SpVgg Unterhaching:Kleine Trikots, große Taten

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“Ich habe den Ball gut getroffen“: Sascha Bigalkes vierter Saisontreffer war am Samstag drei Punkte wert. (Foto: Claus Schunk)

Das Siegtor fiel glücklich. Trotzdem hat die SpVgg Unterhaching mit dem 1:0 gegen Preußen Münster bewiesen, dass sie in der dritten Liga angekommen ist. Die Mannschaft bleibt ohne Gegentor.

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Hachings Thomas Steinherr ist 1,70 Meter groß, Münsters Fabian Meng 1,87 Meter, und nach dem Spiel tauschten die beiden ihre Trikots. Über die daraus resultierenden Bilder im Kopf könnte man schmunzeln, der kleine Steinherr im weiten Meng-Trikot und umgekehrt. Auf dem Platz sah das ganz anders aus: Dort war die SpVgg Unterhaching eine Nummer zu groß für Preußen Münster, immerhin eine etablierte Größe in der dritten Liga. Schon bald wird man die Frage stellen können, ob der Aufsteiger bald auch noch über sich hinauswächst oder aktuell genau dort steht, wo er hingehört.

Keine Frage: Der 1:0 (0:0)-Erfolg Unterhachings war verdient. Gegen ein Traditionsteam, dessen Fans mehr als 650 Kilometer zurücklegen mussten und dann trotzdem lauter waren als die Anhänger der Gastgeber. Und dessen Trainer Benno Möhlmann hernach von seinem Kollegen Claus Schromm in den höchsten Tönen gelobt wurde ob seines Lebenswerks. Doch wenn der Ball mal läuft, so die erneute Erkenntnis, dann muss sich Haching vor niemandem in dieser Liga verstecken.

Das Tor des Tages gelingt Sascha Bigalke mit einem Scherenschlag unter die Latte

Das einzige Tor des Spiels fiel jedoch etwas glücklich und erst nach einem langen Abnutzungskampf. Die spielerisch überlegene Mannschaft benötigte hierfür einen weit geschlagenen Ball von Innenverteidiger Alexander Winkler auf Stürmer Stephan Hain. Dieser kam zwar nicht an den Ball, zwang mit seinem Sprint aber den gegnerischen Torwart Nils-Jonathan Körber am Strafraumrand zu einer ungenauen Faustabwehr. Diese landete halbhoch beim wieder einmal besten Hachinger Spieler, Sascha Bigalke. Der machte einen Scherenschlag in der Luft, um so den Ball direkt annehmen zu können, sein Heber landete unhaltbar unter der Latte (66.).

"Meine Spieler sind platt", sagte Trainer Schromm nach dem Spiel, sie hatten sehr viel Aufwand für diesen Sieg betreiben müssen. Einmal hatten sie auch großes Glück gehabt, denn Münster wäre in der 53. Minute nach einem Foul von Josef Welzmüller an Tobias Rühle eigentlich ein Strafstoß zugestanden. Insgesamt aber hatten die Gastgeber die besseren Möglichkeiten gehabt, und diese auch mehr herausgespielt. "Wir haben es dann verpasst, das 2:0 zu machen", sagte Torschütze Bigalke. Er hatte zum Beispiel den eingewechselten Thomas Hagn sehenswert in ein Eins-gegen-Eins mit dem Torwart geschickt, Letzterer blieb Sieger (79.).

"Geduld ist ein großes Wort bei uns", sagte Max Dombrowka, und das meinte der Abwehrspieler nicht nur mit Blick auf die Offensivbemühungen. Es war wohl kein Zufall, dass der Linksverteidiger noch auf dem Rasen besonders fest von seinem Trainer umarmt wurde. Die Hachinger Abwehr hat sich gefangen, nachdem sie im eigenen Stadion gegen Großaspach eine überdeutliche 1:4-Niederlage hatte hinnehmen müssen. Seit diesem bislang schlechtesten Saisonauftritt hat die Mannschaft in vier Ligaspielen kein einziges Gegentor mehr zugelassen. "Wir haben unser Spiel der dritten Liga angepasst", sagt Dombrowka über die Arbeit als Außenverteidiger, bei der er den Mann auf der rechten Seite, Maximilian Bauer, mit einschloss. "Wir interpretieren es nicht mehr so offensiv, sondern versuchen souverän zu spielen und erst mal die Zweikämpfe zu gewinnen." So kommt insgesamt weniger Gefährliches auf das eigene Tor. Im Hinblick auf gerade einmal zwei gute Münsteraner Möglichkeiten aus dem Spiel heraus merkte der 25-Jährige noch an, dass heute vom Gegner "aber auch nicht viel gekommen" sei. Bigalke sieht in der defensiven Ausrichtung des Gegners in gewisser Weise auch eine Respektbekundung.

Dass Unterhaching so wenige Chancen zulässt, ist auch aufgrund der aktuellen Verletztensituation beachtlich. Vor der Abwehr fehlt neuerdings Orestis Kiomourtzoglou wegen eines doppelten Bänderrisses. Dieselbe Diagnose hatte Dominik Stahl ereilt, der aber gut drei Wochen später immerhin seine kleine Tochter bedenkenlos umhertragen konnte und einen baldigen Wiedereinstieg ins Training in Aussicht stellte. "Wir durften und mussten viel rotieren", sagte Trainer Schromm über das Verletzungspech der vergangenen Wochen, umso froher sei er über die Entwicklung, die man genommen habe.

Dank der stabilen Abwehr und ein wenig Glück im Angriff sind die Hachinger auf dem Sprung, ein Spitzenteam zu werden: Als Fünfter der Tabelle haben sie bereits vier Punkte Vorsprung auf Rang sechs und zwölf auf die Abstiegsplätze. Ob vielleicht noch mehr drin ist, wird schon das nächste Wochenende zeigen. Dann steht die Partie beim Tabellenzweiten Magdeburg an. "Ein absolutes Highlight", schwärmt Schromm, "eine Riesenkulisse" erwartet Dombrowka. Siegtorschütze Bigalke sagte: "Wir verschwenden aber keinen Gedanken daran." Was er mit "daran" meint, ist klar: den Aufstieg. Dafür fühlt man sich immer noch ein wenig zu klein.

© SZ vom 16.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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