SpVgg Unterhaching:Die gefeierte Null

Lesezeit: 2 min

Macht nichts, Bruder: Der eingewechselte Niclas Stierlin (links) tröstet Lucas Hufnagel nach dessen vergebener Konterchance in letzter Minute. (Foto: imago images/Hübner)

Der Fußball-Drittligist gerät gegen Braunschweig in Unterzahl in Bedrängnis. Mit Glück, Geschick und dank Torwart Nico Mantl bleibt es beim 0:0.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Es lief die fünfte Minute der Nachspielzeit, da machten sich die Hachinger noch einmal auf den Weg: Moritz Heinrich leitete den Konter ein, er spielte im perfekten Moment auf Lucas Hufnagel, alles war bereitet für den filigranen Mittelfeldspieler, das Happy End herbeizuführen - doch er brachte den Ball nicht mehr an Braunschweigs Torwart Jasmin Fejzic vorbei. Im nächsten Moment pfiff Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck die Partie vor 17 000 Zuschauern an der Hamburger Straße ab. 0:0 hieß es am Ende, eine Punkteteilung, die der SpVgg Unterhaching zwar nicht genügte, um auch nach dem zwölften Spieltag Tabellenführer zu bleiben. Angesichts der Umstände feierten die Rot-Blauen das Remis jedoch wie einen Sieg.

"Es ist mittlerweile nicht mehr so leicht, gegen uns ein Tor zu schießen", sagt Claus Schromm

Das Team von Trainer Claus Schromm hatte fast die gesamte zweite Halbzeit in Unterzahl bestritten, nachdem Jim-Patrick Müller die gelb-rote Karte gesehen hatte (53.). Man müsse die beiden Phasen isoliert voneinander betrachten, sagte der Hachinger Coach hinterher: "Man muss sehen, wie wir hier vor dieser Kulisse aufgetreten sind. Wir waren spieldominant, haben mutig agiert, auch mit Ball", lobte Schromm. Nach dem Platzverweis habe sich die Partie gedreht: "Da waren wir nur noch am Verteidigen, aber es ist mittlerweile nicht mehr so einfach, gegen uns ein Tor zu schießen." Mit etwas Glück und dank des starken Torwarts Nico Mantl "machst du hier dann die Null", so Schromm, der jedoch auch die letzte Chance seines Teams nicht vergaß: "Da hatte Braunschweig Glück, aber am Ende sind wir froh, einen Punkt mitgenommen zu haben."

Bei der Eintracht hatte die SpVgg seit 13 Jahren keinen Zähler mehr geholt, ja noch nicht einmal ein Tor erzielt. Dass sich beides diesmal unbedingt ändern sollte, zeigten die Hachinger nach einer Viertelstunde: Nach Pass von Heinrich zirkelte Müller den Ball von der rechten Seite an den entfernten Pfosten, der Abpraller fiel Dominik Stroh-Engel vor die Füße, doch Braunschweigs Kapitän Benjamin Kessel klärte den Schuss mit einer spektakulären Flugeinlage. Vorne machte Kessel keine ganz so glückliche Figur, als er nach Flanke von Martin Kobylanski freistehend ziemlich kläglich vergab (22.); Vorbereiter Kobylanski visierte fünf Minuten vor der Pause aus 13 Metern den Pfosten des Hachinger Tors an. Die letzte Chance im ersten Durchgang hatten die Gäste, doch Felix Schröters Drehschuss wurde geblockt (44.).

Auch in Durchgang zwei erwischte die SpVgg den besseren Start, doch Stroh-Engel brachte nicht genug Druck hinter seinen Kopfball, und den Schuss von Markus Schwabl aufs kurze Eck parierte Fejzic. Es folgte Müllers zweites Foul. Nachdem er im ersten Durchgang für einen Allerweltszweikampf verwarnt worden war, trat er jetzt im gegnerischen Strafraum Niko Kijewski aus den Socken - und musste Feierabend machen. "Die erste Karte war keine, die zweite schon. Mit ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl von Spieler und Schiedsrichter wäre es hier mit elf gegen elf zu Ende gegangen", sagte Schromm.

So aber schlug jetzt vermeintlich die große Stunde der Niedersachsen: Immer wieder kamen sie gefährlich vors Hachinger Tor, etwa als Kijewski von links auflegte und Nick Proschwitz aus kürzester Distanz an SpVgg-Torwart Mantl scheiterte (70.). "Ich bin mit dem Ball mitgegangen, hab mich groß gemacht und hatte Glück, dass ich angeschossen wurde", sagte Mantl, der zuletzt beim 1:0-Sieg gegen die Schweiz sein Debüt in der U-20-Nationalmannschaft gegeben hatte. "Diese Berufung war ein Bonus und eine riesige Erfahrung für mich, aber jetzt liegt der Fokus wieder voll auf Haching", so Mantl, der kurz vor Schluss machtlos gewesen wäre, als Hachings Verteidiger Alexander Winkler bei einer Flanke von Braunschweigs Leandro Putaro den Kopf einzog, in der Mitte jedoch Alfons Amade freistehend drüber bolzte. Es war die letzte Chance der Gastgeber. Am Ende holte sich Haching verdient den ersten Zähler unter der Leitung von Trainer Schromm in Braunschweig. Und ist nun als Tabellenzweiter schon seit sechs Partien ungeschlagen.

© SZ vom 21.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: