SpVgg Unterhaching:Breitkreuz

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Alles richtig gemacht: Jim-Patrick Müller (unten) erzielt zwei Tore, verhindert einen Gegenstoß und darf sich hier von Dominik Stahl und Sascha Bigalke nach dem 3:1 feiern lassen. (Foto: imago/Eibner)

Die Schromm-Elf startet mit einem 3:1-Auswärtserfolg beim KFC Uerdingen in die neue Drittliga-Saison. Vor allem, weil die Mannschaft flüssiger kombiniert als die namhaften Kicker des ambitionierten Aufsteigers.

Von Christoph Leischwitz, München

Es war eine gute Nachricht für die SpVgg Unterhaching, dass der Hamburger SV Finn Porath nicht zurückgeholt hat, obwohl der Zweitligist die Option dazu gehabt hätte. Und es war ebenso eine gute Nachricht, dass Spieler wie Lucas Hufnagel in der Fremde einfach keinen Erfolg hatten. Porath jedenfalls dürfte am Sonntagnachmittag, beim Gastspiel gegen den KFC Uerdingen, der meistgefoulte Spieler der Unterhachinger gewesen sein - meist deshalb, weil er nicht anders zu stoppen war. Hufnagel ist nach einer Süddeutschland-Tour über Freiburg und Nürnberg zurückgekehrt und erzielte im ersten Spiel für seinen alten Klub nach mehr als drei Jahren gleich mal ein Tor. "Der Hufi halt", sagte Hachings Trainer Claus Schromm später mit einem zufriedenen Unterton über dessen Torgefährlichkeit.

"Der Hufi" war nicht der Einzige, der sich gut eingespielt zeigte im Duell gegen einen ambitionierten Aufsteiger, der letztlich im Stadion des MSV Duisburg zu einer guten Mannschaftsleistung und einem 3:1 (1:0)-Erfolg beitragen konnte.

Großkreutz? Oder Aigner? Der spielentscheidende Doppelpack gelingt Hachings Müller

Viel war vor diesem Spiel die Rede gewesen von den großen Namen bei Uerdingen - Weltmeister Kevin Großkreutz spielt nun dort, auch der ehemalige 1860er Stefan Aigner. Aber eben auch von den Hachinger Rückkehrern, von denen neben Hufnagel auch Markus Schwabl in der Startelf stand. Entscheidend für den Sieg war aber zuvorderst der Doppelpack eines Spielers, der nun in seine dritte Saison in der Vorstadt geht und zu den zuverlässigen Stammkräften gehört: Jim-Patrick Müller traf in der 24. Minute nach Zuspiel von Porath zur Führung, in der 56. Minute nutzte er einen Stellungsfehler des Uerdingers Christopher Schorch per Kopf zum 3:1.

Zwischen dem Wiederanpfiff und Müllers zweitem Tor war die insgesamt recht ansehnliche Partie besonders turbulent gewesen, die Hachinger zeigten in dieser Phase auch komprimiert ihre vielen Stärken und ihre wenigen Schwächen in diesem Spiel. Mit präzisen Kombinationen und dank Hachings Zweikampfstärke landete der Ball zum Beispiel in der 47. Minute über Stephan Hain bei Hufnagel, der aus kurzer Distanz den Uerdinger Keeper René Vollath verlud und zum 2:0 traf. Vier Minuten später allerdings scheiterte der 24-Jährige aus ähnlicher Position - und im direkten Gegenzug musste auf der anderen Seite Hachings Torwart Lukas Königshofer im Eins-gegen-Eins mit Aigner klären. Viel brachte seine Parade mit dem linken Fuß aber nicht ein, weil Aigner dafür gleich nach der anschließenden Ecke zum 1:2 traf. Dominik Stahl war die Flanke unglücklich über den Oberschenkel gerutscht, sodass der Ex-Löwe aus kurzer Distanz frei zum Abschluss kam.

Anfällig zeigte sich die Hachinger Abwehr um den souveränen Zugang Marc Endres meist nur nach Tempogegenstößen, wenn sie nach eigenen Torabschlüssen zu weit aufgerückt war. In der ersten Halbzeit führte das auch zu zwei gelben Karten wegen taktischer Fouls für Schwabl und Müller. Letzterer sah den Karton nach einem Foul an Großkreutz, der aber nur selten sein Können aufblitzen lassen konnte. Der langjährige Dortmunder wurde nach einer guten Stunde ausgewechselt.

"Wir spielen sehr konzentriert. Bei Uerdingen sieht man, dass sie sehr viel individuelle Qualität haben, aber noch nicht so eingespielt sind", hatte Hachings Präsident Manfred Schwabl zur Pause gesagt. Und gehofft, dass ihm diese Aussage nach der Pause "nicht auf die Füße fällt". Das tat sie nicht. Auch wenn Keeper Königshofer in der Schlussphase mehrere Distanzschüsse parieren musste und Glück hatte, dass der ehemalige Hachinger Mario Erb knapp am Tor vorbei köpfelte (76.). Außerdem wurde ein zweites Uerdinger Tor aberkannt, weil Maximilian Beister den Ball mit der Hand mitgenommen hatte. "Sonst wäre es noch mal eng geworden", mutmaßte Schromm, der seiner Mannschaft aber einen verdienten Sieg bescheinigte.

Für ihn hatte dieser Erfolg auch mit gewonnener Erfahrung zu tun. Vor einem Jahr hatte seine Mannschaft zum Auftakt gegen den späteren Absteiger Werder Bremen II verloren, weil sie sich von Rückschlägen beeindrucken ließ. Die Minute, in der das 1:2 fiel, sei diesmal sehr kritisch und "brutal zu verdauen" gewesen - dabei habe man aber eben gesehen, wie viel die Mannschaft dazugelernt hat. Darüber hinaus scheint der Kader nun breiter aufgestellt, ein Spieler wie Orestis Kiomourtzoglou etwa, vergangene Saison eine der großen Hachinger Entdeckungen, saß anstelle von Hufnagel auf der Bank. Den wiederum habe man lange bearbeiten müssen, damit er nach Haching zurückkehrt: "Für ihn war die dritte Liga ja ein gedanklicher Rückschritt", so Schromm. Er habe ihm gesagt: "Du musst spielen, wo du hingehörst: im Zentrum." Zumindest im ersten Spiel fühlte er sich dort offensichtlich zu Hause.

© SZ vom 30.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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