SpVgg Unterhaching:Beschimpfungen am Betzenberg

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Schlechtes Spiel, schlechter Gegner, noch schlechtere Leistung: Drittligist Haching ist zwar lange gleichwertig, kommt in Kaiserslautern aber noch mit 0:4 unter die Räder.

Von Christoph Ruf, Kaiserslautern

Gut 30 der insgesamt 70 Hachinger Anhänger hatten die "Schnauze voll" und wollten das der Mannschaft unbedingt noch mitteilen. Weshalb sie wenige Minuten vor Abpfiff von ihren Plätzen hoch oben in der Gästekurve hinab zum Zaun gingen und von dort aus die Spieler beschimpften, die sich nach dem Schlusspfiff brav zwei Meter vor ihnen aufgebaut hatten. "Ein völlig sinnloses Ritual", wie Marc Endres fand. "Was die einem entgegenbrüllen, hört man sich an und denkt sich seinen Teil", sagte der Unterhachinger Innenverteidiger. "Wir wissen auch selbst, was wir falsch gemacht haben." Man habe eben einfach kein Tor geschossen.

Um genau zu sein, hatten die Hachinger ziemlich viel falsch gemacht bei dieser 0:4-Niederlage, die sich nach der Hälfte der Spielzeit noch nicht ansatzweise abgezeichnet hatte. Und weit mehr, als einfach nur kein Tor zu schießen. 0:0 hatte es zur Halbzeit nämlich gestanden, weil sich zwei Mannschaften, die eher miserabel als schlecht spielten, neutralisiert hatten. Könnte man auf diesem Niveau noch spielerische Qualität messen, wäre sogar Haching leicht im Vorteil gewesen.

Und eigentlich spielte Kaiserslautern nach dem Seitenwechsel auch nicht viel besser als davor - bis Christian Kühlwetter nach einer Stunde den ersten Treffer schoss (59.) und Florian Pick kurz darauf den zweiten folgen ließ (62.). Aus einem Spiel, bei dem sich Haching berechtigte Hoffnungen auf Punkte machen durfte, war binnen drei Minuten eines geworden, das die altbekannte Dynamik annahm: Man hält passabel mit, ist spielerisch eher überlegen - und verliert. So sah es im Großen und Ganzen auch Trainer Claus Schromm: "Täglich grüßt das Murmeltier."

Nur dass das Spiel nach dem 0:2 eben noch nicht vorbei war, jeder im Stadion aber den Eindruck bekommen musste, dass die Hachinger Spieler das aber genau so empfanden. Dass die Gäste von nun an so spielten, als wäre die Partie bereits entschieden, war das eigentlich Bedenkliche an einem Nachmittag, der letztlich mit einem 0:4 endete, weil André Hainault (88.) und Christoph Hemlein (90.+1.) weitere Treffer folgen ließen. Denn Haching spielte nach dem ersten Gegentor seltsam körperlos und erweckte zu keinem Zeitpunkt mehr den Eindruck, dass so etwas wie eine Trotzreaktion folgen könnte. Als Trainer Schromm in der 82. Minute einen Doppelwechsel durchführte, trieb er seine Mannen mit kreisenden Armbewegungen noch mal an. Dass dies die größte Energieleistung in Halbzeit zwei war, wollte er hernach aber nicht bestätigen: "Wir waren oft im letzten Drittel, haben es aber ähnlich wenig erfolgreich gemacht." Ein so klares Ergebnis trübe vielleicht auch die Wahrnehmung, befand Schromm. Und dennoch. Die Geschichte von gefällig spielenden Hachingern, die unverdientermaßen Punkte lassen, konnte man dieses Mal nicht rezitieren. Im Gegensatz zu den Spielen gegen Zwickau und Jena, als jeweils das schwächere Team gewann, war die Dramatik in Kaiserslautern eine andere. Der Gegner war zwar erneut alles andere als gut, sein Sieg war aber verdient.

"Wir brauchen gar nicht lange reden, wenn wir das Tor nicht machen", sagte Endres noch. Und biss sich erkennbar auf die Zunge - er hätte sonst ein paar unfreundliche Dinge über den Kollegen Luca Marseiler sagen müssen. Der lief in der 17. Minute frei auf das Lauterer Tor zu, nachdem Keeper Lennart Grill am Ball vorbeigesprungen war - und schoss ans Außennetz. Wer die Chance auf die Führung so vergibt, was den Hachingern in dieser Saison nicht zum ersten Mal passierte, der hat in der Offensive ein massives Qualitätsproblem. Bleibt die Hoffnung auf Besserung im nächsten Heimspiel: Mit den Sportfreunden Lotte kommt das Team in den Sportpark, das die wenigsten Tore aller Vereine erzielt hat.

Claus Schromm hat sich übrigens auch noch Richtung Fankurve getraut und kam mit anderen Eindrücken zurück als die Spieler ein paar Minuten zuvor: "Ich bin erst nach den Interviews hingegangen und kann nur sagen, mit den zehn, 20, die da standen, konnte man sich sehr vernünftig unterhalten." Aufgemuntert hätten sie die Spielvereinigung und betont, dass noch nichts verloren sei. "Aber Sie haben natürlich auch gefragt, warum wir auch diesen Matchball nicht genutzt haben", berichtete Schromm. "Das fragen wir uns auch."

© SZ vom 06.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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