SpVgg Unterhaching:Düpiert aus 50 Metern

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Meppener Kunstschütze: Deniz Undav (li.), hier im Zweikampf mit Hachings Niclas Stierlin, brachte die Gastgeber in Führung. (Foto: Werner Scholz/imago images)

Die SpVgg Unterhaching verliert in Meppen und muss den Aufstieg angesichts von acht Punkten Rückstand endgültig zu den Akten legen.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Kurz vor dem Spiel hatte Claus Schromm noch bei MagentaTV davon gesprochen, dass er auf den "kleinen Fußballgott" hoffe, schließlich habe man zuletzt in einigen Partien Pech gehabt. Man wolle sich "losgelöst von der Tabelle einfach mal belohnen", so der Trainer des Fußball-Drittligisten SpVgg Unterhaching. Doch auf das befreiende Erfolgserlebnis hofften die Rot-Blauen auch in Meppen vergeblich: Am Ende stand eine 0:3 (0:1)-Niederlage. Nach nur einem Sieg in den bisherigen sieben Partien nach der Corona-Pause können die Hachinger nun endgültig alle Aufstiegshoffnungen zu den Akten legen angesichts von acht Punkten Rückstand auf den Relegationsrang.

Die Schlagzeilen vor der Partie hatten den Meppenern gehört: Am Freitag war bekannt geworden, dass Trainer Christian Neidhart den SVM am Ende der Saison nach sieben Jahren in Richtung Regionalligist Rot-Weiß Essen verlassen wird. Nur ein paar Minuten lang wirkte es so, als wären die Emsländer von dieser Personalie in irgendeiner Form beeindruckt, Haching begann aggressiv und zielstrebig, schnürte Meppen ein, ohne allerdings eine zwingende Chance zu generieren.

Und dann knallte es auch schon auf der anderen Seite: Deniz Undav sah von der Mittellinie aus, dass SpVgg-Torwart Nico Mantl ein paar Meter vor seinem Kasten stand; der folgende Schuss hatte die perfekte Flugbahn; Mantl vermittelte zudem den Eindruck, als würde er nicht damit rechnen, dass die Kugel auf seinen Kasten kommt. Tat sie aber, via Innenpfosten schlug das 50-Meter-Geschoss im Netz ein - 1:0 (12.). Es sei nun einmal das Hachinger Spiel, den Torwart hoch stehen zu lassen, sagte Schromm später. "Nico soll viele Bälle ablaufen und tut das ja auch 20 bis 30 mal im Jahr." Da könne es auch mal passieren, dass er aus der Distanz einen einfängt.

Offensichtlich traf der Gegentreffer aus sprichwörtlich heiterem Himmel die Gäste tief ins Mark, denn in den nächsten Minuten brachten sie nur wenig zustande. Erst kurz vor der Pause hatten Felix Schröter (43.) und Niclas Stierlin (45.+1), jeweils nach Vorarbeit von Jim-Patrick Müller, die bis dahin besten Hachinger Chancen.

Doch das war nur ein kurzes Strohfeuer, obwohl Schromm zur zweiten Halbzeit seine Startelf korrigierte und in Luca Marseiller und Lucas Hufnagel genau jene beiden aus dem Spiel nahm, die er im Vergleich zum 0:0 gegen Mannheim letzten Mittwoch zunächst reinrotiert hatte. Auch mit frischen Kräften lief es nicht rund, es dauerte bis zur 65. Minute, ehe Moritz Heinrich mal wieder einen guten Abschluss verzeichnete, doch der Winkel war zu spitz, Torwart Matthis Harsman blockte ab. Zuvor war Meppen einige Male nahe am zweiten Tor gewesen, vor allem als sich Undev abermals anschickte, Keeper Mantl zu düpieren, diesmal aus etwa 35 Metern und einen kleinen Tick zu hoch (57.). Die Emsländer dominierten nun, ein Kopfballaufsetzer von Steffen Puttkammer flog am Tor vorbei (70.), Max Kremer scheiterte freistehend aus kurzer Distanz an Mantl (81.). Doch drei Minuten später war nichts mehr zu retten, nach perfektem Zuspiel von Hilal El-Helwe legte Marcus Prossek den Ball am Keeper vorbei ins Hachinger Tor (84.). "Mit der Phase vor dem 0:2 bin ich auf gar keinen Fall einverstanden", schimpfte Claus Schromm später. Das "kollektive Verhalten" sei "nicht in Ordnung" gewesen, insbesondere, weil er durch seine Wechsel in der Offensive erwirken wollte, dass die Mannschaft noch einmal Dominanz entwickeln sollte. Stattdessen habe man "verdient das 0:2 kassiert".

Und damit nicht genug, in der Nachspielzeit wurde Dominik Stroh-Engel ein klarer Elfmeter verweigert, im Gegenzug setzte Willi Evseev den 3:0-Schlusspunkt für Meppen. "Das ist sinnbildlich für unsere Situation", sagte Schromm, für den Aufstieg oder Relegation jetzt "mehr als unrealistisch" sind. "Wir haben keinen Lauf und während wir uns beim 0:0 gegen Mannheim noch 90 Minuten lang dagegen gestemmt haben, war das diesmal nicht der Fall." Enttäuscht zeigte sich auf Offensivspieler Jim-Patrick Müller am MagentaTV-Mikrofon: "Gerade ist der Wurm drin. Wir betreiben viel Aufwand, aber es reicht hinten und vorne nicht." Und so bleibt alles beim Alten: Auch in dieser Rückrunde kommt Haching nicht an das Niveau der Hinserie heran.

© SZ vom 22.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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