SpVgg Unterhaching:Entscheidende Zentimeter

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Haching unterliegt bei körperlich überlegenen Preußen in Münster. Zwei Innenverteidiger köpfeln die Tore zum 2:0 und rauben der Schromm-Elf auch die letzte Hoffnung auf den DFB-Pokal.

Von Christoph Leischwitz, München

Stefan Schimmer hätte es in den Schlussminuten dieser Partie gar nicht anschaulicher machen können. Der Angreifer der SpVgg Unterhaching kam im gegnerischen Strafraum an den Ball, viel Zeit zu schießen hatte er freilich nicht angesichts der giftig verteidigenden Spieler von Preußen Münster. Also zog Schimmer, den sie in Haching in Anlehnung an Gerd Müller gerne den "Bomber" nennen, so schnell wie möglich ab - und traf das Bein seines Mitspielers Stephan Hain (87.). Wenn schon mal kein Gegenspieler hinderlich war, dann standen sich die Hachinger am Samstag eben selbst im Weg. So setzte es eine verdiente 0:2 (0:1)-Niederlage beim Traditionsklub aus Nordrhein-Westfalen. Falls es in Haching überhaupt noch leise Hoffnungen gegeben haben sollte, zumindest den vierten Platz zu erreichen, um sich für den DFB-Pokal in der kommenden Saison zu qualifizieren, so dürften diese nun endgültig zerstört sein.

"Uns war klar, dass uns in Münster sehr, sehr viel dritte Liga erwarten würde", sagte Trainer Claus Schromm nach der Partie. Schon vor dem Wiederaufstieg hatte sich Unterhaching in Münster meist schwergetan, diesmal kam hinzu, dass die Preußen nach einem Trainerwechsel in der Winterpause geradezu aufleben. In der Rückrunden-Tabelle stehen sie auf Rang drei. Der Ausdruck "dritte Liga" wird gerne als Synonym für Kampf und hartes Spiel benutzt. Unterhaching ist die fairste Mannschaft dieser Liga, blieb bislang ohne Platzverweise und sammelte nur 45 gelben Karten. In Münster kam keine weitere dazu.

Echte Kerle: Der 1,89 Meter große Simon Scherder (re.) hat gerade das 2:0 für Münster erzielt, Keeper Lukas Königshofer reagiert sich am Pfosten ab. (Foto: imago/Kirchner-Media)

Das spielfreudige Unterhachinger Mittelfeld kam nicht oft zum Zug, weil sich die Spieler permanent in Zweikämpfen mit körperlich überlegenen Gegenspielern aufrieben. Schromm fand zwar auch, dass man gute Phasen hatte, gelegentlich gelang es sogar, die Heimelf am eigenen Sechzehner einzuschnüren. Dann aber fehlte oft die Präzision: Bälle versprangen, Flanken landeten im Toraus, Torschüsse flogen weit am Ziel vorbei. In der ersten Halbzeit tauchte vor allem Jim-Patrick Müller immer wieder vor dem Tor auf. Bei seiner besten Chance, einem Kopfball aus kurzer Distanz, köpfelte er den Ball allerdings Richtung Eckfahne (7.).

Es war eines der seltenen Spiele, in denen Unterhaching in der Abwehr besser agierte als im Angriff. Die Schromm-Elf kassierte bereits 45 Gegentore, nur fünf Mannschaften haben mehr. Diesmal ließ die SpVgg aus dem Spiel heraus wenig zu, die Heimelf blieb trotz der Überlegenheit im Mittelfeld fast eine halbe Stunde lang ohne nennenswerte Chance. "Aber die beiden Standards gehören eben auch zum Spiel", sagte Schromm über die zwei Eckbälle, die zu den Gegentoren führten.

Die körperliche Überlegenheit der Gegner setzte sich dann eben auf diesem Wege durch. Bei der Führung sprang der 1,89 Meter große Ole Kittner schlicht höher als sein 1,88-Meter-Gegenspieler Josef Welzmüller (35.). Vor dem 2:0 befanden sich nur vier Münsteraner im Hachinger Sechzehner, drei von ihnen kamen an den Ball, zuletzt Simon Scherder (ebenfalls 1,89 Meter), der die Kugel aus kurzer Distanz über die Linie köpfelte (66.). Zwei Innenverteidiger hatten also die Partie entschieden. "Wir hatten ein paar gute Momente. Aber auch einige Momente, wo wir nur zweiter Sieger waren, in der Luft und am Boden", fasste Schromm zusammen. Zwar bekam Schimmer in der 67. Minute die Möglichkeit, fast im Gegenzug das Anschlusstor zu schießen: Er scheiterte mit seinem Schuss aus spitzem Winkel jedoch am Fuß von Torwart Maximilian Schulze Niehues. Auch diese Chance war ein Zufallsprodukt gewesen, ein verunglückter Torschuss von Dominik Stahl, der letztendlich bei Schimmer landete.

Dass Haching mittelfristig in die zweite Liga will, ist ein fester Plan. Schromm arbeitete auch in Münster an diesem Ziel, indem er jüngeren Spielern Einsatzzeit gab. So spielte Orestis Kiomourtzoglou im defensiven Mittelfeld anstelle des Routiniers Ulrich Taffertshofer von Beginn an, Maximilian Bauer hatte den Vorzug vor Max Dombrowka bekommen, der am Samstag 26 Jahre alt wurde. In der 78. Minute kam auch noch Luca Marseiler zu einem Kurzeinsatz, fast auf den Tag genau ein Jahr nach seinem Kreuzbandriss. Der 21-jährige Mittelfeldspieler war im Februar bei Fortuna Köln schon kurz zum Einsatz gekommen, stand danach aber fast nie im Kader.

Die jungen Spieler werden am kommenden Samstag erneut eine Möglichkeit haben, viel zu lernen: Dann empfängt Unterhaching den Tabellenzweiten 1. FC Magdeburg - eine Mannschaft, die schon in der laufenden Saison den Sprung in die zweite Liga schaffen könnte.

© SZ vom 26.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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