SpVgg Unterhaching:Quer ist erlaubt

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Die 0:3-Auftaktniederlage gegen Bremen hat gezeigt, dass die Spieler sich nach dem Aufstieg umstellen müssen. Die Außenseiterrolle fällt ihnen auch im ersten Heimspiel gegen den Karlsruher SC zu.

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Max Dombrowka war gut im Bild. Ausnahmsweise habe sein Linksverteidiger mal kein gutes Spiel gemacht beim 0:3 am vergangenen Samstag beim SV Werder Bremen II, urteilte Claus Schromm. Wie so viele im Team. Also hatte der Trainer für die Videoanalyse des Drittliga-Auftakts exemplarisch noch ein Einzelvideo von dem 25-Jährigen anfertigen lassen. Die Fragestellung: Was mochte dem Jungen durch den Kopf gegangen sein? Beim Betrachten der Bilder habe ihm Dombrowka erklärt, dass es ihn irgendwann einfach geärgert habe, ständig diese Querpässe spielen zu müssen, zu Innenverteidiger Alexander Winkler, oder zum neuen Torwart Korbinian Müller. "Ja, und?" - fragte der Trainer verdutzt zurück.

Der Sprung von der vierten in die dritte Liga erfordert doch eine grundsätzliche Veränderung der Spielweise. Zumindest für diese Hachinger Mannschaft, die in der vergangenen Saison die Regionalliga spielerisch dominiert hatte. "Letztes Jahr haben wir uns richtig schön austoben können", sagt Dombrowka selbst. Gegen Bremen II ging das nicht und als ihm sein eigenes Spiel irgendwann nicht zielstrebig genug erschien, habe er eben ein paar riskantere Bälle gespielt - was einige Male daneben ging. "Der Anspruch ist anders. Wir müssen zurück zu den Basics", weiß Trainer Schromm über die dritte Liga. Er lässt seine Außenverteidiger an sich ganz gerne offensiv agieren. Aber Dombrowka und auf der anderen Seite Maximilian Bauer werden wohl auch an diesem Freitagabend viel Defensivarbeit zu verrichten haben, im ersten Heimspiel der Saison (19 Uhr, Sportpark) geht es gegen den Karlsruher SC. Die beiden Angreifer des Zweitliga-Absteigers sind den Hachingern gut bekannt. "Dominik Stroh-Engel trifft gegen uns besonders gern", weiß Schromm. Fünf Treffer in den letzten beiden Partien gegen Haching gelangen dem 31-Jährigen, damals noch für Darmstadt. Und Anton Fink, KSC-Zugang und gebürtiger Dachauer, war als Hachinger Stürmer 2009 sogar mal Drittliga-Torschützenkönig.

Irgendwann war Max Dombrowka (li.) gegen Bremen einfach genervt von den vielen Querpässen. Dann begann er Fehler zu machen. (Foto: Oliver Hardt/Getty Images)

Wird die Arbeit für Hachings Außenverteidiger nun also langweiliger? Kein Aufrücken mehr, keine Beteiligung an einem 100-Tore-Sturm wie vergangene Spielzeit? "Langweilig ist das falsche Wort", sagt Dombrowka, "eher spannender wird es". Im Vergleich zur Vorsaison werde alles intensiver: "Damals haben wir oft 4:1 geführt, dann hat alles wie von selbst geklappt. Jetzt treffen wir oft auf gleichgute Gegner." Natürlich dürfe er auch weiterhin mit nach vorne sprinten, sagt Schromm, das sei sogar erwünscht, werde auch weiter trainiert. Nur das Risiko müsse künftig minimiert werden. "Jetzt stehen die Gegner bereit, wenn wir Fehler machen, und sagen Danke." Einen Stroh-Engel habe es in der Regionalliga eben nicht gegeben.

Zur verstärkten Defensivarbeit kommt auch der verstärkte körperliche Einsatz. Der defensive Mittelfeldspieler Ulrich Taffertshofer trägt aktuell ein Veilchen unter dem linken Auge. "Ein Souvenir aus dem letzten Zweikampf", sagt er. Zweikämpfe habe es in Bremen viele gegeben. Auch er stellt fest, dass es in der vorigen Saison leichter fiel, Konter zu verhindern, Überzahl zu schaffen und vieles mehr. "Jetzt stellt der Gegner auch mal seinen Körper rein", sagt der robuste Aufbauspieler. 29 Drittliga-Einsätze hat er für Wacker Burghausen auf dem Konto, auf seinen 30. habe er drei Jahre lang warten müssen. Und nun gemerkt, dass er sich doch erst wieder umgewöhnen müsse. "Wir waren einen Tick überrascht", räumt er ein.

Trotz allem klingt niemand in Unterhaching, als fürchte er, dass der Ligaverbleib zum unlösbaren Problem werden könnte. Schromm glaubt an das Potenzial im Kader, seine Jungs müssten nur verstehen, "wie in der dritten Liga der Hase läuft". Fehlen wird am Freitag weiterhin Haching-Rückkehrer Thomas Hagn, der diese Woche mit Halsweh im Bett lag. Kapitän Josef Welzmüller könnte nach Trainingsrückstand sein Saisondebüt geben, zumindest war der Innenverteidiger wieder im Mannschaftstraining. Karlsruhe sei aber der klare Favorit, sagt Schromm. Auch an das Gefühl der Außenseiterrolle werden sich die Hachinger erst wieder gewöhnen müssen. Das kannten in der vergangenen Saison nur ihre Gegner.

© SZ vom 28.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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