SpVgg Unterhaching:Revanche der Reservisten

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War was? Während Rostocks Stefan Wannenwetsch hier reklamiert, macht sich Hachings junger Grieche Orestis Kiomourtzoglou (links, daneben Maximilian Bauer) schon wieder auf den Weg nach vorne. Gegen Hansa erzielte der 19-Jährige sein zweites Saisontor. (Foto: Sven Leifer / imago)

Nach dem 0:3 im Hinspiel in Rostock hatte Hansa-Trainer Dotchev Haching mit einer zweiten Mannschaft eines Bundesligisten verglichen. Beim 1:1 im Rückspiel zeigt die Schromm-Elf ihre Klasse.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Vermutlich hatte Claus Schromm den Spruch seines Gegenübers zur Motivation seiner Mannschaft trefflich eingesetzt. Jedenfalls war es dem Trainer der SpVgg Unterhaching wichtig, nach dem 1:1-Unentschieden am Samstagnachmittag im Drittliga-Auswärtsspiel beim FC Hansa Rostock noch einmal zu erwähnen, was im Oktober 2017 passiert war, als die Mecklenburger in Oberbayern zu Gast gewesen waren. Damals siegte Hansa im Sportpark 3:0, SpVgg-Präsident Manfred Schwabl und Kapitän Josef Welzmüller sprachen unisono davon, man habe "auf die Fresse" bekommen. Und Rostocks Trainer Pavel Dotchev gab zu Protokoll, die SpVgg erinnere ihn an eine "zweite Mannschaft" eines Bundesligaklubs.

Nur mit viel Fantasie kann man eine solche Aussage nicht als Geringschätzung interpretieren, weshalb es Claus Schromm offenbar ein Bedürfnis war, das Zitat in der Pressekonferenz nach dem Rückspiel noch einmal aufzuwärmen: "Der Pavel ist ja ein schlauer Fuchs", sagte also Hachings Fußballlehrer, "als er damals sagte, wir spielen wie eine zweite Mannschaft, hatte er absolut Recht". Deshalb sei das Vorhaben der Rot-Blauen gewesen, sich im Ostseestadion anders zu präsentieren. "Ich glaube, das ist uns ganz gut gelungen, wenn auch nicht über die gesamte Spielzeit", sagte Schromm.

"Wir wollten auf Sieg spielen, das ist uns nicht ganz gelungen", sagt Schromm. Chancen dazu gab es

Es war in der Tat beeindruckend, wie aktiv und aggressiv die Unterhachinger die Aufgabe beim Tabellennachbarn - Rostock war vor der Partie Sechster, Haching Siebter - in Angriff nahm. "Sie sind sehr hoch gestanden, haben uns früh attackiert, wir kamen überhaupt nichts ins Spiel", sagte Hansa-Coach Dotchev. Ein früher Eckball brachte zwar Gefahr für das Hachinger Tor, doch Verteidiger Alexander Winkler blockte den Versuch von Pascal Breier ab (9.). Auf der Gegenseite bediente der stark aufspielende Sascha Bigalke Maximilian Bauer auf dem rechten Flügel, dessen Flanke klärte Julian Riedel direkt vor die Füße von Orestis Kiomourtzoglou, der die Kugel aus acht Metern im Hansa-Tor versenkte - 0:1 (17.), Saisontor Nummer zwei für den 19-Jährigen, auf den angeblich schon Erst- und Zweitligisten ein Auge geworfen haben. Er hatte seinen Vertrag in Unterhaching allerdings erst im November bis 2020 verlängert.

Der Führungstreffer beflügelte die Gäste zusätzlich, Bigalke und Kiomourtzoglou kombinierten sich auf der linken Seite durch, dann wurde Ersterer an der Torauslinie abgeblockt. Auch Hansa hatte in Durchgang eins eine halbe Chance, nach einer halben Stunde wurde Soufian Benyamina von Max Dombrowka gestoppt, der folgende Eckball mündete in einen schulmäßigen Konter der Hachinger, der nur deshalb versandete, weil Bigalke die Kugel auf dem unebenen Platz versprang. "Wir haben das in der ersten Halbzeit sehr ordentlich gemacht", bilanzierte Schromm.

Der Hachinger Trainer erwartete eine deutliche Steigerung der Rostocker in Durchgang zwei. "Und wir waren dann auch etwas schlafmützig", sagte Schromm. Prompt ließen seine Spieler Hansa-Verteidiger Oliver Hüsing über die rechte Seite durchlaufen, seine Flanke verlängerte Benyamina am Elfmeterpunkt und Lukas Scherff schloss die Kombination aus vier Metern mit strammem Schuss zum 1:1 ab (48.). Es war die Phase angebrochen, in der Haching die Partie aus den Händen zu gleiten drohte: Eine Flanke von Breier bugsierte Banyamina volley an den Pfosten (50.), nach einem Eckball köpfte Riedel an die Querlatte (56.). "Da hatten wir wirklich Glück, nicht in Rückstand geraten zu sein", sagte SpVgg-Übungsleiter Schromm, dessen Mannschaft anschließend "das Zepter wieder in die Hand" nahm. "Wir wollten auf Sieg spielen, das ist uns nicht ganz gelungen." Woran allerdings Schiedsrichter Felix-Benjamin Schwermer aus Magdeburg und sein Team nicht ganz schuldlos waren: Nach Bigalke-Pass traf Stephan Hain für Haching, das Tor wurde zu Unrecht wegen vermeintlicher Abseitsstellung nicht anerkannt (68.). In der Nachspielzeit vergab schließlich der eingewechselte Stefan Schimmer eine fast hundertprozentige Gelegenheit, nach Querschläger von Riedel stand er mutterseelenalleine vor dem Hansa-Tor, doch Torwart Janis Blaswich rettete seiner Elf den Punkt. "Letztlich ist das 1:1 okay, auch wenn wir fast noch verloren hätten", fand Dotchev.

Der Rostocker Trainer wollte dann doch noch etwas sagen zu dem latenten Vorwurf, er hätte die Hachinger nach dem 3:0-Hinspielsieg despektierlich beurteilt: "Da möchte ich schon noch ergänzen, dass das anders gemeint war", sagte Dotchev. Mit dem Ausspruch, die SpVgg würde wie eine zweite Mannschaft spielen, habe er gemeint, "dass dort gut ausgebildete Leute spielen, das sollte keine Beleidigung sein". Er habe einen "Riesenrespekt, was Haching für einen Fußball spielt".

© SZ vom 09.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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