckung konnte ausgeglichen werden", heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins. Man gehe nun davon aus, vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit bestätigt zu bekommen. Doch in Wahrheit hat sich nichts geändert, der Retter heißt wieder einmal Anton Schrobenhauser.

Gerettet? Die grundlegenden Probleme sind für SpVgg-Präsident Kupka (re.) und Sportdirektor Copado weiter existent. (Foto: Rauchensteiner)

Über finanzielle Details zur Rettung will sich Unterhachings Präsident Engelbert Kupka nicht äußern, "die legen wir nicht offen". Er könne jedoch ausschließen, dass Schrobenhauser, der Mäzen und Schatzmeister des Vereins, die Spielvereinigung alleine vor der Insolvenz bewahrt habe. Nach SZ-Informationen hat der Bauunternehmer persönlich jedoch zumindest den größten Teil jenes 2,3-Millionen-Euro-Lochs verfüllt, welches nach dem Ausfall des von dem vermeintlichen Großinvestor Franco Levis erhofften Geldes im Etat klaffte. "Schrobenhauser haftet mit seinem Privatvermögen", sagt eine dem Wirtschaftsbeirat nahe stehende Person, die namentlich nicht genannt werden will.

Schrobenhauser wieder einmal, also doch, möchte man sagen. Die Überraschung hält sich freilich in Grenzen. Diese Zwischenlösung deutete sich in den vergangenen Tagen als einzig realistische an. Von Franco Levis sei jedenfalls kein Geld geflossen, sagt Kupka. Levis distanziere sich mittlerweile von den Verträgen.

Rechtliche Schritte gegen Levis ziehe die SpVgg nicht in Betracht, da kein Ausgleich zu erwarten sei. Die unnötigen Gerichtskosten könne sich der Verein sparen. Die zentrale Frage für das Unterhachinger Präsidium stellt sich indessen über diese Saison hinaus. Die Dritte Liga sei ein ständiger "Ritt auf der Rasierklinge", auf Dauer nicht zu finanzieren - zumindest mit den derzeitigen Strukturen.

Ziel ist es mehr denn je, die Profifußballer in eine Kapitalgesellschaft auszugliedern, um nicht den gesamten Verein zu gefährden. Auch Kupka selbst klingt angegriffen, die vergangenen Tagen haben ihm hörbar zugesetzt. Ob er sich bei den nächsten Wahlen abermals als Präsident zur Verfügung stelle, wollte er nicht kommentieren. Er sagt nur: "Niemand sonst" werde "Verantwortung übernehmen", sollte sich an den Strukturen nichts ändern.

"Die Frage ist, wer gewillt ist, für Haching das Herzblut zu geben", hat Trainer Klaus Augenthaler gesagt, und er meinte das tatsächlich nur rein sportlich. Ob der Verein langfristig eine Perspektive im Profifußball hat, hängt maßgeblich vom Erfolg in dieser Saison ab. Denn die SpVgg Unterhaching will einfach nicht in diese Dritte Liga passen. Wenn die Mannschaft an diesem Samstag (14 Uhr, Sportpark) gegen Carl Zeiss Jena antritt, geht es um etwas, was normalerweise eine Floskel ist: um drei Punkte für den Aufstieg, der vor dem 14. Spieltag allerdings 13 Punkte entfernt liegt.

In der lukrativeren Zweiten Liga fällt das Wirtschaften leichter; auch die Verantwortlichen erwecken nicht den Eindruck, dass sie bei künftigen DFB-Stichtagen ähnlichen Stress erleben wollen. Zynisch gesagt könnte Jena der ideale Aufbaugegner werden: Die Mannschaft ist genauso wie Unterhaching finanziell und personell angeschlagen, der Trainer wurde vor kurzer Zeit gewechselt, und die Mannschaft von Wolfgang Frank, übrigens ein ehemaliger Unterhachinger Trainer, steht auf dem drittletzten Platz.

Nun also wieder Fußball. Etwas Positives zieht der Präsident aber doch aus den vergangenen Tagen: "Jeder Sponsor hat bei uns hohe Aufmerksamkeit garantiert", sagt Kupka.

© SZ vom 30.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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