SpVgg Unterhaching:Frühreife Klassenbeste

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Zehn Jahre, zwei Tore: Dominik Stahl (li.) und die anderen Hachinger freuen sich mit Kapitän Josef Welzmüller (2. v. li.) über dessen Elfmetertor zum 3:0-Endstand - und über die Tabellenführung. (Foto: imago/foto2press)

Mit beeindruckender Lust am Fußball und einem 3:0-Heimsieg über Eintracht Braunschweig prescht die SpVgg Unterhaching auf Platz eins der dritten Liga.

Von Christian Bernhard, Unterhaching

Claus Schromm hatte einiges aufzuarbeiten. Er müsse etliches erst einordnen, gestand der Trainer der SpVgg Unterhaching ein. "Das ist schon ein Brett", sagte er, "das müssen wir sortieren." Einzusortieren gab es am Samstag nicht nur einen 3:0-Heimsieg gegen Eintracht Braunschweig, sondern auch die Hachinger Tabellenführung, die dieser Dreier mit sich brachte. "Das ist natürlich schön", sagte Kapitän Josef Welzmüller nach dem sechsten Liga-Saisonspiel ohne Niederlage, "es gibt nichts Besseres, als oben zu stehen." Die Stimmung bei der SpVgg war verständlicherweise gut. Noch lieber würde er die "Spitzenreiter"-Gesänge der Fans nach dem letzten Spieltag hören, fand Welzmüller, er grinste.

Von Beginn an zeigten die Hachinger gegen den Absteiger, dass sie in den vergangenen Wochen viel Selbstvertrauen getankt hatten. Sobald sie den Ball eroberten, schalteten sie blitzschnell um und schickten ihre schnellen Außenspieler Sascha Bigalke und Luca Marseiler auf die Reise. Den Lohn dafür gab es in Minute 14: Nach einer Braunschweiger Ecke zauberte die SpVgg über Lucas Hufnagel, Bigalke, Stephan Hain und Marseiler einen feinen Konter auf den Rasen, an dessen Ende Marseiler den Ball nur noch über die Linie schieben musste. "Wenn wir unseren Fußball spielen und diese Lust am Fußball haben, die man auch spürt, dann sind wir offensiv brutal stark", sagte Welzmüller. Die SpVgg war schneller, beweglicher und quirliger als die Eintracht, die bis zur 78. Minute keinen Schuss auf das Tor von Lukas Königshofer abgab. "Unterhaching ist sehr stark mit Ball, das haben sie auch heute bewiesen", lobte Eintracht-Trainer Henrik Pedersen.

Nach dem 1:0 gab es allerdings einen Bruch im Hachinger Spiel. "Da haben wir den Gegner ein bisschen kommen lassen, das müssen wir noch rauskriegen", räumte Welzmüller ein. Schromm war die Unzufriedenheit in dieser Phase deutlich am Seitenrand anzumerken, verärgert stapfte er in seiner Coachingzone hin und her und schlug sich die Hände wütend auf seine Oberschenkel. 25 Minuten lang habe sein Team da "geträumt", betonte er hinterher. "Wir waren total mutlos, das war nix."

Nach Wiederanpfiff machten die Gastgeber aber früh alles klar. Erst hämmerte Hain den Ball nach schöner Vorarbeit von Alexander Winkler unter die Latte (51.), dann verwandelte Welzmüller souverän einen von Marseiler herausgeholten Elfmeter (56.). Für den Kapitän war es erst sein zweites Pflichtspieltor in zehn Jahren deutschem Klubfußball. Deshalb kostete er es besonders aus, als sein Name vom Heimpublikum skandiert wurde. In den USA habe er ein paar Tore geschossen, "aber die konnten meinen Namen nicht aussprechen", erzählte er mit einem breiten Grinsen. Nach dem 3:0 war die Partie entschieden, "das Spiel wurde dann ruhiger und entspannter für uns alle", sagte Schromm.

Entspannt präsentierte sich auch Präsident Manfred Schwabl. Gegen Träumereien verwehrte er sich allerdings. Er bleibe dabei, erst nach dem 10. Spieltag gebe es eine Tendenz, sagte er. Sein Hauptaugenmerk liege sowieso auf der Entwicklung der Mannschaft und der Spieler - und was er da sieht, gefällt ihm. "Da passiert was", betonte er, "man merkt, sie werden erwachsener." Schwabl gab sich betont bescheiden. Momentan laufe es gut, erklärte er, aber das dürfe man nicht überbewerten, denn die Liga sei "brutal". Er sei jedes Mal froh, "wenn wir irgend einen Punkt holen". Deshalb fände er es "fatal", sich aktuell mit Aufstiegsrechnereien zu beschäftigen: "Das macht keinen Sinn."

Die Richtung stimmt aber - auf und neben dem Platz. Gegen Braunschweig kamen offiziell 3000 Zuschauer, erstmals seit Mai 2017 war wieder eine Hälfte der Osttribüne geöffnet. Und obwohl sie nur mäßig gefüllt war, deutete Schwabl das als gutes Zeichen. Für das Derby gegen 1860 München Ende September soll die ganze Osttribüne wieder geöffnet sein. "Wir kommen Schritt für Schritt ein bisschen voran im Verein", erklärte Schwabl.

Weiterkommen will auch Schromm - und zwar schon am Dienstag, wenn Haching um 19 Uhr beim Regionalligisten Wacker Burghausen zum Totopokal-Achtelfinale antritt. "Burghausen ist eine brutal hohe Hürde", betonte er, der Einzug in die nächste Runde sei aber "alternativlos". Damit das gelingt, wünschte er sich, dass jene Spieler, die gegen Braunschweig wenig oder gar nicht gespielt haben, mit ins Boot geholt werden. "Die Jungs, die viele Glücksgefühle haben, müssen ein paar an die anderen abgeben", sagte Schromm. Vorhanden sollten davon mehr als genug sein.

© SZ vom 03.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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